Der größte Feind einer berufstätigen Mutter (BM)
.... ist das eigene schlechte Gewissen. Das stimmt. Woher weiss Carola das bloss?
Aber allzuoft hat man als praktizierende BM ja gar nicht die Zeit, über das schlechte Gewissen zu meditieren. Im Alltag überwiegt
einfach da Gefühl, aufgefressen zu werden von -zig verschiedenen Anforderungen, und auch das elende Gefühl, keine der 1000
kleinen täglichen Aufgaben richtig zu erledigen: Man genügt nicht allen Anforderungen der lieben Kleinen, für die Arbeit könnte man
manchmal auch ein bisschen mehr leisten, in der Wohnung gibt es einige recht stabile Dreckecken, T-Shirts sind chronisch
ungebügelt, dem Partner fehlen ruhige Kuschelstunden (und einem selber natürlich auch). Klar tut dazu auch die Werbung ein
übriges oder nette Filme, wo eine perfekt gestylte dynamische Anwältin ihre reizenden wohlgeratenen Kidner in einem makellosen
Heim mit engelsgleicher Geduld....
Aber letzlich bin ich es selbst, die sich ständig unter den ewigen Perfektionsdruck setzt. Womit wir wieder beim schlechten
Gewissen wären.
Ich hatte allerdings auch nie so richtig die Wahl, ob ich nun lieber Hausfrau wäre oder BM. Aber wie oft schon habe ich mir
gewünscht, entweder NUR Hausfrau oder NUR berufstätig (ohne Kinder) zu sein.... So verdoppel sich einfach die Aufgaben, aber
der Tag hat trotzdem nur 24 Stunden. Verlockend stelle ich mir vor, daß ich als NUR-Hausfrau Zeit finden würde für mich: mal ein
Einkaufsbummel, mal eine Maske (Gurke oder Schlamm oder was auch immer), mal einfach in einem Café sitzen..... Aber genauso
reizvoll wäre es, bei Terminplanungen im Büro nicht daran denken zu müssen, wann die Kinderlein ein Abendbrot benötigen, oder
ob an dem Tag grade ein Zahnarztbesuch mit den Kindern ansteht.
Als BM braucht man auf alle Fälle eine gehörige Portion Organisationstalent und viel Gelassenheit, um Pannen, die unweigerlich
passieren, wegstecken zu können. Schwer ist es, die beiden großen Bereiche - Familie und Arbeit - nicht durch Problemtransfer zu
belasten: Die Kinder haben Anspruch auf eine freundliche, aufnahmefähige Mama, wenn sie endlich heim kommt, und sie können
nix dafür, wenn an dem Tag ein Rechnerabsturz den anderen jagte. Umgekehrt kann ich aber auch nur begrenztes Verständnis von
meinen Kollegen erwarten, wenn ich mal wieder total müde bin, weil ein Kind Ohrenschmerzen hatte in der Nacht.
Es tut auf alle Fälle ziemlich gut und bauchmiezelt das Ego, wenn ab und an mal jemand ein Wort der Bewunderung fallen läßt
("Wie du das immer alles schaffst") und das hilft dann zumindest mal wieder einen Moment, das ewig schlechte Gewissen zu
übertönen. Doch ich argwöhne, daß auch eine NUR-Hausfrau das schlechte Gewissen kennt. Eben aus einem anderen Blickwinkel
heraus ("Wo ich ja schon die ganze Zeit zu Hause bin, könnten meine Fenster ja eigentlich etwas sauberer...."). Und wenn man
dann so an die Sache herangeht, dann sind wir bei der uralten Psychoweisheit, dass zu einem zufriedenen Dasein dazugehört, daß
man nicht allzu unrealistische Forderungen an sich selbst stellen soll. Läßt man dem schlechten Gewissen zu viel Raum, dann lähmt
es nur und man schafft nochw eniger etc.
Angela am 21.04.98
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