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PRESTIGE und kein Ende

Mehr als fünf Monate sind es her, dass die Prestige mit ihrer giftigen Ladung gesunken ist. Weltweit hört man nur noch wenig darüber. Der Krieg hat der Katastrophe praktisch die Schau gestohlen, so pervers das auch sein mag.
Aber hier, in Galicien, ist sie noch aktuell. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgend etwas darüber in der Zeitung steht. In regelmässigen Abständen kommt eine Aufstellung darüber, was getan wurde, was versprochen wurde - und was bereits hätte getan werden sollen. In Muxía sind die Küstenfelsen immer noch schwarz. An Stränden, die nicht so leicht zugänglich sind, entlang der Costa da Morte, sind immer noch Ölrückstände zu finden. Dieser Tage stand in der Zeitung, dass an jedem, jedem, jedem Tag, zwischen einer und zwei Tonnen Erdöl aus dem Wrack der Prestige entweichen. Noch etwa siebenunddreissigtausend Tonnen sind in den Tanks. Das sind siebenunddreissigtausend Tage. Der giftige Vorrat hält also noch hundert Jahre an.
Im Krieg nennen sie es glaube ich Nebenschäden, oder so ähnlich:
Wo sind alle die Vögel geblieben, die im Frühjahr in der Ría nisten und ihre Jungen aufziehen?
Wo ist der ohrenbetäubende Krach der Möwenschwärme geblieben?
Wo das heisere Gekrächze der Reiherschwärme?
Und wo ist das Futter für die Greifvögel?
Letzteres wissen wir, das sind nämlich unsere Hühner und Küken. Auch die Raben und Elstern suchen Futter für ihre Jungen.
Die Regierung gibt sukzessive Teile der Küste für die Fischerei frei. Aber die Fischer haben Angst. Sie sehen die Ölflecken, die immer wieder angeschwemmt werden. Die Regierung beschwichtigt, dass sie doch alle Fänge prüfe, und dass keine vergifteten oder schädlichen Fänge auf den Markt kommen. Wer glaubt denn der Regierung noch etwas? Wenigstens wird nun endlich gegen die "Furtivos" (Wilderer, Lizenzlose) vorgegangen, weil sie ihre Fänge ohne Kontrolle schwarz verkaufen.
In den Städten sind die Fenster vieler Häuser mit Plakaten der Nunca Máis-Bewegung bestückt. Es finden Solidaritätsveranstaltungen statt. Galicien werden wahre Wunderdinge für die Zukunft versprochen. Ein AVE (Hochgeschwindigkeitsbahn) der kantabrischen Küste entlang von Ferrol nach Irún. Schnellstrassen, Erschliessungsstrassen zu den geplanten Hochseehäfen. Wer soll es bezahlen? Die EU etwa?
Diese Katastrophe hat viele Aktionen ins Leben gerufen. Eine wirklich hübsche finde ich diejenige der Brauerei Estrella Galicia. Schaut einmal hinein: http://galiciaconvida.com. Da kann man virtuell an einem Protestmarsch teilnehmen, Postkarten versenden, spielen, Bildschirmschoner herunterladen. Und, wie schon immer, kann man sich einklicken in http://www.lavozdegalicia.es und alles über die Prestige nachlesen. Na ja, man muss halt ein wenig spanisch können. Aber ich bin sicher, dass man auch so einiges versteht, indem man vielleicht das kleine Latinum aus dem Keller holt, oder die paar Französisch- oder Italienischbrocken, die noch haften geblieben sind.
Trotz allem: Galicien ist schön wie immer. Es grünt und blüht. Die meisten Strände sind sauber. Auf der Capelada und der Faladoira leben die Pferde in grosser Freiheit. Der Wind zerzaust die Haare und der Regen macht schön, noch schöner. Oder die Sonne scheint schön und warm, es riecht frisch. Luftverschmutzung, was ist das?
Oh ja, es gefällt mir in Galicien. Und die nächsten hundert Jahre überleben wir auch noch. Wenigstens annähernd. Die Restzeit überlassen wir den Nachkommen. Die sind hoffentlich klüger.

Verena am 28.05.03


wunderschöne Stiefmutterlinie

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