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Ich weiß nicht recht, weshalb Google hierher verweist :)

 

 

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Wunschtraum - Traumwunsch?

Sonnenstrahlen kitzelten übermütig ihre Nase, verwandelten ihre Tränen in glitzernde Perlen. Das Ticken der Uhr drang höhnisch in ihr Bewußtsein, hatte sie doch jegliches Zeitgefühl verloren. Die Gedanken drehten sich wie Mühlsteine in ihrem Kopf. Sie lief vom Sessel zum Spiegel im Bad, betrachtete skeptisch ihr verheultes Gesicht und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus, was dort nur ein gequältes Grinsen hervorrief. "Lach nicht so blöd, Du dämliche Kuh!" schrie sie sich an: "Du kriegst einfach nichts auf die Reihe, Du bist überhaupt nicht lebensfähig, so unsagbar blöd bist Du!" Dann griff sie zur letzten Rasierklinge, die sie neben verschiedenen Tuben mit Enthaarungscremes vorfand. Vorsichtig ritzte sie sich damit in die Haut, so daß einzelne Bluttropfen träge hervorquollen. Den Schmerz schien sie nicht wahrzunehmen und es wurde ihr auch nicht übel, so wie vor beinahe zwanzig Jahren ihrem Mann, als ihr kleiner Sohn bös' mit dem Köpfchen auf die Tischkante gefallen war und sie sich schließlich um alle beide kümmern mußte. Ihr Gesicht verfinsterte sich noch mehr bei dem Gedanken an ihre ach so ferne, in alle Winde zerstreute Familie. Sie malte sich aus, wie alle heulend um ihren Sarg stehen würden.

Nein, keiner würde verstehen, weshalb sie, die fröhliche, beliebte Frau, die doch mit beiden Beinen im Leben zu stehen schien, diesen letzten Ausweg gewählt haben würde! "Ausweg" - war das denn ein Ausweg? Da war doch bloß ein riesengroßes dunkles Nichts. Alles war besser als dieses Nichts!

"Nur 0,2% aller ausweglos erscheinenden Situationen sind es tatsächlich..." erinnerte sie sich bruchstückhaft an irgendeine psychologische Abhandlung, die sie vor Jahren während ihres Studiums gelesen hatte. Dieser Satz hatte sie schon ein, zwei Mal getröstet, wenn sie sich in schwierigen Situationen befand.

Und "Die Zeit heilt alle Wunden." schnurrte es in ihrem Bewußtsein und sie fühlte sich plötzlich, als versorgte ihre Oma Emma ihre wunde Seele mit Trostpflastern. So, wie sie aufgeschrammte Ellenbogen und Knie versorgt hatte, wenn das kleine Mädchen ihrem großen Bruder über Zäune, auf Schuppendächer und Obstbäume gefolgt war.

Oh ja, sie hatte eine schöne Kindheit gehabt! Manch Außenstehendem wäre das, objektiv betrachtet, sicher anders erschienen, wuchs sie doch mit ihren drei Brüdern bei ihrer alleinstehenden Mutter auf, die alle Emotionen und alle Geduld in ihrem Beruf als Unterstufenlehrerin aufbrauchte, so daß für die eigenen Kinder nichts mehr übrig zu bleiben schien.

Nein, so hatte sie es nie gesehen! Ihre Mutter schlüpfte in eine Vaterrolle für sie, denn sie ernährte mit ihrem Job die Familie und wachte über gesellschaftliche Akzeptanz - in einer Gemeinde von 250 Einwohnern als "Zugereiste" eine Leistung! Emma war die gute warme Seele im Hause. Die warmherzige, rundliche Frau sorgte für das leibliche und seelische Wohl der kleinen Familie.

Bei dieser Erinnerung schluchzte sie herzzerreißend und ein wahrer Tränenstrom bahnte sich seinen Weg über ihr Gesicht. Selbstmitleid! Das war nun wirklich das Letzte, was sie brauchen konnte: wie ein Jammerlappen rumhängen und tatenlos zerfließen. Hoffnungslose, selbstmitleidtriefende Tatenlosigkeit ließ sie schlaff in den Sessel sinken, dann wieder riß blinde Unruhe, ungerichteter Tatendrang sie hoch, so daß sie wie ein gefangenes Tier zwischen Balkon und Bad hin und her irrte. Mal sah sie sich blutüberströmt im Bad liegen, dann wieder seltsam verkrümmt im ca. 30 m unter ihr so klein und eng erscheinenden Hof. Vielleicht würde sie einen Mitbewohner erschrecken, der gerade zur Haustür herauskam - so wie das knapp zwei Jahre zuvor der Postbotin ergangen war, als eine junge Frau sich auch von diesem Balkon in die Ausweglosigkeit fallengelassen hatte. Schaudernd wendete sie sich ab, fühlte sie doch schon den kribbelnden Sog des Abgrunds an ihren Fußsohlen. Und was wäre, wenn sie während des Fluges doch plötzlich umkehren wollte...? Oder wie würde sie aussehen, so blutüberströmt im Bad! Und überhaupt, wer sollte die Sauerei dann eigentlich wegräumen? Sie lachte kurz auf, "Galgenhumor" schoß es ihr durch den Kopf. Sie konnte sich plötzlich selbst Beobachten, Trösten und Aufrütteln.

Das war eine ganz neue Erfahrung! Sie nahm sich selbst bei der Hand, sagte: "Die Zeit hilft, Abstand zu gewinnen, dann sieht alles ganz klein und harmlos aus, was dich jetzt zu ersticken droht, morgen ist es nicht mehr so schlimm - und umbringen kannst du dich dann schließlich immer noch, wenn es denn sein muß." Völlig erschöpft wie nach ungewöhnlich harter körperlicher Anstrengung schlief sie dann endlich ein einem neuen Tag entgegen.

Diese Geschichte ist wie andere meiner Erzählungen unter www.francisworld.de zu finden.
Karin am 02.08.2000


wunderschöne Stiefmutterlinie

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