Suche!
Impressum
Datenschutz

home - zum Eingang
zum Club - tritt ein
zur Forenübersicht
zum Chat

Kleinanzeigen
Eltern
Rezepte
Handarbeiten
Küchentipps
Haushaltstipps
Körperpflege
Heirat
Liebe
Diät
Buchtipps
Schreibstube

-Weiberecke
-Hausfrauenreport
--Neues von der Hausfrau
-Männerecke
-Wühltisch
-Umfragen

 

Neues vonder Hausfrau

Lippenstiftlinie

Die Hausfrau in der Moschee

wer ist hier dick??? Mir wurde die Info zugeschickt, daß an einem Tag des Jahres, nämlich dem Tag der deutschen Einheit, viele Moscheen zur Besichtigung geöffnet werden. Diese Info setzte ich auch brav ins Forum, weil ich die Idee sehr sinnvoll finde.
Dinge, die man kennt, machen bekanntlich weniger Angst - also, einfach mal hingehen und gucken ...
Der nächste Schritt war dann der Gedanke, selbst hinzugehen und prompt sträubte sich alles in mir. Wie aufdringlich, wie neugierig, wie ungehörig - Kirchen/Moscheen sind zum Beten da und nicht zum herumschnüffeln. Aber wenn die schon extra so einen Tag veranstalten ...
Ich habe schwer mit mir gekämpft und Felix ging es nicht unbedingt anders.
Die letzten Jahre hat uns diese Möglichkeit nicht interessiert - eher gesagt, wir wußten gar nicht davon - und jetzt, weil sich irgendwelche nun finde mal einen Begriff für diese Menschen, die sich da in die Türme gestürzt haben ...
Es kam uns sehr aufgesetzt vor, nun plötzlich eine Moschee zu besuchen, wo sie uns sonst nie interessiert haben.
Aber von einer Freundin weiß ich, daß es derzeit einen ungewohnten Run auf Bücher über den Islam gibt. Scheinbar haben diese Ereignisse das allgemeine Informationsbedürfnis gesteigert und vielleicht tut es einigen gut zu lesen, daß der heilige Krieg dem Durchschnitts-Moslem etwas so nahe ist, wie der Exorzismus oder Hexenverbrennungen dem Durchschnitts-Christen.
Wir trödelten Mittwoch recht lange herum, aber irgendwann am Nachmittag standen wir dann vor einem gepflegten Altbau, an dessem Tor ein Computerausdruck hing: Heute 11 - 18 Uhr, Tag der offenen Moschee
Ansonsten hätten wir dieses Haus sicher nicht als Moschee erkannt. An der Treppe stolperte Oliver prompt und begann lauthals zu plärren. Gerade wagten sich weitere Christen durch das Tor, die ähnlich zögerlich dreinschauten wie wir. Etwas verunsichert starrten sie auf den noch immer lauthals weinenden Oliver - aufgeschlagene Knie tun halt weh und wollen beweint werden!
Für eine Sekunde durchzuckte mich der Gedanke, den beiden ein: kehret um, bevor es zu spät ist! zuzurufen, aber nachdem Felix und Michaela Olivers Knie bepusteten, liessen sich die beiden nicht weiter abschrecken und betraten vor uns das Haus.
Schuhe ausziehen war dort angesagt - und alles mit dicken Teppichen ausgelegt.
Im Haus tappten leise einige Christen herum. Die einzigen, die wagten, in normaler Lautstärke zu reden, waren die Kinder, die prompt von ihren Eltern ange-pscht! wurden.
Nunja, von innen war es noch immer ein gepflegter Altbau, in dem einige Plakate mit Bildern aufgehängt waren, auf denen fröhliche Moslems harmlose Dinge taten. Glücklicherweise mit kleingedruckten Erläuterungen, die ich mit gewissem Aktionismus nun Michaela leise vorlas.
Räume mit Stühlen und Tischen und Plakaten - aha.
Ein Stockwerk weiter oben - Räume mit Stühlen und Tischen und Plakaten - und leise, aber ratlose Christen.
Die Kinder fanden zielsicher eine Attraktion - Toiletten - vermutlich. Im Boden eingelassene Becken und daneben Badeschlappen. Michaelas und Olivers Augen zeigten blanke Neugierde - wie pinkeln die da rein? ziehen die dann diese Schuhe an?
Natürlich schön laut und ich schön ratlos. Überall auf Höflichkeit bedachte Christen und ich soll mit meinen Kindern jetzt mutmaßen, wie man sanitäre Anlagen fremder Länder nutzt?
Mit einem weisen das erklärt Euch der Papa! verschwand ich in den nächsten Raum mit Tischen, Stühlen und Plakaten, und las mit mehr oder weniger geheucheltem Interesse alles, was es zu lesen gab.
In der letzten Etage eine verschlossene Tür, über der ein zweisprachiges Messingschild verriet, daß es ein Schlafzimmer sei.
Ein Christ kalauerte prompt ah, da verstecken sie die! und errötete brav unter strafenden Blicken.
Felix signalisierte mit Blicken ein wir haben unsere Pflicht getan, laß uns gehen! und so stiegen wir die Treppen wieder herunter. Das leise Gefühl, daß da irgendwas fehlte, hatten wir schon, aber wer mag schon seine eigene Ahnungslosigkeit durch dumme Fragen blosslegen?
Alle anwesenden Christen wirkten, als sähen alle Moscheen, die sie bereits besichtigt hatten so aus - vermutlich wirkten auch wir so, als sähen alle Moscheen, die wir gewohnheitsmässig besichtigen, so aus ...
Im Erdgeschoss entdeckte Michaela prompt, daß es noch eine Treppe in den Keller gab und flitzte voraus.
Michaela! zischten wir ob ihrer ungehörigen Neugierde prompt und sahen uns verständnisheischend für den der Kinder eigenen Überschwang um. Um nicht laut rufen zu müssen - man ruft sicher nicht laut in einer Moschee herum, oder? - folgten wir ihr also in den Keller und hatten dort das bisher fehlende Aha-Erlebnis. Große bunte Fenster etc - und, freundliche Moslems, die scheinbar einen heiligen Eid abgelegt hatten, sich selbst durch dümmste Fragen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Ich lauschte aufmerksam, während ein älterer Christ ihn mit den Fragen löcherte, weshalb sie sich nicht deutlicher vom Kalifen distanziert hätten. (einfach mal in den Suchmaschinen nach "Kalif von Köln" suchen).
Eine Dame fragte, was ob das auch Moslems seien, die im Sommer Handschuhe trügen, und weshalb einige mehr und andere weniger verschleiert herumliefen.
In dem Moment kam eine andere Gruppe - und mir stellte sich die Frage, wie wir es geschafft hatten, nicht mitzubekommen, daß es Führungen gab. Wäre Michaela nicht in den Keller gegangen, hätten wir mit leiser Ratlosigkeit den gepflegten Altbau wieder verlassen und künftig vermutlich recht seltsame Vorstellungen von Moscheen gehabt - nur Stühle und Tische und so ...
Die Christen in dieser Gruppe waren eher feministisch orientiert, der erklärende Moslem ein netter Moppel. Ich darf das sagen, da ich gewichtsmässig sozusagen im Glashaus sitze ...
Viele, viele Fragen, die sich mir doch irgendwo gestellt hatten, lösten sich angesichts der demonstrativen Normalität, die Moppeln meist zu eigen ist, in Wohlgefallen auf. Hatte ich mich vor kurzem noch von mehr oder weniger zu Recht wütenden, da ausgebeuteten Moselms umzingelt gesehen, die sich angesichts unseres dekadent wohlhabenden Lebensstils zu Terrorakten hinreissen lassen könnten, relativierte sich das flugs wieder.
Die Frage, weshalb Frauen einen separaten Raum zum Beten hatten, beantwortete er mit feinem Lächlen mit der Gebetshaltung. Moslems berühren beim Beten gelegentlich mit der Stirn den Boden und ja, ich kann mir vorstellen, daß es dem hinter mir betenden Moslem schwer fallen könnte, keuschen Gedankens bei Allah zu weilen.
Oder mir, sollte ich hinter, sagen wir mal Brad Pitt ...
Das nächste KO-Argument war, daß es bei uns Christen auch noch nicht so lange her ist, daß die Frauen auf der einen und die Männer auf der anderen Seite der Kirche saßen.
Eine Frau stellte einige Sachkenntnis verratende Fragen über die in Köln lebenden Aleviten und hinter mir kicherte eine, die den Artikel im Kölner Stadtanzeiger auch gelesen hatte, mit dem besagte Sachkenntnis erworben wurde.
Er erklärte uns den ganzen Raum, was die Schriftzeichen bedeuteten, daß es keine Bilder von Mohammed geben darf und deshalb Moscheen mit Blumenbildern und bunten Kacheln geschmückt werden - keine Halbnackten am Kreuz mit dezent blutenden Wunden, wie das meine Freundin aus Taiwan formulierte ...
Sie ist Hindu - und hatte eine sehr nette Art, mir vor Augen zu führen, daß das Verehren irgendwelcher Kühe nicht einen Deut abgedrehter ist, als unser Glaube. Wer das nicht glaubt, schnappe sich auf der Domplatte einfach mal einen Japaner und erkläre ihm die Sache mit den Reliquien, weshalb Jesus so europäisch aussieht, weshalb Maria über und über mit Schmuck behängt ist und trotz Schwangerschaft noch Jungfrau war.
Und das hat Josef ihr geglaubt, ja?
In Erinnerung an Chen Lings mit sanftem Spott gestellten Fragen, konnte ich mir vorstellen wie sehr sich unserer freundlich erklärender Moslem auf 18 Uhr freute. Er erklärte eine kleine Kanzel auf der der Imam Freitags predigt und dann fiel sein Blick auf eine kleine Kanzel in der hinteren Ecke des Raums.
Das ist ein Behelf, erklärte er - dort ruft der Imam fünfmal täglich die Gläubigen zum Gebet.
Mir war, als schauten wir alle etwas betreten drein - in Köln geht der Imam also in den Keller um dort die Gläubigen zu rufen. Klingt sehr sinnvoll und ein wenig deutsch. Vermutlich haben sie gar nicht erst gefragt, ob sie sich - auf das Dach? - stellen dürfen zum Rufen.
Nun, wir verliessen die Moschee dann mit dem Gefühl, daß es schon richtig gewesen war, den Tag der offenen Moschee für einen Besuch zu nutzen, aber auch mit dem Gedanken, daß wir das natürlich gar nicht gebraucht hatten. Als hätten wir uns von irgendeiner Islam-Hysterie anstecken lassen ... wir doch nicht ...

eins zurück Neues von der Hausfrau - Inhaltsverzeichnis Neues von der Hausfrau - Inhaltsverzeichnis eins weiter

Hausfrauenseite