Dass er an mir vorbeiging, dürfte nicht nur meinen neben mir stehenden und boshaft lästernden
Göttergatten gefreut haben, sondern alle, die schon seit über einer Stunde auf den Beginn
von Mission Impossible 2 gewartet hatten. Der Hauptdarsteller hatte für die Strecke
vom Kinoeingang bis zu Saal 4 gute 90 Minuten gebraucht, in denen er ca alle 20 Sekunden dieses
unschlagbare Grinsen anknipste, Hände schüttelte, Autogramme gab und diverse
Happy Birthdays über sich ergehen liess, da er gestern auch Geburtstag hatte.
03.07. - Geburtstag von Ferdinand Sauerbruch, Franz Kafka, Tom Cruise und mir.
2 Tote, ein Sektenheini und moi - der 03.07. ist vermutlich nicht gerade ein Gütesiegel ...
Als wir vor dem Cinedeom angekommen waren, befand sich vor dem Kino eine riesige Menschenmenge.
Felix bot an, mich hochzuheben, was ich schamhaft abwehrte. Ich bin doch kein Teenie-Groupie, sagte ich
würdevoll, hopste einige Male in die Luft und kreischte dann ich habe ein Auge gesehen!
Und er eine hopsende moppelige Hausfrau ...
Sein Leben stelle ich mir ulkig vor. Lauter Leute, die sich sehr merkwürdig verhalten ...
Die mitgeschleppten Männer machten Anspielungen, die seine Grösse thematisierten und die
Tatsache, daß er Kinder adoptieren muß, wenn er welche möchte, während
die Frauen davon eher weniger beeindruckt Toooom! kreischten oder alle Peinlichkeit ignorierend
ein Happy Birthday anstimmten.
Mit einem guten Gespür für Timing beschloss ich, jetzt sofort auf die Toilette zu müssen,
auch wenn es die letzte aller Gelegenheiten in meinem Leben sein sollte, durch einfaches Hopsen ein
Auge von Tom Cruise sehen zu können.
Mit der Zielstrebigkeit und Kraft all jener, die ganz nötig ... wühlte ich mich ins Kino, zerrte
den besten aller Männer hinter mir her, der scheinbar auf Autopilot noch mindestens 3 Anspielungen
machte, daß man Tom Cruise besser hätte sehen können, wenn er so groß wie er,
oder zumindest so groß wie ich sei.
Tja, und Toilette sei Dank, standen wir danach an dem roten Teppich, über den er dann ins Kino
gehen würde. Die Sicherheitskräfte waren nett - und klein. Scheinbar war niemand über
1,60 m zugelassen worden ...
Der Regisseur des Films John Woo kam über den roten Teppich. Felix beteuerte ungefragt,
daß dies der wirklich wichtige Promi des Abends war, was aber insgesamt ignoriert wurde. Tooom!
Obwohl wir ihn noch nicht sehen konnten, wußten wir doch, daß er das Kino betreten hatte,
denn wo immer er gerade stand, wurde gesungen oder geschrien. Ich beglückwünschte mich insgeheim
zu meiner schwachen Blase, denn auf die Art waren wir auf einen sehr ruhigen Platz direkt vor dem
Kinosaal gelangt, wo wir mit einigen anderen Menschen ein heiteres Promiraten veranstalteten.
Die meisten Promis huschten rechts an uns vorbei, nur wenige gingen über den roten Teppich. Eine
Frau, die ein wenig an eine frisch geliftete Dunja Reiter erinnerte, schwebte in einem sagenhaften
Abendkleid über den roten Teppich und gab Interviews. Leider bekamen wir nicht heraus, wer sie
war. Ingo Appelt war so nett, seinen Pony wieder als Dreieck frisiert zu tragen. Ansonsten sahen wir
noch "dieser eine in der Polizeivorabendserie" und die, die mal in dieser Soap die Schwangere
gespielt hat und einige berühmte Gesichter mehr ...
Lieblingslästerobjekt war eine Frau in einem weißen Häkelkleid, mit so einem
Bauch, wie kann man nur??? Ich trug ein höchst elegantes T-Shirt in blau (wie Tom ...),
Jeans und hochmodischen Ölglanz auf der Nase. Wie macht der Kerl das bei dem Wetter, in einem braunen Anzug
nicht einfach zu schmelzen???
Die Frau im weißen Häkelkleid könnte deshalb so herb kommentiert worden sein, weil
sie ständig mit entnervtem Gesichtsausdruck über den roten Teppich hin und herwieseln
konnte, wobei sie klarstellte, daß sie niemals uncool Toooom! kreischen würde,
indem sie eben entnervt guckte und mit einem Knopf mit Kabel im Ohr beeindruckte.
Die Frau war wichtig - und ganz ehrlich - mit dem Bäuchlein sollte sie kein weißes
Häkelkleid tragen ...
Der Film war übrigens Klasse!
Ich war noch einmal kurz aus dem Kinosaal gewetzt und habe mir Nachos und Cola ligt - und Felix ein
Bier geholt, (hatte ich erwähnt, daß es mein Geburtstag war???) nachdem der beste aller
Göttergatten alle Andeutungen, wie gerne ich Nachos und Cola light hätte geflissentlich
ignoriert hatte.
Doch, der Film war Klasse!
Viele Großaufnahmen von Tom, viel Action, viel pseudowissenschaftlicher Schwachsinn, ein
hinreichend böser Bösewicht, eine süße Hauptdarstellerin, mit der sich das
weibliche Publikum ohne Probleme identifizieren konnte und was mir gefiel, viel offene Ironie.
Besonders schön war die Szene, wo Ethan Hunt einen hochkomplizierten Plan entwirft, in ein
Gebäude zu kommen, während sein Gegenspieler genau diesen Plan errät, weil Ethan
quasi nicht anders kann, als eine seiner schwachsinnigen Luftakrobatiknummern einzubauen, statt zu
riskieren, auch nur einem Wachmann ein Haar zu krümmen (die dann natürlich von besagtem
Gegenspieler gemetzelt werden ...)
Den hässlichen Kratzer auf der Wange, bekommt er übrigens erst ganz am Ende ...
Ist der süß!, dachte ich auf dem Weg zum Auto, während Felix erzählte, daß
bei dem Motorrad-Stunt zweimal die Reifen gewechselt wurden, daß Teil 1 viel besser war, daß
dieser Regisseur ein Faible für Tauben hat, daß das mit den Viren hochgradiger Schwachsinn
war, daß das mit dem Flugzeug so nicht funktionieren könnte, daß das mit der Waffe
am Ende nicht funktionieren kann, daß ...
Puh, ist der Typ süß!!!
vielleicht hätte ich ihm doch meinen BH vor die Füße schleudern sollen???