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Texel

Montags - Bummeln in Den Burg

Als ich morgens erwachte, regnete es, was mich freute.
Ich war nämlich mit dem letzten Buch durch Diesmal werde ich es schaffen von Andrea Jöhnk.
Meine Idee war es, mit Michaela nach Den Burg zum Bummeln zu fahren und dabei in einem Schreibwarengeschäft nach deutschen Büchern zu schauen. Felix und Oliver kamen mit und das Wetter wurde zudem noch ganz ausgezeichnet.
In den Burg war es voll - richtig voll, was mich erstaunte, da doch die ganzen Wochenend-Touristen weg waren. Ok, zum Mitschreiben: Montag ist Markttag in Den Burg und dann ist es dort voll!
Und in dem Schreibwarengeschäft gibt es keine Bücher mehr. Michaela fand dafür einen herzigen Anspitzer in Form eines blauen Plastikhundes, dem man die Stifte ins Maul steckt und dann an seinem Schwanz kurbelnd wieder anspitzt, wobei seine Ohren lustig wackeln. Pünktlich dazu fiel ihr ein, daß Montag ihr Taschengeldtag ist und nun hat sie also einen blauen Anspitzer in Hundeform. Bin gespannt, ob er den Urlaub überlebt.
In einer Boutique tröstete ich mich über das Nichtvorhandensein der Bücher sehr erfolgreich hinweg. Schokobraun ist die kommende Farbe hatte ich in meiner Trostlektüre, der Brigitte gelsen und so kaufte ich eine schokobraune Reiterstil-Hose. Schickes Teil. Fühlte sich sicherlich nicht wohl mit irgendwelchen alten Pullis, oder?
Michaela spielte die Modeberaterin und sicher war es pädagogisch sinnvoll, als ich schliesslich sogar einen Pulli und eine Weste kaufte, die sie mir empfahl. Um sie aber nicht zu sehr zu verwöhnen, kaufte ich noch eine Jacke, die ihr nicht gefiel.
Felix und Oliver bestiegen in der Zwischenzeit den Den Burger Kirchturm, der nicht immer geöffnet ist und dann kauften wir mir auch noch eine neue Maus. Daheim werde ich also beim Arbeiten ein Stück Urlaub in der rechten Hand halten ...
Meine wunderschöne Maus von vorher, muckste sich nämlich morgens nicht mehr. Gar nicht mehr.
Als ich sie neu bekam, war das mit dem ohne Kugel, dafür mit rotem Lichtstrahl noch ganz neu. Jetzt wäre eine schnurlose Maus ziemlich neu (?) aber die würde ich garantiert in kürzester Zeit verlieren und niemals wiederfinden, da ich mit meinem mobilen Büro dauernd durch die Gegend ziehe - je nach Sonne, Laune und Gelegenheit.
Ok, hier meide ich den Strand. Der ist mir dann doch zu sandig für meinen Laptop ...
In Den Burg gingen wir gleich noch in einen Supermarkt und kauften für die nächsten Tage ein. Meine strengen Prinzipien in Sachen Zusatzstoffe, sogenannte Aromen, Rauch und und und, habe ich in Köln gelassen.
Zwar habe ich viel mitgebracht, aber was wir hier kaufen müssen, kaufen wir nach dem Lustprinzip oder je nach Neugier. Rätselhaft, weshalb Vla noch nicht in unseren Supermärkten angekommen ist. Oder Bitterballen in den Kneipen, hmmm ...
Vla ist Pudding, der meist zweifarbig in Milchkartons abgepackt wird. Bitterballen sind panierte Kugeln ungewissen aber leckeren Inhalts, der nicht immer gleich aussieht.
In einer Metzgerei kaufte ich todesmutig noch Gehakt und das da, was der Metzger meiner Meinung nach dann Fleischlappen nannte. Lecker. Beim Gehackten hatte ich überlegt, ob Pfund wohl verständlich ist und bat um 500 Gramm. ein Pfund?, fragte der Metzger und säbelte dann meinen Kindern noch eine Scheibe Wurst ab - manches ist international ...
Ich finde immer wieder erstaunlich und nett, wie gut die Holländer deutsch sprechen oder welche Mühe sie sich zumindest geben, einen zu verstehen - und das nicht nur, wenn man ihnen gerade etwas abkaufen möchte. Während ich in England tapfer drauflos rede - in englisch oder dem, was ich dafür halte - traue ich mich das in Holland nicht, weil ich immer denke, es könnte wirken, als wolle ich sie veralbern. Aber holländisch ist eine so putzige Sprache.
Wenn man in Den Burg die Touristenmeile verlässt, landet man umgehend in ganz entzückenden Seitenstrassen (und schon klinge ich wieder wie ein Reiseprospekt ...). Vermutlich finden Holländer uns Deutschen entsetzlich neugierig, weil wir ihnen dauernd in die Wohnzimmer starren. Das liegt aber daran, daß die großen Wohnzimmerfenster von ihnen wie Schaufenster geschmückt werden. Dekokram ist hier soviel billiger, daß ich am liebsten unseren ganzen Kram hierlassen und mich im Dekoladen eindecken würde. Allerdings wüßte ich gar nicht recht wohin damit. Mit zwei Kindern und zwei Katzen im Haus, kann man sich das Geld für all den Dekokram gut sparen und es stattdessen in eine Haftpflicht- und Hausratversicherung und den einen oder anderen Farbeimer stecken ...
Nach unserem Einkauf fuhren wir wieder nach hause, um an den Strand zu gehen.
Nach dem Mittagessen auf der Terrasse war Oliver aber so müde, daß ich ihn erst einmal zum Mittagsschlaf verdonnerte, wofür er mich prompt hasste, bis er einschlief - also ca 3 Minuten lang. Felix und Michaela gingen zum Strand und ich brütete über der neuen Rubrik.
Wie soll sie heißen? Beauty? Schönheit? Wellness? - ich grübelte und nannte sie nun erst einmal Körperpflege.
Klingt nicht aufregend, tut Hausfrauenseite aber eigentlich auch nicht und vielleicht fällt uns ja noch ein besserer Begriff ein.
Als Oliver wach war, gingen wir auch zu unserem Strand. Zum Schwimmen war es mittlerweile nicht wirklich warm genug, weshalb die Kinder Burgen bauten und Felix einen Lenkdrachen steigen ließ. Ich las die Brigitte, bis ich eine Möwe entdeckte, die ihren Flügel hinterherzog.
Ich habe wohl so eine Art latentes Helfersyndrom, was ich am liebsten an Tieren auslebe, die sich nicht wirklich dagegen wehren können. Also machte ich mich auf, diese Möwe zu retten, wobei ich aber schon herumgrübelte, ob die im EcoMare auch Möwen aufnähmen. Vor zwei Jahren hatte ich ihnen eine Eiderente gebracht. Zumindest hatte sich hinterher herausgestellt, daß es eine Eiderente war, die vom Sturm des Vortages (da hatten wir deutlich weniger Glück mit dem Wetter) erschöpft war.
Schon damals grübelte ich, ob man im EcoMare nicht furchtbar lachen würde, wenn sie in ihrer Entenklappe meine Ente entdeckten. Diesmal war die Sache aber klar - mein Rettungsopfer war eine Möwe.
Für eine Möwe war sie recht rettungsunwillig und trippelte entschlossen ins Meer. Ich hinterher und fast hätte ich sie auch gehabt, als ich mit Blick auf ihren Schnabel einen Tick zu lange überlegte, wie ich sie so packen könnte, daß sie nicht nach mir hacken könnte, denn sie machte keinen geschwächten Eindruck, wie damals meine Ente.
Die Möwe paddelte entschieden ins Meer hinaus und für einen Moment grübelte ich, ob sie da wohl wieder herauskäme und ob es nicht vielleicht sogar besser wäre, wenn sie dort ein schnelles, feuchtes Grab fände.
Ach ja ...
Die Freundschaft schien irgendwo auf Grund gelaufen zu sein und so jagten dauernd irgendwelche Rettungsbote vom Steeg hinüber nach Vlieland und zurück und eine der Bugwellen schien das Schicksal der Möwe besiegeln zu wollen, was meine Möwe aber nicht hinnahm. Entschlossen paddelte sie an Land zurück und marschierte wieder über den Strand. Ich hinterher. Das fand sie sicher lästig.
Michaela nahm an meiner Möwen-Rettungsaktion eine Weile teil, wurde zwischenzeitlich nahezu hysterisch, weinte und beklagte das grausame Schicksal der Möwe und ging dann aber wieder Burgen bauen mit ihrem Bruder und vergaß die Möwe.
Ich ging in sicherem Abstand hinter ihr her - hinter der Möwe. Das mit dem sicheren Abstand war nicht meine, sondern der Möwe ihre Idee und Sicherheit vor meiner Rettungswut.
Hin und wieder warf die Möwe einen bösen Blick über ihre Schulter und fand mich echt aufdringlich - und stolperte nahezu über die Füße eines holländischen Pärchens. Er himmelte sie an - nicht meine Möwe, sondern das Mädchen. Und das Mädchen war eindeutig tierlieb. Er versprach sich sicherlich Chancen bei ihr - nicht bei meiner Möwe - wenn er ebenfalls tiefe Tierliebe erkennen ließ und so wandte ich mich ab und überliess die Rettung dieser Möwe anderen und Felix seinen Lenkdrachen mir.
Ganz kurz flackerte in mir das Bild eines jungen Paares, das im Sonnenuntergang idyllisch am Lagerfeuer saß und am Spieß eine Möwe knusprig briet, aber so ein Lenkdrachen kann einen gut ablenken - daher vermutlich auch Lenkdrachen, gell?
Und überhaupt, die Möwe konnte mich mal - ich merke, wann ich unerwünscht bin, pft!
Mein Lenkdrachen flog immer fein von rechts nach links und von links nach rechts. Toll aufregend. Einmal hätten wir fast eine Möwe gerammt, als er plötzlich sehr heftig nach links jagte - ich hätte sie dann natürlich umgehend gerettet. Genau wie die nette junge Frau, neben der mein Drache plötzlich einschlug. Es wäre nur schwerer geworden, sie beim EcoMare in die Entenklappe zu stopfen ...
Scherz gemacht. Mein Lenkdrache schlug nicht neben der jungen Frau ein, sondern von mir höchstselbst auf der gegenteiligen Seite notgelandet, da er ausser Kontrolle zu geraten schien und ich sie eben nicht treffen wollte.
Lenkdrachen sorgen für eine Art Nackenstarre und dafür, daß man sich plötzlich wieder heimisch fühlt, weil man Flugzeuge zwischen den Wolken entdeckt. So gesehen liegt Texel wohl in der Anflugschneise vom Amsterdamer Flughafen - nur viel weiter weg, als Merheim vom Kölner Flughafen.
Ich spürte meine Flugangst leise anklopfen. Im Oktober fliegen wir - ohne Kinderlein! - auf die Azoren. Ich wollte das Azorenhoch einfach mal aus der Nähe sehen ...

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