Mittwoch nacht, ein Uhr.
Autobahn A 3, Rasthof Medenbach.
Fahrtrichtung Süden.
Zwei Verliebte sitzen einsam im Rasthaus. Es heißt Abschied nehmen.
Er hat sie bis hierher begleitet, doch nun wird sie allein weiter dorthin
fahren, wo ihre Heimat ist: Ungarn.
Sie wird lange unterwegs sein.
Kaffee und Cola sind ausgetrunken.
Die Zeit verrinnt, die Fahrt muß weitergehen.
Bis zum Wiesbadener Kreuz fahren sie nebeneinander her.
Winken sich noch einmal zu, werfen Luftküßchen ins andere Auto.
Der Verzögerungsstreifen, die Abfahrt.
Er drückt zum Abschied auf die Hupe, wird langsamer.
Ihre Rücklichter entschwinden in der Ferne.
Wenn alles gut geht, wird sie am späten Vormittag ihr Ziel erreichen.
Ungarn. Er wäre gern mitgefahren.
Aber es geht nicht.
Er fährt in Gegenrichtung wieder auf die Autobahn.
Bis Düsseldorf wird er viel Zeit haben.
Er vermißt sie schon jetzt. Wie wird es ihr ergehen?
A 3 bei Montabaur, nichts geht mehr.
Vollsperrung der Autobahn, ein Unfall. Nachts um zwei.
Die Fahrt wird länger dauern. Für ihn Zeit, an sie zu denken.
Ob sie besser durchkommt?
Er bekommt ein wenig Angst um sie.
Was wäre, wenn SIE dort vorn in dem grotesken Haufen zerfetzten Blechs
eingeschlossen wäre?
Er würde ihr nicht helfen können, hunderte Kilometer entfernt.
Endlich, nach Stunden geht es weiter.
Er kommt zu Hause an, als die Sonne aufgeht.
Er denkt noch einmal an sie, dann geht er ins Bett.
Sie befindet sich immer noch auf der Autobahn.
Am späten Vormittag wacht er auf. Schaut auf die Uhr, immer wieder.
Mit jeder Minute, die vergeht, rückt der Zeitpunkt näher, an dem sich die
beiden Verliebten wiedersehen werden.
Er wird glücklich bei dem Gedanken daran, denn es wird schon bald sein.
Irgendwo nahe der Autobahn A 3 ...
Viele liebe Grüße von
Nachtjäger
Anmerkung: die zugehörige Beziehung ist seit Anfang 1997 inexistent.
