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Etikettenschwindel

7. Monat Schwangerschaft und nun ist es wirklich Zeit, sich was echt Schwangeres zu gönnen. Umstandsboutiquen und gewisse französische Mutter- und - Baby- Ketten kommen nicht in Frage (weil entweder zu teuer oder zu spiessig!) und aus dem Katalog möchte ich nicht bestellen, da ich inzwischen mich bezüglich meiner Proportionen doch ganz schoen vertue.
Eine nette Dame empfahl mir das internationale Modehaus Charles and Anthony. Ich muss gestehen, dass ich bereits vor drei Monaten mich darin in der Umstandsecke umgesehen hatte, jedoch wenig begeistert war. Das, was mir gefiel, war nur noch in der allerkleinsten oder eben allergrössten Grösse da. Also, ich fand das Grössensortiment schwach. Das fanden auch andere anwesende Kundinnen, die frustriert von dannen zogen, genau wie ich.
Nun kam ich aber um den Kauf einer Hose nicht mehr rum. Probierst Du doch noch mal Dein Glück in besagtem Hause, dachte ich. Kurz nach 18.00 Uhr machte ich mich auf den Weg. Nein, welch Glück, das Sortiment war neu und viele Grössen waren auch noch vorhanden. Ich fand sogar ansprechende, bequeme Modelle in netten Farben ohne viel Fältchen in der Bauchgegend. Irgendjemand sagte mir mal in der Stoffabteilung vom Karstadt, dass ein Umstandskleid ueber dem Nabel viel Fältchen haben müsse, da diese zusätzlichen Platz für den wachsenden Bauch anbieten wuerden. Das ist übrigens voelliger Quatsch. Das einzige, was damit erreicht werden soll, ist, dass Schwangere mehr Leibesfülle um den Bauch vortäuschen sollen. Aber wozu?
Egal, gehört eigentlich nicht hier hin. Wie ich noch rumsuche, stehen zwei Damen um die 50, 60 zwischen den Umstandsmodellen und wühlen in den Ständern. Ich denke mir nichts dabei, denn ich ergattere in der Umkleide eine Kabine und beginne mich umzuziehen. Durch einen Spalt der Gardine sehe ich die beiden Damen die Umkleide betreteten, beladen mit diversen Umstandsklamotten. Aber wem bringen sie den Wust von Kleidung? Eine von ihnen betritt die Kabine, macht den Vorhang zu, nuschelt was zu ihrer Freundin...Stille...Spannung. Und dann ein entzueckter Aufschrei:
Nein, Elsa, ist des goldisch. Wie e Schulmädsche.
Elsa kommt hinter der Gardine hervor, stellt sich vor den grossen Spiegel. Sie trägt ein schwarz-weiss-kariertes kniekurzes Umstandskleid aus Jersey (das übrigens keine Fältchen in der Bauchgegend hat), natürlich weit geschnitten ist und so Elsas Rettungsring bestens verdeckt. Elsa ist weder schwanger (logo) , noch allgemein rundlich, bei ihr sammelt sich der Speck eben konzentrisch um die Taille rum (ich schätze Grösse 44/46). Was ich ja nun auch nicht schlimm finde, das ist eben so, kein Grund zur Schande. Ich denke mir, dass besagte Elsa sich einfach vertan haben muss, denn nebenan befindet sich eine Abteilung mit grossen Grössen fuer Damen und die Modelle dort sind weder tonnig, noch extrem teuer, noch langweilig.
Nein, Elsa hat sich nicht vertan. Sie probiert noch diverse andere Kleidungsstücke an, da ein Blüschen, dort ein Umstands-Shirt und so weiter. Jedes Stück wird begeistert von ihrer Freundin kommentiert.
"Nein, wie reizend, wie weiblisch und genau Dei Fabb"
. Und Elsa verlässt wieder komplett angezogen die Umkleide, steuert auf die Kasse zu, das Schulmädchenkleid im Arm und sagt dann zu ihrer Freundin:
Und alles ist ja so bequem. Wenn jetzt nochmal die Anneliese beim nächsten Treffen etwas über meine Kleidergrösse sagt, dann kann ich ihr ja mal das Etikett vom Kleid zeigen. In meinem Alter noch Groesse 40!
Na, da wurde mir ja alles klar. Es ging ums Etikett!
Ertappt! Und was lernen wir daraus?
Erstens, dass Elsa leider bezüglich ihrer Figur ein schwaches Selbstbewusstsein hat. Ausserdem muss Anneliese ein schreckliches Weib sein, das seine Bekannten gerne bloss stellt. Insofern habe ich tiefes Mitgefühl mit Elsa. Aber was ist mit uns, die ja wissen, dass der Bauch nur eine Episode ist, die aber auch ganz gerne in dieser Zeit bequeme und passende, günstige Kleidung tragen, aber denen es nicht vergönnt ist, quasi als Satisfaktion für eben beschriebenes in der Abteilung für grosse Grössen was Tragbares zu finden, weil da die Schnitte doch anders ausfallen? Ich will ja nun auch nicht sagen, dass das Fehlen von bestimmten Kleidergrössen allein die Schuld diverser Elsas und der lockeren Mundwerke der Anneliesen ist und bestimmt gibt es in Deutschland einige C und A@s, in denen man immer alles finden kann. Aber jene Episode ist eine Teilantwort auf die Frage, wo denn nun die Klamotten mit den gängigen Umstandsgrössen verschwunden sind.
Und ist es den Kundinnen jener Umstandsecken denn noch nicht aufgefallen, dass alles an Kleidung, was eben eindeutig nach schwanger aussieht (z.B. mit eben den besagten Fältchen am Bund) unbeachtet auf den Kleiderstangen vor sich hin staubt, weil die entschärften Modelle sich anscheinend nicht nur bei Schwangeren der grösseren Beliebtheit erfreuen?
Auf dem Weg zur Kasse sah ich einige schwangere Frauen frustiert Umstandsmode betrachten. "Nichts in meiner Groesse da", seufzte eine, "gerade das schwarz-weiss-karierte Kleid, was es nur noch in 36 und 48 gibt, hätte mir gefallen". Ja, ja.....Gewiss, es gibt tragischeres und so lange es nur das ist, geht es einem doch ganz gut. Da aber nun die Schwangerschaft eine Zeit ist, in der es nun mal einem schwer fällt, Kleidung, die sitzt zu finden und während der man auch kein Bedürfnis hat, mit zunehmender Bauchesmasse den Ladenmarathon anzutreten, findet man es eben besonders schade, nicht fündig zu werden.
Klaro, auch im nichtschwangeren Zustand kann das Lieblingsstück in der eigenen Grösse nicht mehr vorrätig sein. Das ist dann eben Pech, aber man hat zumindest mehr Alternativen auf dem Kleidermarkt. Und übrigens glaube ich auch nicht, dass nur die kräftigeren Damen daran schuld sind, wenn man leer ausgeht. Viel eher sollte man sich doch Gedanken ueber die Vergabe der Grössennorm machen, sollte man nicht gleich in alle Modelle, egal ob gross oder klein, ein Einheitsetikett mit der Standardziffer 36 fuer Damen einnähen?
Würde das nicht einer speziellen Gruppe von Frauen helfen, sich nicht auf die rare Umstandsware zu stürzen, sondern bei den eigenen Leisten zu bleiben? Und hat Diskriminierung nicht schon immer zu schlimmen Ergebnissen geführt? Ist es denn nicht einerlei, ob Elsa nicht mehr so gut proportioniert ist und was heisst schon gute Proportion? Jeder sieht es eben anders, findet andere Dinge schoen.
Und so schliesse ich mit Kästner:
"Der eine isst gern Wurst, der andere gruene Seife."

| by Claudia am 08.07.98

wunderschöne Stiefmutterlinie

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