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Vom Guten im Schlechten

Diese Geschichte ist unheimlich moralisierend, wer so etwas nicht schätzt, sollte an dieser Stelle besser aufhören zu lesen.
Paul Watzlawick schreibt in seinem Buch Vom Schlechten im Guten über die negativen Effekte, die auftreten können, wenn man zuviel des Guten tut. Wenn viel gut ist, dann muß mehr noch besser sein diesem Irrtum unterliegen viele Menschen. Eines der Beispiele, die er anführt, ist ein Hangar für Raumfahrzeuge, der von den Amerikanern gebaut wurde. Zu diesem Zweck nahmen sie die Baupläne des bisher größten gebauten Hangars her und multiplizierten alle Maße mit dem Faktor zehn. Als das Wunderwerk fertig war, stellte sich heraus, daß sich wegen der Größe des Gebäudes im Innern ein Kleinklima bildete mit Regenfällen und Gewittern, also genau den Phänomenen, vor denen man die kostbare Raumfluggeräte eigentlich schützen wollte.
Es kann aber auch umgekehrt der Fall sein, nämlich daß etwas vordergründig Schlechtes auch seine guten Seiten hat. Das gilt auch für Ereignisse, denen auch auf den zweiten und dritten Blick nichts Positives abzugewinnen ist.
Ich hörte vor einigen Monaten einem sehr interessanten Vortrag über Sterbebegleitung. Den Vortrag hielt ein Krankenpfleger, der zugleich evangelischer Pastor war, kurioserweise lautete sein Familienname Sorge. Er erzählte viele interessante Dinge, die des Zuhörens wert waren. Bedingt durch seinen Beruf, hatte er schon viele Todkranke begleitet und ihnen Trost gespendet. Er erwähnte immer wieder, was er von den Sterbenden gelernt hatte. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir jedoch folgendes:
Ein Vertreter, der viel unterwegs war, hatte einen Autounfall, als dessen Folge er querschnittgelähmt blieb. Er war sehr verbittert, haderte mit seinem Schicksal und wollte seine Lage nicht akzeptieren. Eine Therapeutin betreute ihn und versuchte, ihn aufzurichten. Sie gab ihm ein Blatt Papier mit der Anweisung, auf der einen Seite er die schlechten Aspekte seiner Behinderung zu notieren. Die anderen Seite sollte den positiven Gesichtspunkten vorbehalten bleiben.
Wie zu erwarten war, blieb der Teil mit den positiven Aspekten leer, während sich die andere Hälfte des Blattes rasch füllte. Die Betreuerin sagte nichts dazu, sie warf nur ab und zu wortlos bei ihren Besuchen einen Blick auf das Papier. Bald war sich das zweite Blatt mit negativen Dingen vollgeschrieben, während die "gute Seite" nach wie vor leer blieb. Das ging einige Wochen so, der Patient blieb depressiv. Doch plötzlich stand auf der guten Seite des Blattes ein Satz: Ich habe die Vögel im Garten singen hören. Die Therapeutin las den Text, legte den Zettel wieder auf den Tisch und ging. Einige Zeit später stand der nächste Satz auf der guten Seite: Ich kenne einige Vögel mit Namen. Die Therapeutin las den Text und reagierte wie zuvor.
Wiederum einige Zeit später stand auf dem Zettel: Mein Sohn hat einen Vater, der zu Hause ist, wenn er von der Schule heimkommt.
Diese Geschichte zeigt nicht nur, wie ein Mann sein Schicksal akzeptierte und seiner schweren Behinderung sogar gute Seiten abzugewinnen vermochte, sondern hat auch noch einen anderen interessanten psychologischen Aspekt. Es muß eine wichtige Entwicklung in der Persönlichkeit des Mannes stattgefunden haben, denn die ersten beiden positiven Sätze beginnen beide mit dem Wörtchen ich, während er am Schluß von seinem Sohn sprach und sich selbst in den Hintergrund stellte.
Manuela am 05.05.98

wunderschöne Stiefmutterlinie

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