Das Ansehen der Hausfrau in der Öffentlichkeit
Ich bin seit 3 Jahren Hausfrau, als mein Sohn geboren wurde. Alle meine ehemaligen Kolleginnen
waren anfangs sehr bemüht, den Kontakt mit mir zu halten und mich an den "Frauen-Abenden", die
bis dahin wöchentlich stattfanden, weiter teilhaben zu lassen. Die Abende finden jetzt auch
noch statt, allerdings ohne mich...
Klar, am Anfang konnte ich nicht so, wie ich gerne gewollt hätte, weg von zu Hause, in der
Stillzeit, brauche ich hier ja niemandem was von erzählen. Später dann wurde ich gar nicht mehr
gefragt. Mittlerweile ist es so, daß, wenn wir uns doch mal treffen, mit mir - oder bilde ich
mir das ein? - nur noch oberflächlich geplänkelt wird und zwar über Kindererziehung und
Krankheiten (mit Anfang 30??!!). Alle beruflichen Themen werden
gemieden. Oder es kommt noch schlimmer, dann redet überhaupt keine mehr mit mir. Wir schweigen
uns an. Weil ich ja sowieso nichts beitragen kann. Ich habe keine neuen Bekanntschaften in
der Immobilienbranche geschlossen (wie auch, in meiner Küche?), ich kenne auch den süßen
neuen Kollegen nicht (leider) und von der aktuellen Situation der Wohnungslage im Gebiet habe
ich auch keine Ahnung (muß ich mich dafür interessieren?).
Natürlich interessiert sich absolut niemand dafür, was Söhnchen inzwischen alles so kann und
niemand will mehr Kinderfotos sehen.
Wahrscheinlich würde es mich auch nicht interessieren, wenn ich in dieser Situation wäre.
Als ich noch arbeiten ging, hatte ich auch keine Nerven
für Hausfrauen-Geschwätz, ich erinnere mich noch gut, als ich im Büro saß und überlegte, woher
ich die dritte Hand für den dritten Telefonhörer hernehmen soll, Kunden sitzen im Raum, und
eine Freundin ist am Apparat (Hausfrau) und erklärt mir aufgeregt, "Du glaubst nicht, was passiert
ist, die Teekanne ist mir soeben geplatzt, als ich heißes Wasser eingefüllt habe."
SOETWAS würde ich natürlich nie machen, aber ich merke, wie ich immer mehr abtreibe vom
allgemeinen Geschehen im Geschäftsleben. Schön ist das grad mal nicht, zumal ich auch noch so
ein Super-Exemplar von Mann zuhause -im-wahrsten-Sinne-des-Wortes- sitzen habe (nämlich auf
der Couch, und dort erhebt er sich nicht mehr, wenn er sich einmal hingesetzt hat), welcher
einen Lachkrampf bekommt, wenn ich von meinem "Feierabend" spreche.
Was hast DU schon für einen Feierabend.
ER würde das sowieso alles ganz anders machen. Jetzt kommts. ER würde jeden Morgen mit
dem Kleinen irgendwo hinfahren, in die Stadt einkaufen (und das Geld?), auf den Spielplatz
(dort sind wir ganz alleine und Sohn langweilt sich), zu seinen Eltern (die sind hier sowieso jeden
Tag, die wohnen gegenüber und halten alles auf ihren Überwachungskameras fest), zu Freundinnen
(die gehen alle arbeiten), usw. Und den Haushalt? Du immer mit Deinem Haushalt, was ist da
schon zu tun. Und Mittagessen kochen? Keine Ahnung, würde schon irgendwie gehen.
Klar, wenn er mit dem Kleinen zuhause wär, ich würde ja nicht zur Tür reinkommen und rufen
"Krieg ich heute nichts zu Essen?"
Mein Kind wird jetzt 3 Jahre, vor kurzem hatte ich ein Vorstellungsgespräch (ich muß mir etwas
neues suchen, die alte Firma gibt es nicht mehr), welches daran gescheitert ist, daß ich auf
die Aussage des Personalchefs, die Arbeitszeit geht bis 17.00 Uhr, schüchtern antworten
m u s s t e , "oh, der Kindergarten schließt 17.00 Uhr."
So, das war's, Ihre Bewerbungsunterlagen senden wir Ihnen selbstverständlich zurück.
Meine ehemaligen Kolleginnen, die mich ja so unterstützen wollten bei der neuen Arbeitssuche
(die haben ja alle sooooolche Connection), haben keine Zeit, nee, ist ja klar, bei dem Streß,
den die haben.
Ich bin trotzdem glücklich, den Kleinen zu haben, und halte tapfer durch, da ich ja auch weiß,
wie wichtig das für ihn ist, unsere Nachbarn gehen arbeiten, seit deren Sohn 8 Wochen alt ist,
der wird jeden Morgen um 5 aus dem Bett geschmissen, das kann es auch nicht sein, soviel ist mir
dann meine Verwirklichung auch nicht wert. Obwohl meiner freiwillig 6 Uhr aufsteht, aber das
ist eine andere Sache.
Ich denke schon, daß Hausfrauen im allgemeinen belächelt werden. Als Arbeit wird das, was wir tun,
jedenfalls nicht angesehen, und Feierabend haben wir auch nicht.
Am meisten liebe ich solche Sprüche wie "Wieso bist du denn müde, du kannst dich doch mittags mit
hinlegen?". Ich habe es in den drei Jahren nicht einmal geschafft, mich mittags hinzulegen, das
sind die einzigen zwei Stunden, in denen der Kleine mir nicht am Rockzipfel hängt, da gehe ich -
wenn ich nicht was im Haushalt mache - an meinen Computer und nehme Kontakt zur Außenwelt auf. Das ist
nämlich auch nicht so lustig, wenn er dabei auf meinem Schoß sitzt und auf der Tastatur rumhämmert.
Da ich nun beides kenne, arbeiten gehen und Hausfrau sein, kann ich wirklich sagen, daß ich in
meinem Büro ganz anders abschalten kann, ich bin zwar da auch im Streß gewesen, aber wenn ich
meinen Kaffee getrunken habe, aber dann hat kein kleines Händchen an der Tasse gezerrt
und ich mußte erklären, was ich denn da trinke, oder ich mußte nicht plötzlich aufspringen, weil
irgendwo was zerscheppert ist oder jemand gerade in diesen fünf Minuten auf Toilette muß.
Mir fehlen die Gespräche mit Erwachsenen, und zwar die, ohne daß man sich anschreien muß, weil
vor lauter Kindergeplapper man sein eigenes Wort nicht versteht.
Ich bin mir sicher, wenn man einen Mann hat, der das achtet, was man tut als Hausfrau, kann man
auch ganz anders damit umgehen. Den habe ich leider nicht.
Trotzdem weiß ich, daß, wenn ich irgendwann wieder arbeiten gehe, werde ich mich auch gern an
die Zeit mit meinem Kind erinnern und ich werden die "Ruhe" zuhause vermissen.
Viele Grüße
Andrea am 29.09.2000
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