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Neues vonder Hausfrau
Lippenstiftlinie

Meine Mutter ist meine beste Freundin!

wer ist hier dick??? Glaubt mir, wer immer das sagt, möchte mehr Taschengeld oder ist Kandidat in irgendeiner Vormittags-Talkshow.
Jedenfalls bin ich nicht die beste Freundin meiner Tochter - ausgestochen wurde ich nicht nur von einer struppigen Klassenkameradin, sondern wenn ich ehrlich bin, liegt mein Platz in der Rangfolge noch hinter Tabaluga, Lars dem Eisbären und ihrem doofen kleinen Bruder.
Nicht, daß ich nicht besten Willens wäre und war. Schon vor der Geburt spielte ich meinem Bauch Spieluhren vor, später nährte ich sie aus der mir eigenen Molkerei. Wer schon einmal einen Still-BH und Stilleinlagen gesehen hat, weiß was für ein Opfer das war.
Ich schlug mir die Nächte um die Ohren, sah meine Karriere in kleine Krümel zerbröseln, und muß nun alle 2 Monate (spätestens) ein kleines Ziegenhaar aus meinem Kinn rupfen. Alles für sie, aber ihre beste Freundin werde ich nie sein.
Es gibt innige, vertraute Momente - aber keine Chance, sich etwas vorzumachen. Eine Mutter kann nie die beste Freundin ihrer Tochter sein!
Kann jemand deine beste Freundin sein, wenn sie Dinge sagt wie:
hast du schon deine Zähne geputzt?
kannst du die Strümpfe bitte paarweise und richtigherum in die Wäsche geben?
es ist Zeit für dein Bett!
Guten Morgen, aufstehen!
Nein!
Lass das!
Wo ist (die Schokolade oder oder oder)?
Wie sieht denn dein Zimmer aus?
Nicht popeln!
Machst du mal den Mund zu beim Kauen?
Dieser (dein Lieblings-)Pulli ist zu klein!
...
Dazu kommt, daß man einige dieser Sätze nicht einmal, sondern häufiger, bis regelmässig sagt und der Tonfall dabei gelegentlich dieses unnachahmlich mütterliche Keifen ist.
Schon unsere Großeltern wußten, daß man sich mit dem Personal nicht anfreundet ...
Und dann die externen Patzer des Nachwuchses ...
So brachte meine Tochter mir einen Zettel mit nach hause, den ich nur unterschreiben brauchte:
Michaela, ich verstehe nicht, daß du diese Woche deine Aufgaben nicht gemacht hast!
Ich verstand das auch nicht ...
Faszinierend war, daß ich mit einer gewissen Erwartungshaltung meiner Tochter konfrontiert wurde, die ich lediglich bat, mal alles zusammenzuhohlen, was zu ihrem Wochenplan gehörte, den sie nicht erledigt hatte. Währenddessen ging ich in die Küche und bereitete Kakao zu.
Echten, leckeren Kakao.
Milch erwärmen, Kakaopulver mit Zucker und ein wenig Milch mischen, unter die warme Milch rühren - in einer Menge, daß es aussieht wie flüssige Schokolade - und einen ordentlichen Schluck Amaretto für die liebe Mama ...
Währenddessen schluchzte und räumte meine Tochter am Tisch herum. Hin und wieder war es verdächtig still und sie schrieb im Wochenplan herum, dann wurde wieder geschluchzt und geräumt.
Ich goß ihren Kakao in ihre Lieblingstasse, zündete die Kerzen am Tisch an und betrachtete die nicht erledigten Aufgaben. Interessanter Weise waren nun überall Kreuzchen, wo vermutlich eben noch keine waren:
Diktat dreimal zuhause üben X X X
Wer hat dir das diktiert? Oliver?
Noch mehr Tränen, hastiges Wiederausradieren ...
In dem Stile ging es weiter, bis wir bei dem sehr voraussehbarem Ende ankamen, daß sie für die Zukunft wieder Besserung gelobte.
Ich bin ungemein gespannt, wie sie diesen Vorfall in Erinnerung behält.
(solltest Du dies in fernen Jahren lesen: ich habe Kakao gekocht und mich an die Begebenheiten zurückerinnert, bei denen ich fünfen unterschreiben lassen mußte, trotzig behauptet hatte, meine Vokabeln gelernt zu haben und nun gnadenlos eine nach der anderen abgefragt wurde ...)
Ein anderes Mal entdeckte ich ein großes Loch in der Hose meiner Tochter.
Wie ist das denn passiert?, fragte ich und wurde belogen.
Gefallen sei sie - hm, Riesenloch, nicht am Knie und Bein selbst rosig und heil.
Ich starrte sie nieder, bis sie eingestand, daß ihr im Unterricht langweilig war und sie mit der Schere ...
Es war ein herrliches Oktoberwetter und ich wühlte in unserem Vorgarten herum. Meine Lust zu schimpfen war nicht recht vorhanden, aber meine Tochter sah mich erwartungsvoll an. Ein Teufelchen ritt mich und so sprach ich:
Geile Idee! Gehst du mir mal eben eine Schere holen? Dann mache ich auch ein Loch hinein!
Ihre Antwort war ein sehr konservatives: aber Mama, das geht doch nicht!
Und es geht wirklich nicht. Dieser Meine Mami ist meine beste Freundin Schmus ist nämlich einfach überhaupt nicht das, was Töchter oder Mütter brauchen. Was Töchter brauchen, ist eine Art Absolutionsstelle. Töchter bauen Mist und ihr Gewissen hat erst nach ausgestandenem, mütterlichen Gekeife wieder Ruhe. Ganze Religionen bauen auf der Illusion der Widergutmachung durch irgendwelche Ersatzhandlungen.
Rosenkranz beten oder Stubenarrest aufgebrummt bekommen - und die Welt ist wieder in Ordnung.
Und ich, will ich eine beste Freundin, die an den Weihnachtsmann glaubt, pink für eine tragbare Farbe hält, mir dauernd meine Lippenstifte plattmacht, meinen Sohn tyrannisiert und meinen Gatten für eine Art Halbgott hält und keinerlei lästerliche Kritik an ihm verträgt?
Will ich eine beste Freundin, die später ganz sicher nicht so sein möchte wie ich?
Eine beste Freundin, für die Kalorien, Falten, Cellulitis und Schwangerschaftsstreifen Fremdwörter sind?
Brauche ich tatsächlich eine beste Freundin, der Sport Spaß macht?
Eine beste Freundin, die sich den Namen eines Neunjährigen mit schiefen Zähnen auf das Knie schreibt (noch dazu mit Fehlern?)
Eine beste Freundin, die um 19.30 Uhr schlafengeht und weder Kaffee noch Prosecco trinken darf?
Und kommt mir nicht mit später, wenn sie erwachsen ist - dann ist sie mir entweder mit beruflichem Erfolg überlegen oder schleppt bei jedem Besuch eine Horde Kinder in mein ruhiges Heim ...
Nein, die Einladung an Michaela und mich zu der Talkshow Meine Mami ist meine beste Freundin, muß ich wohl ausschlagen.
Ohne Bedauern.

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