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Hausfrauenseite -> Weiberecke -> der gelbe Knopf

Cara fährt Bahn

 

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der gelbe Knopf

Taxi nach Memphis? Ne, zum Bahnhof.

Bei der einen Taxizentrale geht nach gefühlten 300 Klingelzeichen keine Sau ran.

Das zweite angepeilte Taxiunternehmen ist dagegen superschnell vor Ort, so ist eine überpünktliche Ankunft am Bahnhof gewährleistet.
Da dieser rauchfreie Zone ist, werden schnell noch vor dem Bahnhof ein bis zwei Glimmstängel inhaliert.

Kurzes Gespräch mit einem gestrandeten Schweizer, der sich eine fette Havanna angesteckt hat, sein Zug hat mittlerweile 45 Minuten Verspätung. Auf die Bahn ist eben Verlass.
Jeder weiß, dass die Getränkepreise im Zug schon etwas happig sind.
Flugs noch eine Cola light für schlappe 1,95 Euro an Land gezogen, fragt man sich, ob es im Zug nicht doch billiger wäre?
Tasche, Koffer und Colaflasche - alles bereit zum Entern des ICE, der gerade auf Gleis 3 einfährt.
Platz ist reserviert, also rein in den schmucken weißen Wurm.

Nach einigen hin und her zwischen den Waggons, nach erneutem Blick auf das Ticket stellt man fest, der reservierte Platz ist besetzt von einer Dame, die aussieht, als sei sie aus dem Stift für verarmte Adlige ausgebrochen.
Diskussionen über Platz haben und reserviertem Platz beginnen.
Hinten staut sich die Menge die anfängt zu schieben und ebenfalls ihre Plätze einnehmen will.

Die Colaflasche landete mit einem Rums auf dem Tischchen und erneut wird das Ticket zu Rate gezogen.
In diesem Moment fällt auf, die schöne neue Umhängetasche mit den abgefahrenen Applikationen in Form von Designerknöpfen ist beschädigt.
Der größte Knopf, ein Highlight in sonnengelb ist weg.
Der Kamm schwillt. Erstens wegen der Platzbesetzerin und zweitens wegen der Tasche.

Ein schmalzlockiger Yuppierüpel mosert von hinten, wir sollen weitergehen, es sei ganz klar sein Platz.
Bevor die Schnappatmung einsetzt, gibt man sich geschlagen. Bis Frankfurt sind es nur noch ein paar Kilometer, dann ist eh Umsteigen angesagt.
Überlassen wir eben der schamlosen Gräfin und dem rüpelhaften Yuppie den Kampf um den Platz.

Wo nur ist der Knopf geblieben? Bestimmt liegt er, zertrampelt von durch gelatschten, schweißigen Reiseschuhen, bei der Gräfin unterm Tisch.
Neuer Zug, neuer Platz. Beim zweiten Versuch klappt es. Platz ist frei. Nun beginnen 4,5 Stunden entspannte Bahnfahrt.
Entspannt!
Von Durst geplagt wird nach der Colaflasche gesucht. Sch ... die steht auf dem Tisch der Gräfin im anderen Zug.

Nun denn, dann ein Wasser von der Zughostess , die aussieht, als stehe sie kurz vor der Selbststrangulation mittels rotem DB Halstuch.
Zwei Schwäbinnen, die sich unentwegt über Ballett unterhalten, haben ebenfalls einen Durstanfall-nach Tee.

Hänn Sie au Tee?
Ja haben wir auch, Grüner Tee, Schwarzer Tee und Kamillentee.
Ond was koschded der Griene Tee?
3,20 Euro.
Ond der Schwarztee?
Auch 3,20 Euro.
Ha noi dann nemm i oin Grüne Tee

Die Wagentür scheint nicht recht zu schließen.
Ein stetiger Ping-Pingping-Ping Ton begleitet das Zuggeräusch.

Eine alleinerziehende Mutter mit 4 Kindern versucht die Gören mit Eistee, Keksen und Salamibrötchen in Schach zu halten.
Was ihr nur unzureichend gelingt.

Mit ihrem Berliner Dialekt erzählt sie einer anderen Reisenden lauthals ihre Lebensgeschichte inklusive der 4 Männer, den Vätern ihrer Kinder.
Neben mir nöhlt ein Architektentyp über die Männer verschleißende Berlinerin und packt seinen Laptop aus.
Klick, klick klickediklick-er schreibt schnell, vielleicht doch eher ein Autor, der an einem Sachbuch über Alleinerziehende schreibt.

Der Tee für die Schwäbin wird geliefert:
1 Becher heißes Wasser und ein Teebeutel, mit der Anweisung den Tee 7 Minuten ziehen zu lassen.
Die Schwäbin kontert:
Denn lass i lieber länger ziehe, der war au teuer gnug.

Ein Saarländer lässt seine Frau per Handy wissen:
Jo isch han de Zuch gegried. Ei sischer eß isch des was du mir ingepagd hosch.
Kaum ausgesprochen zieht der Duft von hart gekochten Eiern, Knoblauch, Käse und frischem Brot durch den rappelvollen Wagen.

Eine der Gören hat sich an einem Schokokeks verschluckt und kotzt der Mutter auf die pinkfarbenen Flipflops.
Sie zetert was das Zeug hält, die restlichen Gören kichern sich fast ins Koma.
Gegenüber wühlt eine junge Frau in mausgrauer Öko-Kleidung in ihrem Rucksack.
An ihren Ohren baumeln Gebilde in Form von halb abgebissenen Bananen.

Eine mit vielen Dellen geschmückte Blechschüssel mit Frischhaltefoliendeckel kommt aus den Untiefen des Rucksackes zum Vorschein.
Sie löffelt was das Zeug hält und das ist gut so, denn der Geruch dieses Salates oder was auch immer schürt den Brechreiz.

Dazu der Gedanke an die nur unzureichend gesäuberten Flipflops, den sich daran festkrallenenden Zehen mit abgeplatztem rotem Nagellack machen es auch nicht besser.
Gut, dass der schöne gelbe Knopf nicht in deren Nähe ist.

Dem Saarländer scheint es geschmeckt zu haben, er rülpst satt in seinem Sitz und macht ein geräuschvolles Verdauungsschläfchen.
Geräuschvoll benimmt sich auch ein junges Pärchen, sie knutschen so feucht, das Wattwandern dagegen eine staubige Angelegenheit ist.
Sie hat auf der einen Kopfhälfte keine Haare und die andere Seite dagegen ist in Regenbogenfarben eingefärbt.
Ihr Partner trägt Vollglatze, damit er nicht vergisst was für ein Blödmann er ist, steht auf seiner Jacke in dicken Lettern Skinhead.

Eins der Gören muss mal, klar müssen dann die anderen drei auch mit.
Die Karawane zieht durch den Wagen und von den Flipflops lösen sich kleine, gut durchgeweichte Schokokeks- Bröckchen.
Doch gut, dass der sonnengelbe Knopf nicht hier rumliegt.

Am nächsten Bahnhof gesellen sich, zu den bereits vorhandenen kulinarischen Düften, noch ein paar chinesische.
Ein junger Mann steigt zu und packt seinen Proviant aus.
Genüsslich tunkt er seine Frühlingsrolle in die süß- scharfe Chilisauce und nuckelt dann schmatzend daran.
Als er am nächsten Bahnhof aussteigt, lässt er die Reste einfach stehen.

Und wie soll es anders sein, eins der Gören bemächtigt sich der Essensreste, dann bricht das Chaos los.
Die Kleine schreit in den höchsten Tönen wegen der scharfen Soße.
Ihre Mutter schreit noch lauter, weil keiner ihre Tochter von den Frühlingsrollen ferngehalten hat.
Die sich selbst strangulierende Bahnangestellte eilt herbei, will wissen was in ihrem Wagen los ist.

Der Architekten-Autor will nie mehr mit der Bahn fahren.

Die graue Maus nuschelt was von ungesundem Essen und bei einer Kichererbsen-Rote-Bete-Mouse wäre das nicht passiert

.

Der Saarländer vermeldet, er gehe besser ein Bier im Bordrestaurant trinken, da hier ja keiner in Ruhe schlafen kann.

Nur das Pärchen lässt sich nicht stören und schlabbert weiter.

Zum Glück naht der Zielbahnhof, schnell raus aus diesem Irrenzug und schnell ins Hotel.

An der Rezeption wird ein Abendessen vom Buffet angeboten:
Chinesische Gaumenfreuden
Dankend wird abgelehnt und sich schleunigst ins Zimmer verzogen.

Als Betthupferl liegt ein verpackter Schokokeks in Knopfgröße auf dem Kopfkissen ...

Cara am 15.02.2015

wunderschöne Stiefmutterlinie

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