Eigentlich fing alles ganz "easy" an. Mein Mann und ich lernten uns Mitte ´97 kennen, er knapp 21, ich 18 1/2 Jahre alt (beide noch in Ausbildung/Schule/Studium). Nach einigen Startschwierigkeiten (ich war anfangs ziemlich schüchtern und wollte nicht so recht) kamen wir dann doch zusammen und verstanden uns sehr gut. So gut, daß wir bereits im Dezember ´97 beschlossen, uns zu verloben. Im März ´98 gab es dann die offizielle Verlobung mit Familienfeier im kleinen Kreis. Ich durfte "Du" sagen und weil ich ein Harmoniebedürfnis hatte und mir auch zu meinen Schwiegereltern ein "elterliches" Verhältnis gewünscht hatte, schlug ich vor, auch zu ihnen "Mama und Papa" zu sagen. Vorab: Wenn die Mutter was gekocht hat, hat jeder erst einmal in den Topf geschaut, ob es ihm schmeckt, ggf. gemotzt und ist nicht zum Tisch erschienen, wenn es nicht nach dem eigenen Belieben war. Dafür hat sich dann einfach jeder selbst an Kühlschrank und Tiefkühltruhe bedient. Das kenne ich von zu Hause überhaupt nicht. Wir (auch vier Kinder) essen immer gemeinsam. Und obwohl ich auch nicht gerade vom Essen der Schwiegermutter begeistert war (meist Dosen- bzw. Fertigkost - ich bin dagegen mit selbst zubereiteter, frischer Kost verwöhnt), habe ich immer mitgegessen und meinen Freund praktisch auch zum Essen "gezwungen". Ich habe mit ihm darüber geredet, daß ein solches Verhalten nicht fair demjenigen gegenüber ist, der sich die Mühe zu kochen gemacht hat. Das fiel auch der Mutter auf und sie freute sich darüber. Erst Ende 2000 wurde es ernst... Denn ich wollte nicht von der ganzen Verwandtschaft umringt und begutachtet sein. Jeder meint nämlich, beim anderen reinreden zu müssen. Und Besuche ohne Voranmeldung sind da an der Tagesordnung - eine Sache, die ich überhaupt nicht leiden kann. Wenn man im selben Ort wohnt, ist man auch gezwungen, zu jeder Feierlichkeit aufzutauchen. Das ist mir aber bei 8 Tanten und Onkel, deren Kinder z.T. schon wieder eigene Familien haben, einfach zu viel. Das habe ich den Eltern dann auch freundlich und deutlich erklärt. Es gab noch mehr Gründe für meine Entscheidung, die habe ich aber weggelassen, weil ich niemanden von der Familie beleidigen wollte: es gibt auch ein paar "leicht asoziale" Verwandte (großer Alkoholkonsum, schlechte Umgangsformen etc.), mit denen ich keinen näheren Umgang pflegen wollte. Aber das kann man ja auch nicht machen, daß man einen Teil besucht bzw. einlädt und den anderen Teil links liegen läßt und alle es noch "live" am Ort mitkriegen. Zudem wollte ich nicht auch noch mit den Ehe- und Familienproblemen der Schwiegerfamilie belastet werden. Außerdem kommen von den Schwiegereltern manche Ratschläge Anweisungen gleich, und da bin ich ein bißchen empfindlich, ich möchte mein Leben selbst regeln. Mein Mann wäre durchaus in dem Ort geblieben - also stand ich bei dieser Diskussion auf verlorenem Posten. Als feststand, daß wir wegziehen (lächerliche 10 - 15 km) gab es den größten Ärger. Ich wurde in der Küche der Schwiegereltern regelrecht zusammengeschissen - und das nicht leise. Durch Zufall habe ich manches mitgekriegt, weiß aber heute nicht mehr, was es alles im einzelnen war. Jedenfalls war es enttäuschend für mich, daß mein Mann das nicht geblickt hat - scheint eine typisch männliche Krankheit zu sein... :-) Zur "Strafe", weil wir wegzogen, - so hatte ich zumindest den Eindruck - wurde uns dann das Hochzeitsgeld gekürzt. Mein Mann gab von seinem Ausbildungsgehalt monatlich einen größeren Betrag ab. Dieser wurde angelegt mit dem Hinweis, daß wir diesen Betrag später für die Hochzeitsfeier verwenden könnte. Also keine Feierlichkeit in einem Restaurant mit schönen Ambiente ... es wurde ein Saal gemietet und das Essen beim Partyservice vorbestellt. Mit der Planung waren wir vollauf beschäftigt. Das war eine Heidenarbeit, sich um alles selbst kümmern zu müssen. Nach unserer Standesamtlichen Trauung am Freitag sind wir dann in den Saal gedüst und haben alles selbst vorbereitet. Wir hatten dabei die kostengünstigste Variante gewählt:statt wie ursprünglich vorgestellt am Sonntag morgen zu heiraten, wurde ein Samstag Nachmittag gewählt (immerhin eine Mahlzeit eingespart!). Nach der Trauung sollte es erst einmal Kaffee und Kuchen geben. Abends dann das Essen vom Partyservice (Menü mit mehreren Gängen). Aber auch das war den Schwiegereltern nicht recht: "Kuchen wolle ja nicht jeder essen, das könne man nicht machen (also bei 20 Kuchen und Torten war bestimmt für jeden was dabei)!!! Diejenigen müßten ja bis zum Abendessen hungern. Und das Abendessen sei ja sowieso zu spät angesetzt, man müsse da auf die Älteren Rücksicht nehmen, die würden "so spät" nichts mehr essen ("so spät" war zwischen 19 und 20 Uhr...)" Es ging sogar soweit, daß die Schwiegereltern UNSERE Pläne mit der Verwandtschaft diskutierten: "XY haben auch gesagt, daß das nicht gut ist und dann müßten sie halt mal zwischendurch zum MacDonalds essen gehen... bla bla bla!" UNSERE Feier wollten sie nach IHREN Vorstellungen gestalten. In der Hoffnung, daß meine Eltern ähnlich denken, wurde ein Treffen mit meinen Eltern anberaumt, um UNSERE Hochzeit mit ihnen zu besprechen. Das alles hat sehr weh getan und tut es heute noch. Wenn ich so darüber nachdenke und spüre, wie ich mich heute - über ein Jahr später - immer noch darüber aufrege, überlege ich, ob es nicht besser gewesen wäre, einfach mit gleicher Münze "zurückzuschießen". Vielleicht war auch meine "Augen zu und durch" - Methode das beste, denn glücklich verheiratet bin ich auf jeden Fall. Aber der bittere Nachgeschmack bleibt. Ich fühle mich in Gegenwart der Schwiegereltern nicht wohl, obwohl ich das alles eigentlich vergeben und vergessen möchte.Komischerweise ist es schlimmer, wenn die Schwiegereltern bei uns zu Hause sind. Dann fühle ich mich richtig "bedroht". Wenn wir bei ihnen zu Besuch sind, geht es. Es ist jetzt schon seit einiger Zeit nichts mehr gewesen. Wohl auch, weil wir uns ein bißchen rar gemacht haben. Vielleicht haben sie ja doch was gemerkt ... Was ich mir eigentlich (vor allem für mich selbst) gewünscht habe, ist eine Entschuldigung. Vielleicht hätte ich dann mit dem, was passiert ist, besser klar kommen können. Aber davon werde ich wohl nie etwas hören...Leika am 26.08.02 |
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