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Alltag in Deutschland?!

Ich befinde mich gerade - zum ersten Mal in meinem Leben und wie ca. 4 Mio. andere Deutsche lt. unseren Statistiken - "zwischen zwei Jobs", sprich - ich bin seit 01.11. in Deutschlands größter Firma angestellt, dem Arbeitsamt.
Mein ehemaliger Arbeitgeber ist vom hohen Norden, nämlich Hamburg, in den tiefen Süden, in die bayrische Landeshauptstadt, abgewandert. Dieser Akt war durchaus nicht freiwillig, sondern von laaanger Hand geplant. Von hochkarätigen Managern, die aufgrund von Hochschulstudium und weitreichenden Wirtschaftskenntnissen eine Vision für unser Unternehmen entwickelten.
Ich war in diesem Unternehmen die Geschäftsleitungsassistentin und die Personalleiterin, zugegeben - ein kleines Unternehmen. Aber ein toller Job - und ein noch tollerer Chef. Eine wirkliche Aufgabe ... die aber nun aufgrund von Fusionen und Synergieeffekten in Süddeutschland stattfinden sollte.

Mein Alltag bestand dann ein paar lange Monate aus Abwicklungsvereinbarungen, Entlassungen und der Wegrationalisierung meiner eigenen Position nach der angestrebten Fusion.
Nachdem wir "erfolgreich" die betroffenen Mitarbeiter informiert, sprich entlassen, hatten, platzte - oh Schreck - die angestrebte Fusion. Was nun, sprach Zeus?
Nun, so eine gediegene Riege von Managern hat natürlich weiterhin Visionen. Leider konnten wir diese Visionen nicht wirklich sehen und mit ihnen teilen, aber - wie sagte mein Chef so schön:
Man beisst nicht in die Hand, die einen füttert.
Außerdem hatten wir ja nun in Hamburg den größten Teil der Mitarbeiter entlassen, da konnten wir auch genau so gut wirklich nach München umsiedeln, immerhin sitzt dort die Muttergesellschaft usw. Nun war mein Job eigentlich dort wieder gefordert, aber ... so ein Hamburger mit Rucksack über den Weißwurst-Äquator?
Ein komische Vorstellung. Aber, ich dachte mir, es ist wie beim Essen:
Erst mal probieren, bevor man sagt, man mag es nicht.
Nun, ich habe probiert. Sogar ein paar Monate lang, aber da all meine persönlichen Bindungen hier sind, habe ich es vorgezogen, mir lieber einen neuen Job, als einen neuen Partner und ein neues Zuhause zu suchen. Denn eins hat mich die Vergangenheit gelehrt:
Egal wie rar die guten Jobs sind, gute Männer sind dagegen fast ausgestorben.
Und - ich habe so eine fast ausgestorbene Spezies entdeckt ... deshalb gebe ich ihn auch nicht wieder her.
Und deshalb bin ich ohne Job zurückgekehrt in den Norden.
Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass der visionäre Manager und Chef meines Chefs jetzt in dem gleichen Unternehmen wie ich arbeitet ... seine Vision inkl. der Umsiedlung unserer Firma (ohne ertragreichen Grund) hat ihn leider den Kopf gekostet. Aber, natürlich mit einem sehr attraktiven finanziellen Polster!

So - und nun heißt es aber (schon seit ein paar Monaten) Arbeitssuche.
Leider werden auch für meine Qualifikationen die Jobs immer weniger. Was ich vorher nie kennen gelernt hatte - und ich arbeite nun schon 19 Jahre. So führte mich denn mein Weg in der letzten Woche erst einmal zum Arbeitsamt.
Ich wohne in einer kleinen Stadt in der Nähe von Hamburg. Unser Arbeitsamt ist ziemlich neu, was allerdings nicht bedeutet, dass es mit etwas Bedacht und Menschlichkeit gestaltet wurde.
Die Klappstühle sind aus Metall und einfach an die Wand gebohrt. Und wenn jetzt jemand von Euch denken sollte, dass es in kleinen Städten schneller voran geht, als z.B. in Hamburg ... und keiner lange dort sitzen muss - nun, das ist nur bedingt richtig, denn warten muss man auch hier nicht wenig.
Diese Stühle sind so kalt, dass ich nach einer halben Stunde dachte, ich hole mir jetzt - wie der Volksmund so sagt - entweder eine Blasenentzündung oder Hämorrhoiden!

Nachdem ich mir nun während meines bisherigen Berufsleben mit der Organisation und der Optimierung von Arbeitsabläufen mein Geld verdient habe, durfte ich gleich im ersten Zimmer feststellen, dass hier beim Arbeitsamt natürlich noch das ein oder andere im Argen liegt.
Jaaaahhh ... natürlich habe ich das gewusst, aber - es ist fast ein bisschen so, als ob man nach jahrelangem Lesen von "Disneys Lustige Taschenbücher" auf einmal Donald Duck trifft. Wer denkt sich bloß diese umständlichen Prozesse aus?
Nun ja, sehr abschreckend fand ich jedoch diese überaus "freundlichen" Schilder auf dem Flur. Von überlasteten Mitarbeitern des Arbeitsamtes schnell heruntergetippt und ausgedruckt und dann mit Tesa auf die weißgetünchten Wände geklebt (Bilder hängen hier eh keine). Sie erinnerten mich ein bisschen an die Zeit, als es noch DDR-Grenzposten gab und man von allerlei komischen Parolen an der Grenze eingeschüchtert wurde, wenn man mal nach Berlin fahren wollte.
Da gibt es dann so Anweisungen wie "Beantworten Sie bitte alle Fragen, Sie verzögern sonst unnötig das Warten der Nachfolgenden" ...

Das Highlight meines Tages war dann aber das zweite Zimmer, das ich aufsuchen durfte, nachdem ich mich (nach einer 3/4 Stunde Wartezeit) in Zimmer 1 arbeitslos gemeldet habe (..."wenn Sie mal mit einem Arbeitsvermittler sprechen wollen, dann kreuze ich das hier an und Sie bekommen eine Einladung" und ich dachte, so ein Gespräch wäre selbstverständlich).
Weil ich - zur Verwunderung aller Sachbearbeiter - bereits alle notwendigen Dokumente ("die Sie bitte unaufgefordert vorlegen") schon bei meinem ersten "Anlauf" dabei hatte, durfte ich direktamente den zweiten Fragebogen ausfüllen und ein Zimmer aufrücken.
Auf dem besagten Flur stand dann schon eine stattliche Ansammlung mit Mitstreitern meiner neuen Zunft. Und - alle Türen waren eigentlich mit der gleichen Erläuterung versehen.
Als ich fragte, in welcher Reihenfolge es denn vorangeht, sagte man mir einstimmig: "Wir wollen alle in Zimmer XX ... !" Als ich nach dem Unterschied zu Zimmer XY fragte, in das ich mich begeben sollte, konnte mir leider keiner weiterhelfen.
Beherzt klopfte ich an meinem Zimmer und traf auf eine sehr nette und lockere Dame (also - Unfreundlichkeit, die in den Medien oft angeprangert wird, kann ich wirklich absolut nicht bestätigen).
Sie befand sich gerade in einer kleinen Unterhaltung mit ihren Kolleginnen aus dem Zimmer nebenan - an dessen Tür "z. Zt. Im Urlaub" prangte. Auf meine Frage, warum denn dort drüben so viele warten und hier keine Menschenseele, bekam ich zur Antwort "die gehören, Gott sei Dank, nicht zu mir, andere Berufssparte!".
Tja - und da stelle ich mir doch vor, so etwas würde z.B. bei Aldi passieren: eine Kasse rechnet nur Non-Food-Artikel ab und die andere Kasse die Lebensmittel. Und dann stellt Euch mal vor, an der Lebensmittel-Kasse stehen 20 Leute, aber - die andere Kasse hat nichts zu tun und die Kassiererin redet mit ihrer Kollegin, die gerade die neuen Waren abpackt .... und bedient nicht mal kurz zwischendurch die Kunden mit den Lebensmitteln, bis sie wieder eigene Kundschaft hat ...!!

Das Gute daran war:
ich war schon nach 2 Stunden Gesamtdauer wieder auf dem Heimweg und ... der Rest ist ja eh arbeitslos und hat Zeit, so heißt es doch, oder?
Zumindest wird einem genau dieses Gefühl dort vermittelt. Als abschließende Anekdote möchte ich noch kurz erzählen, dass ich zwei Tage später ein "Angebot über Fortbildungsmaßnahmen" vom Arbeitsamt bekommen habe.
Das Interesse daran verflüchtigte sich, als ich las, dass man mich über die Pflichten und Regeln des Arbeitslosen-Daseins unterrichten will (wobei dies noch der interessante Teil ist), und mir dann helfen will, meine Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen und mit mir im Internet surfen will, um mir zu zeigen, wo ich Stellenanzeigen finde.
Und das alles an 5 Tagen die Woche, Vollzeit, ab morgens um 08.00 h.
Man stelle sich vor: bis vor 1 Woche war ich diejenige, die Bewerbungsunterlagen beurteilt und Vorstellungsgespräche mit Bewerbern geführt hat ... und selber Stellenanzeigen in Internet-Jobbörsen geschaltet hat ... und nun darf ich - auf Kosten der Steuerzahler - 5 Tage lang zu einem renommierten Fortbildungs-Anbieter (jaaaah, das macht das Arbeitsamt nicht selbst, neiiin, da wird externe Beratung eingekauft!!!) traben, ... aber ... ich habe ja sowieso nichts besseres zu tun, schließlich bin ich arbeitslos!!!
Ach so - und natürlich kann ich dieses "Angebot über Fortbildung" nicht ablehnen, denn - dann bekomme ich für diese Zeit kein Arbeitslosengeld!

Vielleicht sollte der Staat hier anfangen seine Gelder gezielter einzusetzen?
Sicherlich eine tolle Maßnahme, für Bewerber, die dringend Hilfe nötig haben ... aber - für alle anderen sollte man sich doch etwas qualifizierte Beschäftigungsmaßnahmen ausdenken, oder?
Wie viel Geld ich genau bekommen werde, das konnte mir leider auch noch keiner genau sagen.
Aber ... Internet sei Dank, konnte ich auf den Seiten des Arbeitsamtes, einen "Arbeitslosengeld-Rechner" finden und mit dieser Unterstützung mal ein bisschen rechnen. Schade, dass die Mitarbeiter im Arbeitsamt dieses Angebot anscheinend nicht kennen, sonst hätten sie mir doch wohl diesen kleinen Tipp gegeben, was meint Ihr?

Steffi am 14.12.02

wunderschöne Stiefmutterlinie

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