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Mit dem Auto näherten wir uns dem Parkplatz an Michaelas Schule und ich dachte an den Kaffee, den
ich gleich alleine und in Ruhe auf der Terrasse trinken würde. Den Gedanken an die bereitliegenden
Steuer-Formulare unterdrückte ich dagegen ... Auf dem Parkplatz war es nur sehr ruhig. Weit und breit keine Kinder mit Schultaschen, keine Väter, die ihre Kinderlein quasie aus dem rollenden Auto schubsten, keine mit locker 50 Sachen in die 30er Zone bretternden Mamis ... Michaela war dies unheimlich und so ging ich lieber mit zur Schule, wo wir dann erfuhren, daß Elternsprechtag war. Naja, das wußte ich eigentlich sogar, aber Michaelas Klassenlehrerin hatte mir gesagt, daß sie nicht recht wüßte, worüber wir reden könnten, da Michaela ach, das muß ich jetzt einfach loswerden ... so gut wäre, so eine tolle Arbeitseinstellung hätte, so gut mit ihren Klassenkameraden zurecht käme ... Champagner für die Eltern ... Gut, aber dies hieß natürlich nicht, daß der Elternsprechtag komplett ausfallen würde und mit ein wenig Nachdenken, kommen auch Eltern von Erstklässlern auf die Idee, daß Lehrer, die gerade mit den Eltern beschäftigt sind, nicht unterrichten. Ich versuchte nicht daran zu denken, daß ich hätte ausschlafen können ... Wir brachten Oliver in den Kindergarten und fuhren wieder nach hause. Die Kaninchen saßen traurig in ihrem Stall - nach den letzten Fluchterfahrungen waren wir etwas unwillig gewesen, sie wieder in das Gehege zu setzen, nur um Minuten später wieder mit einem herzzerreißenden meine Begonien! durch die Siedlung gehetzt zu werden. Beim letzten Einfangen hat Freitag auch noch plötzlich das Köpfchen gedreht und einmal herzhaft in meinen Ehemann gebissen. (5 ausgewachsene Kaninchen können einen Reihenhauspapi in 18 Sekunden bis auf die Knochen abnagen!) Vor Langeweile hatte Robinson irgendwann begonnen, sich Fell auszurupfen! Und da ich das Flachdach-Hasenhaus aus dem Gehege genommen hatte, konnte keines der Kaninchen sich mehr auf das Haus stellen und das Netz durchnagen und dann fliehen - es sollte sich herausstellen, daß sie das Haus dazu auch nicht brauchten ... So nahm ich einen Korb, setzte die beiden Kaninchen hinein und trug sie in ihr immer sicherer werdendes Gehege. Freitag floh nach 8 Minuten ... Mami! Da ist noch ein Kaninchenbaby drin, behauptete Michaela. Ich lachte. Ich bin ja nicht blöd ... Natürlich war ich mit beiden Kaninchen sofort beim Tierarzt gewesen und hatte sie impfen und ihr Geschlecht bestimmen lassen. Schwestern! Freitag und Robinson sind Schwestern. Michaela, zwei Mädchen können keine Babies bekommen, sagte ich ihr. Sie nickte brav, quietschte dann aber wie süß! Im Stall fand ich dann nicht ein, sondern 8 Kaninchenbabies. Klitzeklein, die Augen fest geschlossen in einem Nest aus Stroh und weißem, ausgerupftem Fell ... Das eine Baby war aus dem abgetrennten Schlafteil des Stalles in den offenen Bereich gerobbt. Mein Kaffee rückte in ausgesprochen weite Ferne, denn nun mußte ich erst einmal Stall und Gehege miteinander verbinden. Wir stellten ihn auf die Wiese, sicherten alles raffiniert mit den Netzen und dann rief ich die Tierärztin an. Irgendwann mußte ich auch noch den besten all meiner Ehemänner informieren, was heikel war, denn gerade hatten die Kinder und ich ihn erweichen müssen, die beiden verbliebenen Katzenkinder nicht zu trennen. Mikesch sollte eigentlich (Montag) in eine andere Familie wechseln und je näher der Tag rückte, desto übler ging es uns. Es wird dir dort bestimmt gefallen, bei der Frau, deren erster Kater vor kurzem überfahren wurde. Meinst Du, er wird Sushi sehr vermissen? oder uns??? 3 Katzen in einem Haus - im Sommer mag das überhaupt kein Problem sein - aber im Winter? Ich versprach, die Katzentoiletten täglich zu säubern, künftig Käserinden allerliebst zu finden und auch eingerollte Strümpfe kommentarlos einzusammeln und zu waschen. Ausserdem zeigte ich mich dem Gedanken einer Zweitfrau gegenüber aufgeschlossen, stimmte zu, daß jegliche Hausarbeit traditionell Weiberkram ist ... Nein, eigentlich hatte Felix nur eine einzige, klitzekleine Bitte und zwar die, daß wir keine Kaninchen mehr anschaffen. Sollten Freitag und Robinson je die Insel verlassen, würden wir keine Nachfolger mehr ins Haus holen. Das war schnell versprochen, denn ich gebe zu, daß ich mir Kaninchen auch irgendwie zarter und willenloser vorgestellt hatte. Häschen sind tückisch ... Ausserdem sind unsere noch ganz jung und bis sie in die ewigen Weidegründe eingehen, ist hoffentlich noch viel Zeit. Felix reagierte auf die Hasenflut mit Humor. Ok, sein Lachen klang ein wenig hysterisch ... Bei der Tierärztin erfuhren wir dann erst einmal, daß Freitag ein Mann ist. Zumindest errötete die Ärztin ein wenig und meinte, sie würde sonst gerne über Leute lachen, denen das passiert ... Ich bin eine gute Mutter ... und deshalb rede ich mit meinen Kindern sehr offen über Vermehrung, den Tod, was passiert, wenn man auf eine Schnecke tritt und wie wichtig es ist, streiten zu können. Weshalb bei manchen Kindern Ziegenmilch und frische Luft nicht gegen einen Rollstuhl hilft, daß Leute, die ungewöhnlich aussehen, nicht angestarrt werden möchten und man schon gar nicht mit dem Finger auf sie zeigt (schon gar nicht, wenn sie größer und stärker sind). Dass ich damit Erfolg habe, zeigte sich schon daran, daß Michaela angesichts unserer rammelnden Schildkröten meinte, daß wir das aber doch andersherum machen, oder? Ja, Kinder gehören aufgeklärt, aber es wäre schön, wenn sie die Beweise der Aufklärung nicht immer dann äussern würden, wenn Besuch zugegen ist. So ein Gell, du hast auch Haare am Penis, oder? kann kinderlose, aber ungemein coole Männer doch noch weiter aus der Fassung bringen als ein warum putzt du eigentlich nie? Die Reihenhausmami serviert dann eilig noch ein Tässchen Kaffee und Buttercremetorte Gestern habe ich erstmals bewusst nicht alles erzählt, was die Tierärztin mir sehr ausführlich erläutert hatte. Freitag ist nämlich doch ein Weibchen - und ein Männchen. Nun, der Mann in Freitag wurde nun kastriert - zumindest teilweise, denn sie hat trotz scheinbar groß angelegter Suche nur einen Hoden gefunden. (schauen sie mal - knet, zupf, zerr - öh ...) Wenn der andere innen ist, ist der eh zu warm! - aha ... Na, wie war es? Wie geht es Freitag? Gut, alles in Ordnung! *hust* |