Dafür hat er seit September:
Im Hühnerstall Marder resistente Nachtkäfige gebaut; ungefähr hundertfünfzig
Zaunpfähle in den Boden gerammt; Zaunlatten angebracht; die elektrische
Beleuchtung im schmalen Weg zum Haus eingerichtet; die Beuleuchtung bei der
Feuerstelle des Gästehauses installiert; Elektrisch und die Wärmelampe für Küken
im Quarantänestall installiert; diverse Blumentröge und einen Tisch für die
Terrasse gezimmert; drei Traktorladungen Feuerholz gesägt, gespalten,
aufgeschichtet. Wenn der Brennholzstapel zusammenfiel, gab es ein inbrünstiges
"Merde alors", was in der Übersetzung genau so schlimm ist, nur klingt es
französisch halt eleganter. Dann wurde der Stapel schön sorgfältig neu aufgebaut.
Sicher habe ich noch ein paar Dinge vergessen. Tatsache ist aber, dass er nunmehr
seinen rechten Arm nicht mehr gebrauchen kann. Nicht mal Kaffee einschenken kann
er sich, die Kanne ist zu schwer.
Heute vormittag haben wir ENDLICH die Wohnzimmer- und die Kinderzimmerdecke des
Gästehauses isoliert. Zum Teil wenigstens. Denn in der Baustoffhandlung waren
nicht mehr als zwei Rollen Glasfasermatte vorrätig. Isolieren gilt hier noch bei
vielen Leuten als unnötige Geldausgabe. Wegen der paar Tage Winter lohnt sich das
nicht. Ist natürlich Blödsinn. Aber wir sind die Ausländer, also haben wir die
"Fürze" im Kopf. Mein Mann kann solche Arbeiten nicht ausführen, da er Asthma hat.
Das meiste musste ich auf dem Bauch liegend erledigen. Damals, als wir das Haus
renovierten, wäre es einfacher gewesen, wenigstens für mich. Dann hätten es
Fernando und seine Mannen machen müssen. Aber eben, sie wollten es nicht machen,
auf keinen Fall. Es sei ja sowieso unnötig ...
Ich keuchte und hustete. Anschliessend musste ich sofort unter die Dusche. Eine
dunkle Brühe lief in den Ausguss. Die Haare waren voller Spinnweben. Die am Morgen
frisch aus dem Schrank genommene Kleidung war so schmutzig, dass ich sie erst mal
einweichen musste. Das Ganze ist eine Saubüetz. Aber befriedigend. Morgen oder
übermorgen machen wir den Rest. Sobald wieder Isoliermaterial am Lager der
Baustofffirma ist.
Nun sind die Leute hier ja Kummer gewöhnt. Es gibt immer noch unzählige Häuser und Wohnblöcke, in denen keine Heizung eingebaut ist. Nach alter Sitte wird mit "Camillas" geheizt. Das ist ein Wärmequelle unter einem runden Tisch. Eine dicke Tischdecke reicht bis auf den Boden. Man sitzt um den Tisch herum, hat die Füsse und Beine an der Wärme, den Hintern an der Kälte. Immer noch treffen wir auch in fremden Wohnungen Leute an, die drinnen ganz selbverständlich den Mantel anbehalten. Nur mit Mühe können wir Besuch jeweils davon überzeugen, dass das bei uns Blödsinn ist, denn hier haben wir es warm.
Und nun wird es im Gästehaus sicher auch bald wärmer. Perfekt wird die Sache natürlich nicht. Macht aber nichts. In allen Betten sind elektrische Decken. Unsere Gäste sollen es kuschelig warm haben.Für morgen muss ich mir wieder eine Arbeit ausdenken. Es sind da noch verschiedene "leichte" Dinge zu erledigen. Grosse Wäschestücke zusammenlegen, damit sie durch die Bügelmaschine passen. Maulwurfhügel-Erde zusammenschaufeln, um eine neue Rose zu pflanzen. Die Brennnesseln um die Bienenstöcke abmähen. Ach nein, das muss ich wohl selbst machen, dafür braucht man ja die rechte Hand. Keine Angst, mir fällt schon noch was ein. Wenn der schmerzende Arm nicht aufhört zu schmerzen, wird mein Herzallerliebster vielleicht doch noch ein Hausmann. Geschirrspüler einräumen, Tisch decken, Brot im Automaten backen ...