03.04.1997
Tja, also ich hatte mal wieder recht - Ehefrauen haben immer recht...
Ich habe auf dem Ultraschallgerät ja rein gar nichts erkannt - auch nicht nach Anleitung "Hier sieht
man sehr schön die Rippen etc..." Nö, ich nicht - aber ok, als sie geschäftig im Oberschenkelbereich
herumsuchte, sah auch ich. Ein Mann in meinem Bauch! Und obwohl ich es ja geahnt habe,
war ich dann doch etwas baff. Oliver, derzeitiger Wohnsitz, bei Muttern...
Ich gebe zu, daß mir im Moment eine leichte Panik im Nacken sitzt. Männer waren mir immer irgendwie
suspekt. Allein die dämlichen Fragen, die sie Dr. Sommer in der Bravo stellen - "ist er zu groß, ist
er zu klein". Dieses laute, lärmende Kraftgeprotze auf dem Schulhof - und was finden sie nur an Bällen?
Warum ist es so ein Problem für sie, wenn Mädchen besser in Mathe sind?
Man erkennt es, das sind Gedanken, die ich mir mit leisem Stirnrunzeln in meinen Teeniejahren gemacht
habe, als ich selber aromatisierte Tees, indische Tücher und Räucherstäbchen liebte.
Ein Junge - tja, nun liegt es bei mir, ob in ca 20 Jahren jemand einen dummen Macho oder einen
dieser "neuen Männer" am Hals hat. Ich seh schon metertiefe Abgründe vor mir aufgehen, wenn ich
in einigen Jahren Michaela um Hilfe beim Tischabräumen bitte - "Oliver muß nie, weil er ein Junge ist".
Hm, Oliver ist 3 Jahre jünger und ich hänge an meinem Porzellan - ok, ich räume einfach selber ab.
Ha, grundfalsch, was lebe ich ihm da vor? Felix wird also künftig zum Tischabräumen abkommandiert.
Und dann das nächste Klieschee - ich bin in Mathe tatsächlich nicht so gut. Vielleicht nehme ich
mir einen Nachhilfelehrer und kaschiere später die Probleme, die mir das "y" gemacht hat.
Mit dem "x" bin ich noch so einigermaßen zurecht gekommen, aber das "y" hat einen langen
Sommer eingeleitet, bei dem ich in Mathe lieber irrsinnig wichtige Briefchen mit meiner Freundin
Marion austauschte und am Ende eine Arbeit mit Gleichungen abgab, in der alle Ergebnisse
x=x oder 0=0
lauteten. Mein Mathelehrer hatte glücklicherweise viel Humor und meinte, daß das ja auch nicht falsch sei.
Überhaupt ein netter Mann, er nahm sein Fach nicht so irrsinnig wichtig, erklärte meiner Mutter,
daß wir bald zum "kaufmännischen Rechnen" kämen und ich dann vermutlich wieder Boden unter
den Füßen hätte. Wirklich ein netter Mann, wie seine Mutter das wohl hinbekommen hat?
Was bedeutet ein Sohn noch? *Aaargh* eine Schwiegertochter! Hoffentlich kann sie kochen -
oder nein, hoffentlich kann sie es nicht, dann bin ich ihr zumindest in diesem Bereich weit überlegen
und kann ihr das bei jeder Gelegenheit unter die Nase reiben.
Meine arme Mutter hat ja nur Mädchen auf die Welt gebracht - ich wette, sie hätte liebend gerne
eine Schwiegertochter zum Bekämpfen gehabt... Nun, sie tobt sich halt an uns aus. Bei ihrem
letzten Besuch hatte ich zwei köstliche Torten auf dem Tisch, die Gläser blitzten und blinkten,
das Porzellan paßte zusammen, die Fenster ließen das Licht ungetrübt herein und Michaela
sah einfach allerliebst aus. Ich gebe zu, einen klitzekleinen Planungsfehler hatten wir gemacht,
da wir nicht bedacht hatten, daß wir den Tisch ausziehen mußten und so unsere große Tischdecke
aus dem Schrank wühlen mußten. Meine Mutter übersah das geschmackvolle Blumenarrangement,
meinen kunstvollen Dutt und überhaupt alles und meinte zuckersüß "Kind, wir hätten Dir doch besser
ein Bügeleisen geschenkt".
Da fällt mir ein - ich falle in dieser Familie völlig aus der Rolle - ich breche mit meinem gemischten
Doppel eine der ältesten Familientraditionen! Bei uns gibt es sonst keinen "Mischmasch"! Wir waren
daheim 4 Mädchen und meine Onkels "produzierten" entweder Cousins oder Cousinen. Meine
drei Schwestern hielten sich brav an diese Regel und so hat die eine drei Mädchen und die beiden
anderen jeweils 2 Jungs. Sie haben das noch so weit gebracht, daß ihre Kinder sogar alle gleichaltrig
sind - das heißt, jede hat ein Kind von 11 Jahren und eins von 8 Jahren - meine älteste Schwester
fiel ja schon mit der dritten Tochter aus dem Rahmen, die nun 4 ist. Ich liege hoffnungslos weit abgeschlagen im Hintertreffen
und kann zu meiner "Entschuldigung" nur anführen, daß ich 6,7 und 8 Jahre jünger bin, als meine
Schwestern.
Nun, ich werde ihnen das mit dem Jungen ganz schonend beibringen...
Felix freut sich... Was ist es, daß Männer triumphieren läßt, wenn sie einen "Stammhalter" zeugen?
Soll er sich freuen - zumindest ist die "Säuberung" des Windelbereichs bei kleinen Jungen einfacher...
Er ist nämlich einer von den netten Vätern, die sich einen Waschlappen greifen und das stinkende
Töchterlein säubern, sobald sie mitbekommen, daß dies nötig ist. (ok, hin und wieder bekam er es
nur mit, wenn man ihm das Gesäß seiner Tochter unter die Nase hielt...). Aber trotz seiner "Grundbereitschaft"
war der Anfang nicht ganz einfach.
"Du mußt da vorne auch sauber machen!"
sanftes Erröten - "ich kann doch nicht..."
"wenn du das nicht machst, bekommt sie einen übel juckenden Pilz und schreit und jammert
Tag und Nacht!!!"
Gutes Argument, seither wurde der gesamte Windelbereich souverän gesäubert...
Oje - gibt es bei kleinen Jungs auch irgendwas peinliches zu beachten?
Na, gleich kann ich meine Freundin anrufen, daß sie mir Michaelas Kleidchen nicht zurückgeben
braucht... *sniff* ich geh am besten schon mal zu weite Jeans kaufen, löchrige T-Shirts - auweia -
Baseballkappen und einen Fußball
