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Die Tücken des traumhaften Landlebens

 

Die Tücken des traumhaften Landlebens

Jaja, macht nur. Aber bei mir zieht das : "Trällälläää, selber Schuld," überhaupt nicht. Ich mag das Landleben. Wenigstens meistens.

Längst habe ich mich damit abgefunden, oder ärgere mich zumindest nicht mehr jedes Mal, dass Briefe von hier nach der Schweiz, Deutschland oder wohin auch immer, zwei bis drei Tage brauchen, um beim Adressaten anzukommen. Hier ist es jedoch so, dass ein Brief aus Madrid manchmal zwei Wochen braucht, einer aus der Extremadura zwei Tage, einer aus La Coruña oder sogar nur aus Ferrol mindestens zwei Wochen. Andere Briefe kommen gar nicht an. Wobei ich mir nicht immer sicher bin, dass sie überhaupt abgeschickt wurden. Pakete, die ich am Samstag in Ortigueira zur Post bringe, sind am Mittwoch darauf in der Schweiz beim Empfänger.
Ein Paket kommt bei mir frühestens nach drei Wochen an.

Ich habe als Fortschrittliche einen ADSL-Internetanschluss bei Telefónica. Nur habe ich halt manchmal über mehrere Stunden kein Signal. Zu weit weg von der Zentrale. Kann ja sein. Wenn wir eine Haushaltmaschine zum Reparieren haben, kann das drei oder vier Tage dauern, bis wir wieder auf der Route des Monteurs stehen. Das kann besonders im Fall einer ausgefallenen Therme oder eines Geschirrspülers ganz schön nerven.

Ja, es gibt so Tage, das verwandelt sich der Traum in einen Alptraum.

Zum Beispiel gestern: Das Wetter war wunderbar. Die Spatzen lärmten, die Katzen lagen längelang auf der Terrasse und dösten. Mein Mann war zum Angeln gefahren. Ich hatte meine Ruhe.
Telefon!
- Eeeeeh! Stimmt es, dass jemand bei mir zwei Traktorladungen Brennholz bestellt hat?
- Ja, mein Mann, wahrscheinlich.
- Gut, ich bringe es in etwa einer Stunde.

Aus war es mit der Ruhe. Ich holte ganz tifig die elektrische Heckenschere. Wollte sie holen. Wo sie nur war? An ihrem angestammten Platz lag nur der rote Plastikschutz für das Schwert. Im Heizungskeller?
Nein.
In der Werkstatt? Nein.
Beim Brennholz? Auch nicht.
Ich ging nochmals überall hin, wo das Ding sein konnte. Nichts.
Also rief ich meinen Mann auf seinem Mobiltelefon an. Das mache ich praktisch nie. Ich teilte ihm mit, dass das Brennholz im Anmarsch sei, und dass ich unbedingt die Hecke bei der Einfahrt stutzen müsse, denn sonst kam der Traktor nicht herein. Wo ist die verflixte Maschine?!? Also gut, die Maschine war im Gestell im "Zementkeller". Aus irgend einem unerfindlichen Grund hat Männe den Aufbewahrungsort geändert. Ich stutze also die Hecke auf der Einfahrtseite. Und dann stand der Traktor schon da. Das sind wahre Riesendinger mit einem ausfahrbaren Kran oben drauf. Ich schaute mir die Ladung an. Da waren Stämme dabei von sechzig und mehr Zentimeter Durchmesser. Ich wies dem Mann den Platz zu, wo er sich seiner Ladung entledigen konnte. So, dass dann von diesem Platz bis zum Sägeplatz und Holzunterstand kein weiter Weg war. Am folgenden Tag, also heute, sollte dann die zweite Ladung kommen. So um neun Uhr morgens. Wir machten noch aus, wie der Fahrer dann seinen Traktor hinstellen soll, um die zweite Ladung mit seinem Kran hinter die erste legen zu können. Gut so, bis morgen dann!

Holzlieferung

Telefon!
- Thalassos? De la parte de Laje. Sie haben Brennholz bestellt. Ich habe es gerade geladen, ich komme nun vorbei.

Das war nun nicht im Sinne des Erfinders. Natürlich hatte mein Mann vor etwas mehr als zwei Monaten im Sägewerk Laje eine Ladung Brennholz bestellt. Aber diese Firma ist noch eine von den ganz alten. Eine von jenen, denen man dankbar sein muss, wenn sie einen bedienen. Da wir so lange nichts gehört hatten, dachten wir eben, es werde nicht geliefert.
Falsch gedacht.

Ich begann zu rotieren. Ich rief schon wieder meinen Mann an. Das artete langsam aus. Dem Tractorista von Laje hatte ich gesagt, dass er in etwa fünf Minuten meinen Mann auf seinem Mobiltelefon anrufen soll. Ich musste Männe also erst mal in die Nähe seines Telefons locken. Ausserdem wollte ich nicht von mir aus beschliessen, was wir nun mit dieser Ladung anfangen sollten.

Kaum eine Viertelstunde später hörte ich das Rumpeln des Traktors. Dieser Mann lädt nicht mit dem Kran ab. Er kippt die Ladung einfach runter. Ich weiss das. Ich lenkte ihn also so, dass seine Ladung neben die andere zu liegen kam, die Durchfahrt jedoch frei bleiben sollte.

Aber, das ist halt nicht so einfach. Zuerst hatte ich alle Mühe, den Mann davon abzuhalten, die Ladung auf das (in seinen Augen unnütze) Fliederbäumchen zu kippen. Er fuhr also gnädiger Weise einen Meter vor. Der Kipper stellte sich auf und liess die halbe Ladung herausgleiten. Dann aber stellte sich ein Stamm quer. Ich rief, ich rannte, ich schrie und gestikulierte. Der Mann fuhr ganz langsam vorwärts. Als ich ihn endlich stoppen konnte, war es schon nicht mehr möglich, wieder rückwärts zu fahren. Als dann endlich alles auf dem Boden war, war die Durchfahrt verrammelt. Der Flieder hatte zwei oder drei Prügel abbekommen, dem Feigenbaum fehlt ein Ast. Nicht so schlimm, wächst alles wieder nach.
Aber die Durchfahrt war zu. Zustens!

Holzlieferung

Und jetzt kam auch mein Mann nach Hause. Er war hell begeistert. Das kann man sich ja leicht vorstellen. Grummelnd und brummelnd fing er an, einige Stämme zur Seite zu schieben. Da war nichts zu machen. Für mich war es an der Zeit, den Stall zu richten, die Hühner und Enten zu füttern und einzuschliessen, und dann die Pferde zu holen. Sollte Männe sich selber arrangieren. Ich mochte nicht.

Als ich mit den Pferden zurück war, stutzte ich noch die Hecke fertig. Es sah nämlich ziemlich lausig aus, wenn die zur Hälfte gestutzte Hecke so blieb.

Heute morgen durften wir uns nicht verschlafen. Meistens ist es ja vollkommen egal, um welche Zeit wir aufstehen. Allerdings ergibt sich mit der Zeit eine Gewohnheit. Heute aber mussten wir früher auf. Kaum hatten wir gefrühstückt, polterte schon der Holzer in die Einfahrt. Verdutzt blieb er mit dem Traktor stehen und schaute sich die Bescherung an. Man muss wissen, dass diese Häuser hier mit ihren Ein- und Zufahrten unendlich lange vor dem Zeitalter der Traktoren gebaut wurden. Ganz besonders vor dem Zeitalter dieser Riesentrecker, von denen das Hinterrad eben so hoch ist wie ich, oder höher. Und das Fahrzeug mit Anhänger soll ja nicht nur herein, es soll auch wieder hinaus kommen. Ohne die Hausecken mitzunehmen, was hie und da dennoch passiert. Und auch der Briefkasten sollte wenn möglich an seinem Ort bleiben. Sträucher und Äste wachsen in der Regel wieder nach, aber die zerquetschte Wasserleitung bedeutet dann doch eher ein Ärgernis.

Nun also. Wir haben unseren Anhänger und einige Dinge zur Seite geräumt. Der Mann hat seine Zugmaschine so hingestellt, dass er mit dem Kran die Unordnung eingermassen beseitigen konnte. Über die restlichen Stämme ist er hinweggefahren. Seine Ladung liegt nun ordentlich neben der anderen. Seiner anderen.

Holzlieferung

Auf dem Land hat man Zeit. Man hat Zeit zu haben. Und wenn dann alle Lieferanten plötzlich am gleichen Tag beschliessen, die längst überfällige Lieferung nun zu tätigen, dann bist du einfach machtlos dagegen. Hätten wir nämlich dem Sägewerkbesitzer gesagt, er müsse jetzt noch ein paar Tage warten mit der Lieferung, hätten wir möglicherweise nie mehr Brennholz von ihm gekriegt.
Wen er beliefert, das bestimmt nämlich immer noch er.

Tja, das war die Geschichte mit der Lieferung von Brennholz. Und nun fängt die lange Leidenszeit an, da mein Mann von morgens bis abends mit der Kettensäge lärmt. Er hat sich zwar vor ein paar Wochen ein elektrisches Modell gekauft, aber das taugt halt nicht für Eichenstämme von einem halben Meter und mehr Durchmesser. Und in knapp einer Woche kommen die ersten Gäste. Da kann man dann nicht so einfach lärmen. Die Leute kommen schliesslich, um sich auszuruhen.

Es wird schon irgendwie gehen. Es ist noch immer gegangen. Und dann können wir uns wieder an dem ruhigen Landleben erfreuen. Und im nächsten Winter brauchen wir nicht zu frieren.

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