Ich befinde mich gerade - zum ersten Mal in meinem Leben und wie ca. 4 Mio. andere Deutsche lt. unseren Statistiken - "zwischen zwei Jobs", sprich - ich bin seit 01.11. in Deutschlands größter Firma angestellt, dem Arbeitsamt. Mein ehemaliger Arbeitgeber ist vom hohen Norden, nämlich Hamburg, in den tiefen Süden, in die bayrische Landeshauptstadt, abgewandert. Dieser Akt war durchaus nicht freiwillig, sondern von laaanger Hand geplant. Von hochkarätigen Managern, die aufgrund von Hochschulstudium und weitreichenden Wirtschaftskenntnissen eine Vision für unser Unternehmen entwickelten. Ich war in diesem Unternehmen die Geschäftsleitungsassistentin und die Personalleiterin, zugegeben - ein kleines Unternehmen. Aber ein toller Job - und ein noch tollerer Chef. Eine wirkliche Aufgabe ... die aber nun aufgrund von Fusionen und Synergieeffekten in Süddeutschland stattfinden sollte. Mein Alltag bestand dann ein paar lange Monate aus Abwicklungsvereinbarungen, Entlassungen und der Wegrationalisierung meiner eigenen Position nach der angestrebten Fusion. Leider werden auch für meine Qualifikationen die Jobs immer weniger. Was ich vorher nie kennen gelernt hatte - und ich arbeite nun schon 19 Jahre. So führte mich denn mein Weg in der letzten Woche erst einmal zum Arbeitsamt. Ich wohne in einer kleinen Stadt in der Nähe von Hamburg. Unser Arbeitsamt ist ziemlich neu, was allerdings nicht bedeutet, dass es mit etwas Bedacht und Menschlichkeit gestaltet wurde. Die Klappstühle sind aus Metall und einfach an die Wand gebohrt. Und wenn jetzt jemand von Euch denken sollte, dass es in kleinen Städten schneller voran geht, als z.B. in Hamburg ... und keiner lange dort sitzen muss - nun, das ist nur bedingt richtig, denn warten muss man auch hier nicht wenig. Diese Stühle sind so kalt, dass ich nach einer halben Stunde dachte, ich hole mir jetzt - wie der Volksmund so sagt - entweder eine Blasenentzündung oder Hämorrhoiden! Nachdem ich mir nun während meines bisherigen Berufsleben mit der Organisation und der Optimierung von Arbeitsabläufen mein Geld verdient habe, durfte ich gleich im ersten Zimmer feststellen, dass hier beim Arbeitsamt natürlich noch das ein oder andere im Argen liegt. Weil ich - zur Verwunderung aller Sachbearbeiter - bereits alle notwendigen Dokumente ("die Sie bitte unaufgefordert vorlegen") schon bei meinem ersten "Anlauf" dabei hatte, durfte ich direktamente den zweiten Fragebogen ausfüllen und ein Zimmer aufrücken. Auf dem besagten Flur stand dann schon eine stattliche Ansammlung mit Mitstreitern meiner neuen Zunft. Und - alle Türen waren eigentlich mit der gleichen Erläuterung versehen. Als ich fragte, in welcher Reihenfolge es denn vorangeht, sagte man mir einstimmig: "Wir wollen alle in Zimmer XX ... !" Als ich nach dem Unterschied zu Zimmer XY fragte, in das ich mich begeben sollte, konnte mir leider keiner weiterhelfen. Beherzt klopfte ich an meinem Zimmer und traf auf eine sehr nette und lockere Dame (also - Unfreundlichkeit, die in den Medien oft angeprangert wird, kann ich wirklich absolut nicht bestätigen). Sie befand sich gerade in einer kleinen Unterhaltung mit ihren Kolleginnen aus dem Zimmer nebenan - an dessen Tür "z. Zt. Im Urlaub" prangte. Auf meine Frage, warum denn dort drüben so viele warten und hier keine Menschenseele, bekam ich zur Antwort "die gehören, Gott sei Dank, nicht zu mir, andere Berufssparte!". Tja - und da stelle ich mir doch vor, so etwas würde z.B. bei Aldi passieren: eine Kasse rechnet nur Non-Food-Artikel ab und die andere Kasse die Lebensmittel. Und dann stellt Euch mal vor, an der Lebensmittel-Kasse stehen 20 Leute, aber - die andere Kasse hat nichts zu tun und die Kassiererin redet mit ihrer Kollegin, die gerade die neuen Waren abpackt .... und bedient nicht mal kurz zwischendurch die Kunden mit den Lebensmitteln, bis sie wieder eigene Kundschaft hat ...!! Das Gute daran war: Sicherlich eine tolle Maßnahme, für Bewerber, die dringend Hilfe nötig haben ... aber - für alle anderen sollte man sich doch etwas qualifizierte Beschäftigungsmaßnahmen ausdenken, oder? Wie viel Geld ich genau bekommen werde, das konnte mir leider auch noch keiner genau sagen. Aber ... Internet sei Dank, konnte ich auf den Seiten des Arbeitsamtes, einen "Arbeitslosengeld-Rechner" finden und mit dieser Unterstützung mal ein bisschen rechnen. Schade, dass die Mitarbeiter im Arbeitsamt dieses Angebot anscheinend nicht kennen, sonst hätten sie mir doch wohl diesen kleinen Tipp gegeben, was meint Ihr? Steffi am 14.12.02 |