Suche!
Impressum
Datenschutz

home - zum Eingang
zum Club - tritt ein
zur Forenübersicht
zum Chat

Kleinanzeigen
Eltern
Rezepte
Handarbeiten
Küchentipps
Haushaltstipps
Körperpflege
Heirat
Liebe
Diät
Buchtipps
Schreibstube

-Weiberecke
-Hausfrauenreport
--Neues von der Hausfrau
-Männerecke
-Wühltisch
-Umfragen

Hausfrauenseite -> Weiberecke -> Galicien -> Kein guter Hausmann

 

Kein guter Hausmann

gewärmte KükenNein, nicht mal ein schlechter. Mein Mann ist überhaupt kein Hausmann. Seit einiger Zeit weiss er zwar, wann das Teewasser gar ist, aber nur deshalb, weil der angeschaffte Wasserkocher automatisch abstellt. Mit der Kaffeemaschine kommt er auch noch einigermassen zurecht. Zwar schmeckt der Kaffee immer etwas dünn, aber das ist zu ertragen. Staubsaugen kann er auch noch. Wenigstens so einigermassen.
All das macht aber nichts. Wir sind mittlerweile zehneinviertel Schaltjahre verheiratet - klar, dass wir an einem 29. Februar geheiratet haben - somit sind die hausmännerischen Unzulänglichkeiten höchstens noch ein Grund für liebevolle Frotzeleien.

Dafür hat er seit September:
Im Hühnerstall Marder resistente Nachtkäfige gebaut; ungefähr hundertfünfzig Zaunpfähle in den Boden gerammt; Zaunlatten angebracht; die elektrische Beleuchtung im schmalen Weg zum Haus eingerichtet; die Beuleuchtung bei der Feuerstelle des Gästehauses installiert; Elektrisch und die Wärmelampe für Küken im Quarantänestall installiert; diverse Blumentröge und einen Tisch für die Terrasse gezimmert; drei Traktorladungen Feuerholz gesägt, gespalten, aufgeschichtet. Wenn der Brennholzstapel zusammenfiel, gab es ein inbrünstiges "Merde alors", was in der Übersetzung genau so schlimm ist, nur klingt es französisch halt eleganter. Dann wurde der Stapel schön sorgfältig neu aufgebaut. Sicher habe ich noch ein paar Dinge vergessen. Tatsache ist aber, dass er nunmehr seinen rechten Arm nicht mehr gebrauchen kann. Nicht mal Kaffee einschenken kann er sich, die Kanne ist zu schwer.

Jetzt aber! Nun kommt meine Zeit!
Endlich muss er sich mit Arbeiten abgeben, die ihm nicht so zusagen. Er kann mir jetzt als "Gimmer-Längmer-Hälf" (Gibmir-Reichmir-Hilf) nicht mehr ausweichen. Er hat keine wichtigeren Arbeiten mehr. Höchstens Zeitung lesen.

Heute vormittag haben wir ENDLICH die Wohnzimmer- und die Kinderzimmerdecke des Gästehauses isoliert. Zum Teil wenigstens. Denn in der Baustoffhandlung waren nicht mehr als zwei Rollen Glasfasermatte vorrätig. Isolieren gilt hier noch bei vielen Leuten als unnötige Geldausgabe. Wegen der paar Tage Winter lohnt sich das nicht. Ist natürlich Blödsinn. Aber wir sind die Ausländer, also haben wir die "Fürze" im Kopf. Mein Mann kann solche Arbeiten nicht ausführen, da er Asthma hat. Das meiste musste ich auf dem Bauch liegend erledigen. Damals, als wir das Haus renovierten, wäre es einfacher gewesen, wenigstens für mich. Dann hätten es Fernando und seine Mannen machen müssen. Aber eben, sie wollten es nicht machen, auf keinen Fall. Es sei ja sowieso unnötig ...
Ich keuchte und hustete. Anschliessend musste ich sofort unter die Dusche. Eine dunkle Brühe lief in den Ausguss. Die Haare waren voller Spinnweben. Die am Morgen frisch aus dem Schrank genommene Kleidung war so schmutzig, dass ich sie erst mal einweichen musste. Das Ganze ist eine Saubüetz. Aber befriedigend. Morgen oder übermorgen machen wir den Rest. Sobald wieder Isoliermaterial am Lager der Baustofffirma ist.

All die Jahre war das Haus im Winter ein Eiskasten. Wenn wir Gäste erwartet haben, fingen wir schon zwei Tage vorher an, den Schwedenofen anzuheizen, damit sich die Steinmauern erwärmten. Stieg man die Treppe zum Wohnzimmer hinauf, spürte man direkt, wie die Wärme an einem vorüber zog und durch die Decke entschwand. Natürlich wurde es dann mit der Zeit schon warm, aber man musste immer viel Holz nachschieben, damit es warm blieb. Das Haus verfügt auch über eine mit Heizöl betriebene Zentralheizung. Sie ist in der Regel ausser Betrieb. Wir haben kein Interesse daran, den Bauern in der Umgebung das Land zu beheizen.

Nun sind die Leute hier ja Kummer gewöhnt. Es gibt immer noch unzählige Häuser und Wohnblöcke, in denen keine Heizung eingebaut ist. Nach alter Sitte wird mit "Camillas" geheizt. Das ist ein Wärmequelle unter einem runden Tisch. Eine dicke Tischdecke reicht bis auf den Boden. Man sitzt um den Tisch herum, hat die Füsse und Beine an der Wärme, den Hintern an der Kälte. Immer noch treffen wir auch in fremden Wohnungen Leute an, die drinnen ganz selbverständlich den Mantel anbehalten. Nur mit Mühe können wir Besuch jeweils davon überzeugen, dass das bei uns Blödsinn ist, denn hier haben wir es warm.

Und nun wird es im Gästehaus sicher auch bald wärmer. Perfekt wird die Sache natürlich nicht. Macht aber nichts. In allen Betten sind elektrische Decken. Unsere Gäste sollen es kuschelig warm haben.
Immer sind die Leute auch begeistert. Manchmal danken sie uns speziell für die warmen Betten. Und sehr oft kommen sie wieder. Dann bringen sie uns Geschenke mit. Als ob wir nicht die "Lieferanten" und sie die Kunden wären. Meistens sind wir nun Freunde.

Für morgen muss ich mir wieder eine Arbeit ausdenken. Es sind da noch verschiedene "leichte" Dinge zu erledigen. Grosse Wäschestücke zusammenlegen, damit sie durch die Bügelmaschine passen. Maulwurfhügel-Erde zusammenschaufeln, um eine neue Rose zu pflanzen. Die Brennnesseln um die Bienenstöcke abmähen. Ach nein, das muss ich wohl selbst machen, dafür braucht man ja die rechte Hand. Keine Angst, mir fällt schon noch was ein. Wenn der schmerzende Arm nicht aufhört zu schmerzen, wird mein Herzallerliebster vielleicht doch noch ein Hausmann. Geschirrspüler einräumen, Tisch decken, Brot im Automaten backen ...

weitere Geschichten aus Galicien
Hausfrauenseite E-Mail an die Hausfrauenseite