Mit Madonna ins Bett kann ja jeder, in die Küche mit der Callas - das hat Stil (ganz viel ...)
Weihnachten naht und mit Weihnachten das Jahresende und das Gefühl, unbedingt mit vielen Freunden gemütlich essen zu müssen, bevor das Jahr um ist.
bevor das Jahr um ist, hat etwas ungemein motivierendes, nicht wahr?
Ich jedenfalls fuhr Samstags zum Rudolfplatz, denn dort ist der Ökomarkt und man bekommt glückliche Hühner.
Und Glühwein - derzeit, denn dort ist auch ein Weihnachtsmarkt. In Köln haben wir eine ziemliche Macke, was Weihnachtsmärkte angeht. Wir haben derer nämlich recht viele.
Für die Touristen ist der Weihnachtsmarkt am Neumarkt gedacht - denke ich jetzt mal so, denn Kölner gehen da meines Wissens nach nur drüber, wenn sie von Gonski zur Linie 1 der Strassenbahn wollen. Aber geht ruhig mal zum Neumarkt, dann könnt Ihr auch das Haus sehen mit dem skandalösen "Eis-Tüten-Kunstwerk" auf dem Dach - oder Ihr geht vorne an die Ecke in das noble Küchengeschäft und kauft Euch einen Donut-Stecher. Seit ich den mal erwähnt habe, werde ich dauernd gefragt, wo es den gibt ...
Am Altermarkt ist der Weihnachtsmarkt, der früher der schönste war (als es nur die Neumarkt-Konkurrenz gab) - und in der Nähe ist eine dänische Eisdiele. Mittlerweile kann man vom Altermarkt dann hochgehen zur Domplatte, dort ist der nächste Weihnachtsmarkt. Sehr sinnig, ihn auf die Domplatte zu setzen, die liebevoll auch das
Kap der Stürme genannt wird.
Dort gibt es meine Haarspiesse, die ich nicht mehr brauche, seit meine Haare kurz sind - und dicke Engel, von denen mir mein Mann vermutlich einen zu Weihnachten schenken wird, weil ich deutlich genug signalisiert habe, daß ich sie wirklich schön finde.
Von dort stammt auch unser Wohnzimmer-Spiegelfenster, welches ich auf ähnliche Art einwünschte ...
Vor dem Schokoladenmuseum ist dann ein der historische Weihnachtsmarkt - aber Vorsicht, Felix meint gerade, den gibt es vielleicht gar nicht mehr. Das wäre aber schade, denn dann hätten wir ja
nur noch 4 Weihnachtsmärkte ...
Egal - die glücklich gestorbenen Hühner findet man also auf dem Ökomarkt hinter dem Weihnachtsmarkt am Rudolfplatz und es soll Leute geben, die keinen Glühwein kippen, bevor sie an einen Stand mit all diesen toten, nackten Hühnerleibern treten und ein Brathuhn (ca 1,6 kg) und für jeden ein Hähnchenschnitzel oder Putenfilet kaufen.
Mit dem Sack toter Hühner, könnte man ja nun eigentlich wieder in die 1 steigen und nach hause fahren, sofern man an der Strecke wohnt, aber man kann auch durch die Mittelstrasse bummeln. Kölns Pleite gehende Prachtmeile. Dort ist Fassbender und
dort muß man ein "Butterhörnchen" kaufen und 4 Baguettes - zwei mit Oliven und 2 mit Käse.
Das Butterhörnchen verknuspert man auf dem Weg zu Gonski, wo man sich eine CD der Callas kauft.
Moment - wartet mal - Ihr könnt die natürlich auch bei Amazon bestellen und mich bereichern:
hier
Als nächstes also ab in die Küche und die CD in den CD-Player - wirkt bestimmt!
Maria knödelt ein
un bel di vedremo - schon der erste Ton
sitzt, Mann und Kinder flüchten und man kann in aller Ruhe kochen - notfalls mitsingen und keiner kommt mehr in die Küche.
Dort macht man sich ans grausige Werk - man badet sanft das tote Brathuhn und kocht ein famoses Hühnersüppchen daraus.
Ich habe das hier schon einmal vorbereitet ;-)
Während das Huhn mit dem Gemüse im kochenden Wasser plantscht, schraubt man schon einmal den Sherry auf und schaut, ob er wohl zur Suppe passen wird. Man kann natürlich auch schon einmal eine Flasche von dem Wein öffnen ...
Während das Huhn brodelt, kippe ich - ein Sakrileg! -
Mousse du Chocolatier Hachez-Pulver in 500 Gramm Sahne, verschlage das und stelle es kalt. Diese Mousse ist keine wirkliche Mousse, aber abends kommt eine Schwangere und die reagieren gerne panisch auf die Anwesenheit roher Eier in ihren Desserts. Aber: gar nicht schlecht, die Instant-Mousse.
Ich proste Maria mit einem Sherry zu und mariniere ein Stück Entenbrust in
Kikkoman Teriyaki Marinade - die bekommt man flaschenweise im Daitokai Düsseldorf geschenkt, wenn man brav aufgegessen hat.
Dann koche ich einen Beutel Tortellini - von den großen aus der Kühltheke. Für jeden
Mitesser iiih! braucht man 2 - den Rest bekommen die Kinderlein. Wenn diese beginnen, sich neugierig in der Küche umzusehen und der Mousse zu nahe kommen, schaltet man schnell die Callas wieder ein:
un bel di vedremo ... und schon hat man wieder seine Ruhe (sozusagen - Mütter wissen, was ich meine ...)
Wenn man die Entenbrust zuvor in hinreichend viele Stücke zerschnitten hat, geht das mit dem Marinieren schneller - und ab damit in die Pfanne. Anbraten, abkühlen lassen und nun auf Cocktailspiesschen stecken. Dann jeweils 2 Tortellini drüber und zuoberst eine kleine Bio-Cocktailtomate. Doch, muß Bio sein - die andern schmecken nach bestenfalls gar nichts.
Dies Häppchen können stehen - aber das sieht albern aus, weshalb ich sie auf Salatblätter bette - Amüs Göll ist fertig :)
Amuse Geulle - oder: winzige Vorspeise.
Für eine weitere Vorspeise bekommen die Gäste zur Brühe nur die Hälfte des Hühnerfleischs serviert:
Ich habe das hier schon einmal vorbereitet
Übrigens lasse ich das gekochte Huhn immer ein wenig abkühlen und pflücke dann das Fleisch mit den Händen ab und nicht mit einem Messer, da ich nichts scheusslicher finde, als die zufällige Begegnung mit Knochenstückchen und
Zadderkram.
Für die Suppe schneide ich die Bruststücke in kleine Würfel - Messer vorher schärfen, sonst zerfasern die Würfel - das sieht netter aus und für den Salat ist die Optik nicht ganz so wichtig.
Die Suppe kippe ich immer durch die Mullwindeln - ungebrauchte natürlich :) die als Lätzchen arbeitslos geworden sind und die ich in der Küche dennoch nicht missen möchte - Saft, Gelee, Brühe - es müssen aber Mullwindeln sein - Pampers verfälschen den Geschmack ...
Die Putenfilets wasche ich und sollte noch irgendwas dran sein, was nicht rosig und lecker aussieht: abschneiden!
Dann 500 Gramm Sahne in eine Auflaufform geben - halt!
auch das habe ich hier schon einmal vorbereitet ...
Nun putze ich noch Champignons, halbiere sie und brate sie in der Pfanne an, in der die marinierten Entenwürfel vor kurzem schmorten. Die Marinade gibt den Champignons einen tollen Geschmack!
Zuletzt Schnipple ich noch Bohnen - die, die immer so fein gleichgroß in Papschalen aufgereiht verkauft werden. Vermutlich sind sie geschnippelt, aber ich schnipple noch mal, träller dabei mit der Callas mit und lasse die leere Weinflasche verschwinden. Die Böhnchen kurz kochen und dann immer 10 in einen Streifen rohen Schinken (ich hasse Speck ...) wickeln. Für jeden
Mitesser zwei Bohnenpäckchen - den Rest der Bohnen können die Kinderlein ...
Die Nudeln zur Sahne-Pute koche ich erst, wenn die Gäste da sind - von denen sich jetzt einige wundern werden, weil sie keine Bohnen und Pilze hatten und den Nachtisch doch Maya mitbrachte ...
Zeit für die Beichte:
Weil Geflügel scheinbar allen schmeckt, habe ich große Teile des
Hühnerabends wiederholt und andere Teile ausgetauscht.
Insbesondere die kleinen Röllchen, die Stunden an Vorbereitung und Tage an Suche nach allen Zutaten bedeuteten und dann doch nur schmeckten, wie Salat mit Kräuterquark ...
Ah, letzter Tipp:
Unbedingt die Callas verschwinden lassen, bevor die Gäste kommen.
Es ist garantiert ein wahrer Kunstkenner dabei, der eine Seelenverwandte wähnt und ein lauschiges Gespräch über ihre Arien beginnen möchte, von denen ich so gar keine wirkliche Ahnung habe. Ich höre sie gern und zum Schrecken aller singe ich gerne und laut mit, aber ähm, aus welcher Oper und wann und wo?
Ha! Sie hat Onassis einen Korb gegeben, als er wieder angeschleimt kam, nachdem er Jackie geheiratet hatte.
DAS nenne ich profundes Callas-Wissen ...
