15.05.1997
Zeit hätte ich wohl, hier etwas zu schreiben, aber...
Die Endphase einer Schwangerschaft ist schon seltsam und mit meinen Gedanken, bin ich doch
mehr oder weniger ständig beim Baby.
Der Zustand hat etwas von Reisefieber. Selbst das Packen der Krankenhaustasche paßt dazu...
Meine Tage sind derzeit ausgefüllt mit ärztlich verordneter Faulenzerei im Garten, die durch hektische
Betriebsamkeit unterbrochen wird, wenn mir wieder etwas irre Wichtiges einfällt, was unbedingt noch
schnell erledigt werden muß.
So mußte ich unbedingt noch schnell Wicken pflanzen - was wäre mein Garten ohne Wicken?
Wo ich gerade am Pflanzen war, konnte ich ja auch schnell noch das ganze Unkraut entfernen -
danach habe ich sehr freiwillig und brav wieder geruht...
Ausserdem mußte ich unbedingt noch in die Stadt und Nagellack kaufen, der in einer Schicht gut
deckt und schnell trocknet.
Natürlich brauchte ich dringend noch einen Stapel neuer Nachthemden mit schicker, langer Knopfleiste -
und einen Stapel Bücher für die Tage im Krankenhaus.
Der Nagellack ist wirklich prima - und die Bücher waren auch nicht schlecht - ich habe sie schon mal
probehalber durchgelesen...
Ansonsten wird unser Babysitter überstrapaziert, da wir nun doch noch schnell alle Abende nutzen,
mit unseren Freunden ungestört auszugehen - es wird eine Weile dauern, bis das wieder geht.
Andererseits werde ich nun doch langsam ungeduldig, den kleinen Menschen kennenzulernen,
der da so fröhlich in mir herumstrampelt und sich alle Mühe gibt, mir mein Kreuz zu brechen...
Felix hat sich schon längst daran gewöhnt, daß ich plötzlich etwas laut herumstöhne und meinen Bauch
bitte, das nicht noch einmal zu tun. Da ich schon ein Kind habe, dachte ich, in Sachen Schwangerschaftsbeschwerden
ein profundes Wissen zu haben, aber ich gebe zu, daß das Baby ganz neue Ideen hat.
Während Michaela damals mit viel Freude eine gewisse Macht über meinen Blasenschließmuskel ausübte,
hat das Baby eine Stelle gefunden, die bei mir zu spontanem "Argh-Gebrüll" führt. Anfangs rannte Felix
förmlich in die Küche, um für kochendes Wasser zu sorgen, mittlerweile hat er sich dran gewöhnt
und fragt eher stolz "starkes Kerlchen?" oder ähnlich Mitfühlendes...
Das Baby ist von meinen "Komm du nur raus!" Drohungen herzlich unbeeindruckt.
Nach Aussagen der Ärztin ist der Knabe fertig und könnte jederzeit auf die Welt kommen -
das heißt, er beschäftigt sich nun nur noch damit, Gewicht zuzulegen (das scheint in der Familie
zu liegen) und mit einem Füßchen an der besagten Stelle herumzustochern...
Und ich fühle mich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihn endlich zu sehen und dem Wunsch,
noch möglichst viel Zeit zu haben, bevor dann eine Weile lang keine Zeit für gar nichts mehr ist...
Am Montag habe ich schon einmal in der Druckerei die Geburtsanzeigen ausgesucht und den armen
Besitzer der Druckerei in den Wahnsinn getrieben. Ich mag nämlich keine witzigen Karten, keine
Karten, auf denen ein Baby ist, denn meins sieht bestimmt anders aus, keine Karten mit Glitzer
und Glimmer, keine Karten mit Teddies und und und...
Endlich fand ich eine uni weiße Karte, in die ein Schaukelpferd geprägt war - doch, die war nett -
aber leider prompt nicht mehr erhältlich.
Die nächste Schwierigkeit war, daß ich wie bei Michaela wieder Fotos einkleben möchte, so daß
einige schöne Karten ausschieden, die ein gestanztes Muster hatten.
Natürlich bin ich einige Kataloge später fündig geworden - aber mehr verrate ich nicht, da einige
von Euch mittlerweile auf der privaten Adressliste stehen und sich überraschen lassen dürfen -
von Baby und Karte. Anders als auf diesen, Seiten habe ich nämlich im realen Leben einen sehr
dezenten Geschmack - ganz ohne Blümchen.
Ich weiß nicht, ob ich vor der Geburt noch etwas aus meinem aufregenden Hausfrauenleben
preisgeben kann - das Baby wird am 27.05. erwartet, kann aber wie gesagt jederzeit Signal geben,
besser die Hebamme aus dem Bett zu werfen und ins Krankenhaus zu düsen.
Felix wird sich dann sicher im Forum dazu äußern...
Falls jemand die Daumen drücken möchte - ich habe nichts dagegen :-)
bis dann,
die Carola
