Es war ein herrlicher Frühlingstag. Ich sah mich und meine noch nicht dreijährige Tochter Lucia in den Donauauen Schneeglöckchen pflücken. Mit Begeisterung erzählte ich ihr vom tollen Nachmittagsprogramm. Statt mit mir in Vorfreude zu schwelgen, teilte sie mir mit, sie wolle sich auf einem Spielplatz austoben. Ich fuhr mit ihr zu den Donauauen. "Eigentlich will ich nicht Schneeglöckchen pflücken", gab mir meine Tochter auf der Hinfahrt zu verstehen. Aber die liebe Mama war überzeugt, dass, erst dort angekommen, das Herzlein der Tochter ebenso springen würde, wenn es erst die Frühlingsboten sehen würde. Nur zögernd folgte mir Lucia in den Wald. Die Schneeglöckchen konnten nicht genug läuten und leuchten und sich aus dem Waldboden recken. Lucia fing an zu heulen, schluchzte und schluchzte. So schnell mochte ich nicht aufgeben. Schließlich wollte ich mir einen Wunsch erfüllen, und selbst eine Mutter hat ein Recht auf eigene Interessen, oder? Es nutzte nichts. Mein unglückliches Kind jammerte wegen Schmerzen in der Brust und das Rotz rann nur so von der Nase. Ein Häufchen Elend stand am Wegrand und wollte nichts mehr, als nur aus diesem Wald zu verschwinden. Mit einem kleinen Sträußchen Schneeglöckchen kehrte ich mit dem schier untröstlichen Kind zum Auto zurück und fuhr mit ihm zum nächsten Spielplatz. Da saß ich dann wieder, wie so oft, machte Sandkuchen und fuhr mit ihr Bummelzug... und mein Kind war glücklich. Wer kennt sie nicht die Erwartungen der Eltern, wie was zu laufen hat, wie ein Tag verbracht wird, oder wie eben das Leben mit Kinder aussehen sollte? Kinder enttäuschen unsere Erwartungen.
Christine am 02.05.03 |
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