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Neues vonder Hausfrau

Lippenstiftlinie

Kaninchen in Senf-Estragon-Soße

    Man nehme:
  • 1 küchenfertiges Kaninchen
  • 1 Bund Estragon
  • 100 Gramm Senf
  • 50 Gramm Butter
  • 200 ml Weißwein
  • 200 ml Instant-Fleischbrühe
  • 500 Gramm Bohnen
  • Bohnenkraut
  • 125 ml kochendes Salzwasser
  • 10 dünne Scheiben durchwachsener Speck
  • 1 Teelöffel Zucker
  • 2 Becher Crème fraîche
  • Worcestersoße
Als erstes fängt man ein Kaninchen ...
Ganz ehrlich - welcher Frauentyp kommt besser bei Männern an:
die stille Mysteriöse, die mit anmutig untergeschlagenen Beinen auf einer Hollywoodschaukel ruht, ein Glas Weißwein in der Hand und unter langen, geschwungenen Wimpern gelegentlich einen vielsagenden Blick in die Umwelt wirft,
oder eine krakelende Mami, die durch das Unterholz stampft und gelegentlich wirres Zeug ruft, oder mehr oder weniger leise vor sich hin flucht?
Noch dazu mit einer Alibi-Möhre in der Hand ...
Was eine Alibi-Möhre ist?
Oh, bitte - das ist wie in der Drogerie, wenn man natürlich keinen Korb genommen hat und schon einmal ein Teil ausgesucht hat. Eine kleine Flasche Sekundenkleber zB um Henkel wieder an Tassen zu kleben, die die liebreizende Brut oder der männlichste aller Ehemänner abgebrochen hat. Also, dieses oder andere kleine Teile tragen die meisten ehrbaren Kunden mit zwei Fingern - etwas vom Körper abgespreizt, damit nur niemand auf die Idee kommt, man habe vor, es im nächsten Moment in die Handtasche oder den leicht geöffneten Regenschirm zu stopfen.
Und eine Alibi-Möhre ist das, was eine zutiefst verlegene Hausfrau mit sich herumschleppt, wenn sie in fremde Gärten starrt und je nachdem sogar noch wagt, fremde Gärten einfach mal eben zu betreten.
In den USA müßte man sich mehr als nur eine Möhre einfallen lassen, um nicht umgehend von einem guten, amerikanischen Bürger mit der Familien-MG oder einer handlichen Handgranate ins Jenseits befördert zu werden.
Gestern war ich sehr froh, daß die Deutschen es nicht normal finden, sich bis unter die Zähne zu bewaffnen.
(ansonsten bin ich immer froh, daß wir unseren Kriminellen hier keinen Medienkick in Aussicht stellen, wenn sie nur möglichst viele Menschen umbringen. Ich will nicht wissen, wieviele kranke Geister diesen dämlichen Mc Veigh glühend beneidet und bewundert haben, dessen unsägliches Gesabbel "Mein Haupt ist blutig, aber ungebeugt" doch tatsächlich sogar als Riesenschlagzeile im Kölner Stadtanzeiger landete. - auweia - und nun sogar im "Neues von der Hausfrau" - wenn das kein Grund ist, doch gleich mal einen Kindergarten in die Luft zu jagen ...
Und die Opfer und Angehörigen interessieren wieder keinen Menschen - ausser, sie äussern sich befriedigt über die öffentliche Sterbehilfe für Spinner
)
Nun ja, wir waren bei den Alibi-Möhren ...
Gelegentlich betrachte ich unseren Garten und überlege, was man alles machen könnte, wenn darin kein Riesen-Sandkasten und keine Schaukel wäre. Es ist nämlich so, daß ich insgeheim von einem Strandkorb träume, der hervorragend an eine dieser beiden Stellen passen würde.
Gelegentlich vergesse ich auch, daß wir ziemliche Mengen an Viehzeug haben. Letzte Woche zB habe ich 5 Stauden Kapuziner-Kresse gepflanzt, neue Erde verteilt und gegossen.
Kaum war ich wieder auf der Terrasse, steckte eine unserer Schildkröten 2 Finger in den Mund und pfiff ihre Kumpels herbei Das Buffett ist eröffnet!
Kapuziner-Kresse ist so köstlich, daß die Tierchen sogar die Wurzeln mit ausbuddelten und auffrassen. Ich saß derweil mit einem Glas Weißwein in meinem Liegestuhl und sandte den einen oder anderen Blick durch meine dichten, geschwungenen Wimpern gen Himmel.
Ok, dann eben keine Kapuziner-Kresse ... Wer braucht das Zeug schon?
Dass die Bande vor lauter Gier aber auch meine kleine Rose niedergetrampelt hatte, fand ich undankbar.
Die Katzen (es sind nur noch 3, da zwei der Kinderlein ein neues Zuhause haben) machen weniger Schaden an den Pflanzen, als daß sie mich mit mehr oder weniger toten Mäusen oder Mausstückchen erfreuen, die auf der Terrasse verteilt werden.
Einen Morgen änderte ich meinen Plan, auf der Terrasse zu arbeiten, spontan angesichts einiger Mäuse-Innereien und anderer Teile ab. Als ich später todesmutig in höchst eleganten rosa Gummihandschuhen die Terrasse betrat, entdeckte ich, daß die Fauna unseres Gartens eigene Wege gefunden hatte, sich gegenseitig zu ergänzen.
Schon einmal gesehen, wie Schildkröten Mäuse-Innereien verknuspern?
Robinson und Freitag (wie sich später herausstellte, zwei weibliche Kaninchen), waren bisher nur süß und niedlich. Aber leider sind sie gewachsen und haben so etwas wie einen Fluchttrieb entwickelt. (Graf von Monte Christo wäre aber doch zu lang für ein Kaninchen, oder?)
Bisher waren sie ausgesprochen zufrieden in ihrem Riesen-Sommergehege, wobei ich zugebe, daß ich keine Ahnung habe, wie Kaninchen Unzufriedenheit äussern könnten. Aber plötzlich begannen sie damit, sich unter ihrem Gehege durchzubuddeln, die Türen des Geheges mit heftigem Gerüttel zu öffnen und dann - als wir diese beiden Möglichkeiten unterbunden hatten - schlicht über den Gehege-Zaun zu hopsen. Ätsch ...
Das Praktische an dem Gehege ist nämlich, daß man es aus vielen hohen Teilen zusammensteckt und so immer wieder in alle Richtungen verrücken kann (wenn der Untergrund abgegrast ist). Der Nachteil ist, daß die mitgelieferten Deckel-Netze sich dem natürlich nicht anpassen würden. Ein ganz großer Nachteil ist, daß Kaninchen regelrecht klettern können, wenn sie wollen.
Wir sahen das zwar als lästig, aber dennoch eher achselzuckend an, da der Garten rundherum noch einmal mit einem Tierzaun gesichert ist - den, wie wir jetzt wissen, die Kaninchen aber auch überwinden können.
So räumte ich gestern die Spüle ein, als plötzlich Robinson in die Küche kam.
Ich sah ihn, er sah mich - er war schneller ...
In Sekundenschnelle sah ich, daß der Stall auf war (das war keiner) und Freitag auch weg war. Sie entdeckte ich im Nachbargarten.
Ich vernachlässigte Robinson und fing erst einmal Freitag ein - es ist schon demütigend genug, Dienstags an den Gärten vorbeizuschleichen und Freitag zu rufen. Ausserdem ist es vollkommen idiotisch, dies zu tun, denn das Kaninchen hat eh keine Ahnung, daß es so heißt und selbst wenn es das wüßte, würde es dennoch lieber erst einmal die Blumen im Nachbargarten abernten, als wieder im Kaninchenknast zu landen.
Dennoch - Freitag ist recht zahm und so duckte sie sich irgendwann und liess sich einfangen.
Nun mußte ich nur noch eben Robinson in unserem Garten einfangen ...
Ja, von wegen ... Robinson war natürlich auch schon längst verschwunden und ich fand sie erst durch den hilfreichen Meine Begonien!-Ruf einer Nachbarin 3 Häuser weiter.
Es war ganz einfach - sie scheuchte Robinson in meine Richtung und Robinson flitzte mir durch die Hände hinüber in einen anderen Garten.
Was dann kam, war viel viel Zeit, in der ich mit einer Möhre in der Hand in fremde Gärten starrte und ein schlappohriges Kaninchen suchte. Gelegentlich fand ich sie auch, hin und wieder gelang es mir auch, den Nachbarn eine Freude zu machen, indem ich mich von dem Kaninchen vorführen ließ, das mir Haken schlagend immer wieder entkam.
Ich gab auf, bis mich abends eine Nachbarin anrief, daß Robinson gesichtet wurde.
An dieser Hatz waren nun gleich 5 Nachbarn beteiligt und auch die Möhre kam endlich zum Einsatz:
ich warf sie Robinson hinterher, die hämisch schnuppernd ein Päuschen in einem gut verriegelten Garten machte.
Tu ihr nicht weh!, bettelte ein hilfreicher Nachbarsjunge. Ich treffe eh nichts!, beruhigte ich ihn und traf ...
Robinson bequemte sich in den nächsten Garten, wir jagten laut und wenig damenhaft hinterher. Die Hemmschwellen waren gefallen. Mit blanker Jagdgier in den Augen und gefletschten Zähnen übersprangen wir Zäune, trampelten Beete nieder (das ist nur ein Stilmittel - wir haben nichts niedergetrampelt und auch auf neu eingesäten Rasen geachtet!) und ich fragte nach meinem Erfolg mit der Möhre, ob jemand einen Ziegel hätte.
Plötzlich tauchte ein Spielverderber in einem ganz anderen Garten auf, der eine zappelnde, weiße, schlappohrige Kaninchendame in den Händen hielt. Ich stopfte sie schnell in den Transportkorb, zeigte allen Beteiligten noch einmal das besiegte Kaninchen und brachte sie dann zu Freitag.
Danach verriegelte ich den Stall sehr gründlich und zählte meinen Lieben eine Reihe sehr unschöner Dinge auf, die ich ihnen und ihren Nachkommen anzutun gedächte, wenn sie sie je wieder aufliessen.

Der kleine, hilfreiche Nachbarsjunge, dessen Vater Robinson gefangen hatte, war hin und hergerissen, ob er sich jetzt freuen sollte, daß sein Papi nun der Held des Abends und Bezwinger meines Kaninchens war, oder doch nur ein elender Spielverderber, der eine Riesengaudi beendet hatte ...

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