- Der Tiefkühler muss auf die Terrasse.
- Ja. Muss er.
- Das wird noch ein Problem.
- Ja.
- Die Kiste ist alt, wir sollten eine neue kaufen.
- Nein. Die funktioniert noch.
- Ja, eben.
So ging das ein paar Wochen lang. Wir konnten uns einfach nicht dazu
durchringen, die riesige Tiefkühltruhe vom Erdgeschoss auf die Terrasse
im 1. Stock zu bringen. Das Ding ist gross, damals, vor fast zwanzig
Jahren das grösste Modell, das wir finden konnten. Schon als wir sie aus
der Schweiz hierher brachten, wunderten andere Leute sich, dass sie
weiter funktionierte. Nun tut sie das schon wieder elf weitere Jahre
lang. Klar, energietechnisch ist das Möbel natürlich nicht mehr auf
Draht. Aber: Wenn man die Gesamt-Energierechnung aufmacht, ist es immer
noch besser, die alte Kiste weiter zu verwenden als mit viel Energie
eine neue herzustellen. Bin ich jedenfalls der Meinung.
- Ausserdem ist so ein Gerät teuer.
- Und ausser ausserdem: Wenn ich ein neues Gerät kaufe, dann einen
Side-by-side!
Wie du meinst.
Ergo: Es wird vom Erdgeschoss in den ersten Stock verschoben.
Aber wie!?
Dort, wo es jetzt steht, kann es nicht bleiben. Es ist der Backofenraum
im Urzustand. Sieht zum Fürchten aus. Der Raum wäre eigentlich eine
Sehenswürdigkeit, denn es gibt nicht mehr viele Häuser mit Backhaus. Und
genau darum wollen wir den Raum renovieren, den Backofen erhalten, aber
den Rest des Raumes von einer Höhle in eine appetitliche Backstube
verwandeln.
Darum:
Der Tiefkühler muss raus.
Eine Woche, bevor die neue Fleischlieferung kam, konnten wir nicht mehr
länger warten. Am Vorabend packte ich eine Steppdecke und alle
Kühlelemente, die ich finden konnte (die Gäste vergessen manchmal ihre
Kühlelemente in den Eisfächern) in den mittlerweile fast leeren
Tiefkühler. Am nächsten Morgen kamen die Elemente in die Badewanne.
Darauf der noch vorhandene Inhalt der Truhe (was man da doch alles
findet!) und dann darüber die Steppdecke. Auf der Terrasse hatte ich
schon seit langem den Platz vorbereitet.
Abtauen, und dann los: Vorsichtig das Geräte durch die haargenau
passende Türöffnung schieben (Autsch, Finger eingeklemmt). Dann die
Kurve erwischen. Die zu öffnen vergessene zweite Hälfte der Eingangstüre
öffnen. Dafür die Truhe wieder etwas zurückschieben. Und dann hinaus.
Und da stand sie nun im Garten. Es grauste uns, das Ungetüm fünfzehn
Meter weit zur Aussentreppe zu tragen. Ausserdem ist die Glycine in den
letzten Jahren gewachsen und braucht gute fünfzehn Zentimeter der
Treppenbreite.
Mein Mann fand in seinem unerschöpflichen Fundus eine Umlenkrolle, die
befestigten wir an einem Stück Tau (noch vom Boot vorhanden) an den
Dachpfetten der Terrassenüberdachung. Zwei Gurten zum Festzurren
(ebenfalls aus dem Fundus) auf beiden Seiten der Truhe angebracht, ein
Querseil zum Befestigen des Zugseils. Was für ein Glück, dass wir den
Suzuki haben. Das Zugseil mit dem "Pferdefestbindeknoten" am Querseil
der Truhe festgemacht, mit einem Palstek das andere Ende des Seils von
unten durch an der Anhängerkupplung befestigt. Ein Distanzseil an der
Truhe angebracht. Und dann: Gaaaaanz langsam losfahren. Ja nicht rucken!
Ja, ja, genau so. Haaaaalt! Haaaaaaalt! Habe ich gesagt!
- Du musst lauter sprechen, der Motor macht viel Lärm.
Lauter konnte ich nicht mehr. Loslassen konnte ich auch nicht. Aber nun,
da hing das Ding also in luftiger Höhe.
-Lass Dir nicht einfallen, die Bremse loszulassen!
Ich rannte die Treppe hinauf und zog die Truhe sachte auf die Terrasse.
-AAAAAbääääää!!! Das ist Schweizerdeutsch und heisst "ruuuuuuntäääääär".
Geschafft. An Ort und Stelle schieben und warten.
Es ist kaum zu glauben. Nach ein paar Stunden stellte ich das Gerät
ein. Funktioniert. Wieder Auffüllen. Alles war gut geblieben.
Wir waren sehr stolz auf uns. Man hatte uns nämlich des öfteren erklärt,
dass bei diesen Bauverhältnissen ein Umzug der Truhe absolut unmöglich sei.
Alles Lüge.
Verena am 03.01.04
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