wesentliche Stationen eines Frauenlebens
Gerade habe ich deinen Artikel "Was ist eigentlich eine Hausfrau"
gelesen, der mich ziemlich gerührt hat, weil er wesentliche Stationen
eines Frauenlebens wirklich auf den Punkt bringt.
Ich finde die Diskussion zwischen Hausfrauen und Berufstätigen auch
unnötig und völlig verfehlt, denn fast jede Hausfrau war davor ja
irgendwann mal berufstätig und jede berufstätige Mutter ist doch,
kaum, dass sie die Bürotür hinter sich schließt, Hausfrau. Und das mag
ich so an deinen Seiten, dass ich mich da auch als Hausfrau fühlen
kann, denn die hauptberuflichen Hausfrauen um mich herum, sind nicht
gewillt diese Seite meines Lebens ernstzunehmen. Ja, meine Fenster
putzen sich auch nicht von allein. Auch wenn ich sie nicht immer
selber putze, zuständig bin ich. Und es sind ja nicht nur die Fenster:
Wäsche, Garten, Lateinvokabeln und verstopfte Abflüsse gibt es auch
noch, wenn ich nach Hause komme. Meine Tochter nahm an einer
Musical-Aufführung teil und zwei Tage vorher flatterte mir ein
Zettelchen in die Hand, da stand drauf, "die Kinder benötigen zur
Aufführung nur ein Katzenkostüm, das Schminken übernimmt das Theater."
Oh, vielen Dank. Es war mitten im Sommer, nicht Fasching oder so, wo
mensch so etwas vielleicht kaufen kann. Und meine Nähmaschine hatte
sich eine Neurose zugezogen.
Auch die Berufstätige wird von diesen Schreckensmeldungen nicht
verschont.
Und was du bezüglich "Wo haben Sie denn ihre Kinder" erzählt hast, wer
kennt es nicht? Auch die Schwierigkeiten zu einem sinnvollen Job zu
kommen, sind mir in lebhafter Erinnerung, bei mir allerdings nicht
wegen einer Schwangerschaft, da zeigten sie sich sehr generös, sondern
als ich fragte, wie die Chance stünde, den Abteilungsleiterjob, den
ich bereits vier Monate "in Vertretung" gemacht hatte, auch offiziell
zu bekommen. Es täte ihnen sehr leid, sie wollten mich auf jeden Fall
auf der Stelle behalten, aber, ABER, Abteilungsleitung ohne Studium
ginge nur bei Männern. Frauen wie Männer würden eine Frau als
Vorgesetzte eben nur akzeptieren, wenn sie deutlich besser
qualifiziert sei. Also hab ich gekündigt und studiert. Jetzt bin ich
u.a. selbst Personalleiterin, und es gibt bei uns kein Problem mit
qualifizierten Halbtagsstellen.
Letztens hat mir eine Freundin, die eine Woche lang Kinder ( u.a. von
mir) zu Besuch hatte, erzählt: Nie hab ich von den Kolleginnen
verstanden, dass die dreimal am Tag erwähnen, wenn sie wegen der
Kinder eher weg müssen. Jetzt schon. Es ist eben mehr, als die Stunde,
die frau eher gehen muss, sie muss den gesamten Tag darauf einstellen
und lebt in ständiger Panik irgendetwas Unvorhergesehenes könnte sie
zwingen, länger zu bleiben.
Meine Freundin ist lesbisch und hat keinen Anlass ihren Kolleginnen,
die Mütter sind, besonderes Verständnis entgegenzubringen. Aber wenn
das so einfach geht, wenn eine Woche Erfahrung von der anderen Seite
reicht, dann sollten es die Voll- und Teilzeit-Mütter untereinander
eigentlich auch fertig bringen.
Es grüßt herzlich
Christine am 03.10.2000
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