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Haarige Geschichten

Manchmal beneide ich die Mütter, deren Nachwuchs bis über das zweite Lebensjahr hinaus weitgehend kahlköpfig bleibt, präziser gesagt, nicht manchmal, sondern einmal in der Woche, wenn die Haarwäsche meiner Kinder fällig ist.
Clemens, der ältere meiner beiden Söhne, setzte von Anfang an den Bemühungen, seine Haare sauber zu machen, heftigen Widerstand entgegen, der erst in reiferen Jahren (er ist jetzt fünf) nachließ. Sein jüngerer Bruder Conrad ließ als Baby die Prozedur tapfer über sich ergehen, erst einige Monate nach seiner Geburt änderte er seine Meinung zum Thema Haarpflege. Vermutlich wartete erst ab, bis er genügend Körperkraft angesammelt hatte, um sich effizient wehren zu können. Zum Glück wohnen wir in einem Haus (zwar nur in Reihe, aber es ist ausreichend schallisoliert). In einer hellhörigen Wohnung hätten wir vermutlich einmal pro Woche die Polizei auf dem Hals, weil empörte Nachbarn Anzeige wegen Kindesmißhandlung erstatten würden.
Der eingangs erwähnte Neid steigert sich jedoch ins beinahe Unerträgliche, wenn bei Conrad ein Haarschnitt fällig ist. Am Samstag war es wieder einmal soweit. Conrads Haare waren so lang, daß er nicht nur einen ungepflegten Anblick bot, auch seine Sehkraft dürfte durch den haarigen Vorhang vor seinen Augen bereits wesentlich beeinträchtigt gewesen sein.
Da nicht damit zu rechnen ist, daß er einer Verkürzung seiner Haarlänge tatenlos zusieht, ist Teamarbeit zwischen meinem Mann und mir in dieser heiklen Mission angesagt. Als erstes wird der Staubsauger bereitgestellt, um abgeschnittene Haare rasch entsorgen zu können. Dann nehme ich im Bad auf einem Sessel Platz und Conrad auf meinen Schoß. Ich halte seine Arme fest, während ich gleichzeitig seinen Kopf so fixieren muß, daß ich meinen Mann beim Schneiden nicht behindere. Daß ich Conrad dabei nicht weh tun will, versteht sich von selbst. Zunächst fallen die Stirnhaare, jedes Haarbüschel begleitet von wütendem Gebrüll. Als er wieder so recht und schlecht aus den Augen sehen kann, beschließt mein Mann, eine umfassendere Verschönerung durchzuführen. Also drehe ich Conrad auf meinem Schoß herum, Gesicht zu meiner Brust, und versuche, die Haare, die sich auf Conrads Haut und Kleidung angesammelt haben, mit dem Staubsauger zu entfernen. Dadurch ist er kurzfristig abgelenkt, und der Vorgang vereinfacht sich etwas. Schließlich läßt der Effekt nach, und er wehrt sich wieder nach Kräften. Als mein Mann beinahe fertig ist, macht Conrad mit dem Kopf eine Bewegung, und die Schere erwischt das linke Ohr. Blut tropft reichlich herunter, es rinnt beinahe. Ich untersuche das Ohr, es ist noch ganz und weist auf keine sichtbaren Einschnitte oder -risse auf. Clemens hat eine Kapsel aus einem Überraschungsei geholt und fängt damit einen Blutstropfen auf. Immer wieder hält er das Plastikgefäß Conrad unter die Nase: „Das ist von deinem Ohr.“ Schließlich stellen wir Conrad in die Badewanne und spülen ihn ab. Mein Mann nimmt den letzten Feinschliff vor, wobei nicht festzustellen ist, ob Conrad wegen des Wassers oder wegen der abgeschnittenen Haare brüllt. Schließlich hat die Folter ein Ende und es kehrt wieder Ruhe ein. Die Anstrengung hat sich gelohnt - der Haarschnitt ist gut gelungen und Conrad sieht ganz entzückend aus.
© Manuela Gößnitzer (28.9.1997)
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