- Ich sitze am Computer und grüble an irgend etwas herum. Von draussen
kommt das aufdringliche "Käck-käck-käck" einer Elster herein. Nach
einer Weile wird es mir dann zu dumm. Ich gehe nachschauen, warum das
blöde Viech so lärmt. Ich sehe nichts. Nur hören kann ich es weiter.
Lästig. Ich gehe wieder grübeln.
"Käck-käck-käck," und so weiter. Ich gehe nochmals hinaus. Nichts. Ich
gehe nach unten in den Garten. Ja. Da im Apfelbaum hüpft die Elster
herum. Von einem Ast zum anderen. Sie beschimpft offenbar Kater Azrael.
Der sitzt ebenfalls im Apfelbaum. Er lauert und schnattert vor Aufregung.
Die Elster tanzt ihm vor der Nase herum. Azrael wackelt mit dem Hintern
und springt. Aber: Die Elster fliegt ein wenig hoch und setzt sich einen
Meter weiter oben auf einen anderen Ast. Ich lasse den Computer
Computer sein und schaue zu. Immer ist die Elster ein ganz wenig schneller.
Das dauert sicher eine halbe Stunde lang. Dann wird es Azrael zu dumm.
Er kommt schreiend auf mich zu. Azrael kann nicht maunzen oder normal
miauen wie andere, ziviliserte Kater, er schreit. Ich nehme ihn auf den
Arm.
Ganz aufgeregt ist er. Vor Aufregung hustet er. Die Elster fliegt zur Tanne
zu ihrem Nest.
Heute morgen war da draussen wieder Lärm, aber lauter. Die Elsternmama
hat wohl Verstärkung geholt. Offenbar ist jetzt auch der Elsternpapa am
Spiel beteiligt. Azrael liegt am Boden auf der Lauer. Beide Elstern
tanzen um ihn herum. "Käck-käck-käck" mal zwei.
Nachtrag zum weiter Schmunzeln:
Nachmittag. Ich trotte hinter dem Rasenmäher her. Rasen mähen ist für mich
eine erbauliche Tätigkeit. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine schnelle Be-
wegung. Da rast Kater Rambo "ventre-à-terre" im gestreckten Galopp quer
über die Wiese auf das Haus zu. Hinter ihm her im Tiefflug die Elster....
- Immer vormittags bringe ich unsere drei Ponys auf die Weide im Foxo.
Das sind etwa zehn Minuten zu Fuss, vorausgesetzt, die Ponys haben keine
Flausen im Kopf. Wir kommen zur Kreuzung, und ich sehe gerade den
Viehtransporter des Schlachttierhändlers in den Feldweg einbiegen. Er
muss langsam fahren, denn der Feldweg ist sehr holperig. Bei der ersten
Weide sehe ich eine Kuh quer über die ganze Distanz rennen. Sie kennt den
Lastwagen. Sie startet einen Scheinangriff. Noch vor einer Woche hatte
sie ein Kalb bei sich.
So geht das nun weiter. Auf der zweiten Weide sind zwei Kühe, eine mit
einem Kalb. Gross und mächtig stellt sich die Mutterkuh vor ihr Kalb.
Die andere rennt neben dem Laster her und gebärdet sich wie wild. Wir
gehen auf dem Weg weiter. Die Ponys sind fasziniert. Sie schauen den
Kühen zu und vergessen, dass sie eigentlich links und rechts vom Weg
ungehörigerweise fressen wollen.
Im Foxo angekommen bringe ich Sinda, Lukas und Anxie durch das
offene Gatter auf die Wiese und nehme ihnen die Seile ab. Der Lastwagen
steht am anderen Ende ihrer Weide. Sie galoppieren dorthin und schauen
interessiert zu, was denn da nun passiert. Ein junges Rind wird
verladen. Nein, das ist ihnen dann doch nicht geheuer. Sie weichen etwas
zurück und sehen aus sicherer Distanz zu.
Bestimmt wissen sie, was für ein Glück sie haben, dass sie uns gehören. Wir
hoffen ja, dass wir noch eines oder zwei Ponys dazukaufen können, oder
Sinda hat ein ein Fohlen.
Dann werden wir alle gemeinsam alt.
Und weiter schmunzeln:
Am nächsten Tag bin ich wieder unterwegs zum Foxo. Im Schlepptau die drei
ungebärdigen Flegel. Links einen Happen Gras, rechts ein Maul voll jungen
Schachtelhalm. Nach der Nacht auf der (gar nicht so kleinen) Schlafwiese
muss der Bewegungsdrang übermächtig sein. Ich fange an zu singen. Es scheint, dass das
beruhigend wirkt: "Un kilomètre a pied, ça use, ça use. Un kilomètre à
pied,
ça use les souliers. Deux....." Irgendwie benötigt man für französische
Texte
weniger Atem. So trotten wir dahin. Den Rücken heizt mir die Sonne, vor
uns steht über
der grauen Kulisse der Capelada ein perfekter doppelter Regenbogen.
Plötzlich
ein Ruck, ich stolpere und komme fast zu Fall. Was zum Kuckuck..!? Da
sehe ich,
dass das kleine Stierkalb angerannt kommt. Es läuft neben uns her dem Zaun
entlang. Weit weg, am unteren Ende seiner Weide steht seine riesige Mutter
und schaut, gemächlich wiederkäuend, dem Treiben ihres Sohnes zu. "Uuuuh!"
grüsst der Kleine zum Abschied. Man kennt sich halt auf dem Land.
- Wer in einer ländlichen Siedlung wohnt und Hühner halten kann, sollte
dem nachbarlichen Frieden zu Liebe davon Abstand nehmen, sich Guinea-
hühner anzuschaffen. Der Lärm ist unglaublich.
Wir haben uns unwissender Weise zwei gekauft. Offenbar vertrugen sich
die beiden aber nicht. Dauernd stritten sie. Man hörte ihr Gekeife weit
herum. Eines Tages fischte ich dann eine der beiden Hennen aus dem
Ententeich. Die Streitereien haben wohl dazu geführt, dass sie in den
Teich gerannt ist.
Das war zwar traurig, aber, wie wir im Nachhinein feststellten, auch
erholsam. Die verbliebene Guinea ist friedlich. Sie macht nur Lärm, wenn
sie ein Ei gelegt hat. Das allerdings legt sie nicht in den Hühnerstall.
Nein, dafür hat sie sich ein Nest im Entenstall ausgesucht.
Im Entenstall lebten vier Enten. Eine ganz, ganz alte, zwei junge
Weibchen und der Erpel. Wir haben ihn geschenkt erhalten. Eigentlich
wollten wir nie mehr einen Erpel, mit dem letzten haben wir böse
Erfahrungen gemacht. Aber dieser hier ist mit Hennen und einem Hahn
aufgewachsen, also versuchten wir es. Bis jetzt haben wir keine
Probleme. Nur, die ganz, ganz alte Ente, die wollte halt nichts mehr von
ihm wissen. Sie hinkte ausserdem und war schrecklich langsam.
Normalerweise trug ich sie mehr, als dass sie ging. Ich trug sie zum
Teich, liess sie eine Weile schwimmen und wehrte den Erpel ab. Dann
holte ich sie wieder heraus. Langsam humpelte sie in ihre Lieblingsecke.
Für die Nacht brachte ich sie bei den Hühnern unter, bis sie dann eines
Morgens nicht mehr aufstand. Sie hatte so nun ihre Ruhe gefunden. Mit
der Guinea hatten sich die Enten mittlerweile abgefunden. Eine von ihnen
legte ihre Eier in das gleiche Nest.
Die Hühner "weckt" mein Mann. Er gibt dann auch den Ponys ihr Stückchen
Brot und schmust ein wenig mit ihnen. Wenn etwas Ungewöhnliches vorfällt,
meldet er mir das. So kam es, dass er mir mitteilte, ich müsse nach der
Guinea sehen, die stehe nicht auf.
Ich ging hinunter und schaute nach. Die Guinea lag da im grossen Nest -
ihr getüpfeltes Federkleid ausgebreitet - und schaute mich an. Fast
schien es mir, dass drohend. Dennoch näherte ich mich. Da sprang sie auf
und zeterte mich an. Ja, da lagen sechs Enteneier und zwei Guineaeier.
Sie hatte sich offenbar darauf verlegt, diese Eier auszubrüten.
Eine Woche.
Zwei Wochen.
Drei, vier, fünf. Gopfriedstutz, wie lange dauert denn das? Aber,
eigentlich störte es mich ja nicht, wenn sie da so lag. Die Enten legten
ihre Eier in das andere Nest. Manchmal kam eine Elster in den Entenstall
und klaute aus dem anderen Nest ein Ei. Dann ging das Gezeter los.
Schliesslich fing die Guinea an, längere Zeit draussen zu bleiben. Ich
schaute nach. Nanu? Nur noch fünf Enteneier und ein Guineaei. Da musste
ich jetzt also ein wenig aufpassen, dass die Marder oder wer auch immer,
nicht auch noch die Guinea töteten, wie sie das mit der Zwerghenne taten.
Der Guinea geschah nichts. Aber jeden Morgen fehlte ein Ei. Einmal lag
eines vor dem Nest. Aufgepickt. Das noch nicht geschlüpfte Entchen
natürlich tot. Was sollte ich nur tun? Dass wir Ratten haben, ist ganz
klar. Zwar versuchen wir alles, damit sie nicht zu zahlreich werden. Die
Katzen beteiligen sich daran, aber ganz wegzukriegen sind sie nicht. Sie
kommen vom Wasser her.
Und dann war das Unglück total. Alle Eier waren weg. Die Guinea schlief
wieder im Hühnerstall. Es schien ihr gar nichts auszumachen. Jetzt war es
an der Zeit, das Nest - eine schwere Holzkiste mit Stroh - zu
säubern. Ich hob das Nest auf - und entdeckte darunter ein Rattenloch.
Schlau sind sie, diese Viecher. Ohne die Guinea heftig zu stören, hat
sich die Räuberin jede Nacht ein Ei geholt. So wie wir nachts zum
Kühlschrank gehen.
Trotz der Traurigkeit der Geschichte musste ich schmunzeln. Wie
menschlich Ratten doch sind.
Verena am 07.07.04
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