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Neues vonder Hausfrau
Lippenstiftlinie

Wenn Gott sich in ein Telefon verwandelt

wer ist hier dick??? Michaela ist mittlerweile in einem gewissen und ich habe doch Recht!-Alter.
Natürlich ist sie Klasse, ich möchte sicher keine andere Tochter und überhaupt - es ist nur so, sie hat halt immer irgendwie Recht, was auf Dauer anstrengend sein kann.
Oliver befindet sich dagegen in einer tiefreligiösen Phase, was damit zusammenhängt, daß er einen katholischen Kindergarten besucht, in dem es seit einiger Zeit eine Jesus-Ecke gibt, in der er sich gerne aufhält.
Ich weiß nicht recht, wen er nun mehr mag - die Dinosaurier oder Gott - oder doch wilde Tiere und Piraten?
Bei Kindern paßt so etwas alles problemlos zusammen und eines ist Gott, den Piraten, Dinosauriern und wilden Tieren gemein:
eine Macht, die Vierjährige gelegentlich schmerzlich vermissen, insbesondere wenn sie eine große Schwester namens Michaela haben ...
Sie lieben sich, das steht ausser Frage, aber sie tun es auf eine gelegentlich lautstarke Art und Weise, die zu Tränen und blauen Flecken führen kann. Die Macht der Dinosaurier hat Michaela mit Hinweis auf ihr Aussterben schmerzlich demontiert.
Piraten erklärte sie auch erst für ausgestorben, bis Felix von aussen eingriff und bestätigte, daß es durchaus noch Piraten gibt (Oliver lächelt), diesen aber der wildromantische Flair alter Zeiten vollkommen fehlt. (Oliver runzelt die Stirn).
Wilde Tiere gibt es hier auch kaum noch und so ist der letzte Trumpf Olivers gegen seine große Schwester: Gott.
So gingen wir einmal spazieren und Oliver freute sich auf unser Ziel, die magische Wasserleitung
Michaela hatte Recht, als sie ihn darauf hinwies, daß die Wasserleitung nicht magisch, sondern römisch war - was ist eigentlich römisch? und so hatte Oliver wieder das Bedürfnis, etwas ins Spiel zu bringen, was viel viel mächtiger war, als große Schwestern.
Der Gott kann alles!
Sekunden später fragte Michaela, ob er sich auch in ein Telefon verwandeln kann.
Uns kam ein älteres Wanderpaar entgegen, das sich harmonisch anschwieg, während mein Töchterlein sich mühte, uns in eine dieser Pseudo-Diskussionen zu verstricken. Man soll Kinder ernst nehmen - schon richtig.
Aber kann man sich ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob Gott sich in ein Telefon verwandeln kann?
Ich behauptete, daß er das kann, aber ich nicht recht wüßte, weshalb er das tun sollte.
Diese Diskussion - die sich danach natürlich doch noch eine Weile zog ... - war sehr nützlich, als wir Sonntag zur Kommunion einer Nichte in der Kirche waren und der Pastor sich energisch weitere Fotografiererei verbat und an das Ausknipsen der Handys erinnerte.
Ich mußte prompt bei der Vorstellung eines laut klingelnden Handys grinsen und wußte, daß uns eine weitere Diskussion bevor gestanden hätte, ob dies nun evtl. Gott ...
Mir scheint, das ideale Alter für die Kommunion wäre eigentlich 4 Jahre, denn Olivers Glaube ist derzeit sehr fest.
Als der Babysitter des Kumpels, bei dem er vor einigen Tagen übernachtete, ihm klarmachen wollte, wer der Boss sei, widersprach Oliver inbrünstig und die Eltern des Kumpels halten uns nun vermutlich für religiöse Fanatiker:
Du bist nicht der Boss, Gott ist der Boss!
Das erinnert mich an mein sanftes Unbehagen, als ich mit meinem damals vierjährigen Neffen bei Mc. D war und ihm einen Hamburger spendierte. Er besuchte damals einen amerikanischen Kindergarten, in dem vor den Mahlzeiten laut (sehr laut) gebetet wurde.
Bevor er also in seinen Hamburger biss, setzte er sich kerzengerade hin und rief aus vollem Halse:
God is great, God ist good, let us thank him for this food!
Aus einer Ecke kam ein Amen und mein süßer Neffe (mittlerweile ist er 16) ist selbst schuld, daß ich ihn eher hätte verhungern lassen, als ihm je wieder einen Burger zu kaufen.
Am vergangenen Wochenende hat aber nun auch meine Tochter ihren Glauben wiedergefunden.
Der Religionsunterricht an ihrer Grundschule ist vollkommen konfessionsungebunden und freiwillig, weshalb sie erst ein einziges Mal teilgenommen hat. Nun aber geht sie eifrig dorthin, denn ich habe ihre Teilnahme an der Kommunion im nächsten Jahr davon abhängig gemacht, daß sie Interesse zeigt - sprich, zum Religionsunterricht geht. Wenigstens im 3. Schuljahr.
Ich persönlich bin der tiefen Überzeugung, daß Glauben etwas sehr Privates ist, wozu man keinesfalls gezwungen werden sollte, weshalb ich zwar immer bereit bin, mit ihr auf das Thema einzugehen, es ihr aber doch nicht aufzwingen kann, wenn es nun einmal (noch?) nicht ihr Thema ist.
Vor kurzem hatte ich beschlossen, daß Michaela im nächsten Jahr nicht zur Kommunion gehen würde, einfach weil sie das Thema nicht interessiert. Und was soll ich sie dann in ein weißes Kleidchen stecken? Nur um den Anschein zu wahren? Welchen?
Aber meine Maus kann rechnen und so war ihr klar, daß im nächsten Jahr sie fällig wäre.
Und nun? Es ihr verbieten, weil sie nicht glaubt?
Ich habe halbherzig angesetzt, daß es dabei nicht um das weiße Kleid, die Feier und die Geschenke geht, sondern man sein Taufversprechen erneuert und den Wunsch bekräftigt, zur Gemeinschaft ... ja, Mama, red du ...
Ich versuchte ihr klarzumachen, daß sie nichts gegen (oder ohne) ihre Überzeugungen tun sollte, daß sie einfach einige Jahre später - man kann das auch ohne den ganzen Pomp in einer schlichten Zeremonie ... (also nicht 3 Kopf größer zwischen all den Kindern ...)
Sie sah ihr Fest gefährdet und nun hatte ich die Wahl - weitere verzweifelte Versuche ihrerseits, die Tiefe ihres Glaubens zu demonstrieren, oder sofortiges Nachgeben meinerseits.
Als ich ein Schraubglas nicht aufbekam und sie mir umgehend versicherte, daß Gott das aber könnte, war meine Entscheidung gefallen:
Natürlich geht meine Tochter im nächsten Jahr zur Kommunion!

und das Schraubglas bekam ich dann auch auf.
Bin ich eigentlich allein mit dem leisen Unbehagen, daß wir die Kinder da in etwas hineindrängen (locken?) zu dem sie selbst finden sollten?
Besonders befremdet mich, daß gerade Leute, die mit dem Thema selbst kaum noch etwas anfangen können, dann die größten Feiern dazu ausrichten und ihre Kinder in regelrechten Brautkleidern ins Rennen schicken.
Aber wie ich mich kenne, kann es auch sehr gut sein, daß ich mir mal wieder vollkommen unnötig einen Kopf mache ...

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