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Neues vonder Hausfrau

Lippenstiftlinie

Landeier am Strand

die Ente Wer hat an der Uhr gedreht...?
Heute ist tatsächlich schon Dienstag. Die Kinderlein schlafen, das Babyphone zu den Kindern unserer Bekannten schweigt still, der Kerzenschein spiegelt sich hochromantisch auf den Deckeln unserer Laptops und nur noch 3 Tage Urlaub liegen vor uns.
Ich vergaß den Weißwein und das sonnenbrandige Gesicht des besten aller Ehemänner, welches im stetigen Wechsel zwischen Konzentration, Frust und Verwirrung schwankt. Gelegentliches Triumpfgeheul wäre mir lieber, da er an der Club-Datenbank arbeitet. In 3 Tagen geht es tatsächlich wieder gen Köln und hinter uns liegen dann 2 Wochen Texel, in denen die verhinderte Green-Peace-Aktivistin geweckt wurde.
In Ermangelung gestrandeter Buckelwale habe ich kleinere Tiere gerettet. Den Anfang machte ein Marienkäfer, der jämmerlich in den Fluten zu versinken drohte, worauf das nicht minder jämmerliche Gebrüll meiner Tochter hinwies. Zum Dank dafür, daß ich ihn wieder aus dem Wasser fischte, schwappte mir die Nordsee in die Schuhe. Und als ich ihn später, auf Drängen meiner Tochter viel später und sehr weit vom Meer entfernt, auf eine Marienkäferlieblingspflanze, nämlich die Brennnessel, absetzte, beglückte ich mich gleich noch mit einem juckenden Handrücken. Aber was soll es?
In den Augen meiner Tochter war ich eine Heldin und das sind Mütter mit steigendem Alter ihrer Kinder immer seltener.
Kurz darauf machten wir wieder so eine Kutter-Fahrt. Weshalb erinnere ich mich immer erst mitten auf so einer Fahrt, daß ich sie nicht vertrage? Egal, dieser Kutter hatte seine Fahrten damit schmackhaft gemacht, irgendwie Meeresgetier an Bord zu schaffen und in ein Schaubecken zu tun. Zur leichten Seeübelkeit würde also nicht das unangenehme Gefühl kommen, einem Massensterben beizuwohnen, wie bei der letztjährigen Fahrt auf einem Garnelenkutter, der die zappelnde Ladung vor unseren Augen kochen und dann verteilen würde. (damals gelang es mir 3 Krebse zu retten)
Gebannt schauten wir also, was alles so ins Schaubecken kam - neben allerlei zappeligen, krabbeligen oder sehr flachen Etwassen, schlugen mir einige einsame Beine und rückenschwimmende Knurrhähne auf den Magen. Entbeint und gestorben, nur um von einer Horde ahnungsloser Touristen angegafft zu werden. Der Kapitän (?) war ein herziger Bursche, der einen rückenschwimmenden Fisch aus dem Wasser nahm, kräftig hineinpustete und ihn dann so ins Wasser hielt, daß es aussah, als würde er sich wieder bewegen. Da der Gag gut ankam, machte er es gleich noch einmal.
Nein, ich habe diesen echten Seemann nicht mit meinem Handtäschlein vermöbelt und zum Boykott der Fischkillertouren aufgerufen.
Bleich, aber gefasst wankte ich an meinen Platz zurück und machte mir klar, daß dieser Mensch tagtäglich von mehr oder weniger lebendigen Fischen umgeben ist, so wie mich eine einzelne tote Taube nicht weiter beeindrucken könnte. (viele tote Tauben würden mich durchaus beunruhigen).
Als der Kutter wieder anlegte, war das Schaubecken leer, bis auf einige einsame Beine. Fast leer, wie der zweite Blick verriet. Einige Garnelen paddelten noch einsam darin herum. In dankbarer, fast schuldbewusster Erinnerung an die Fahrt des letzten Jahres und das eine oder andere Garnelen-Cocktail, fischte ich die beiden schnell aus dem Becken und schleuderte sie ins Hafenbecken. (wobei sie der Aufschlag auf die Wasseroberfläche vermutlich betäubte, bevor sie die Hafenbrühe umbrachte, oder ein verfressener Karpfen sie verschlang. Moment, Salzwasser-Karpfen? Hundsgemeine Tintenfische?
Jemand, der mit kochendem Wasser ganze Ameisenvölker und den eigenen Rasen umbringt, sollte keine Seeleute verurteilen, die tote Knurrhähne beatmen. Oder?
Ich habe einfach keine Ahnung, was Strände oder Meere angeht. Immerhin habe ich begriffen, daß man die Blicke besser in die Ferne schweifen lässt, statt Einzelteilen in der Nähe zuviel Aufmerksamkeit zu schenken. Die vielen einzelnen Krebsbeine verwirren mich und von sehr vielen Sachen wüßte ich lieber nicht so genau, was sie sind. Besser gesagt, was sie einmal waren.
Da aber Michaela im aktiven Fragealter ist, habe ich mir doch die eine oder andere entsprechende Lektüre besorgt und erkenne Eikapseln von Wellhornschnecken, ohne zu wissen, was nun wieder eine Wellhornschnecke ist. Gänsekot, Rückenschilder von Tintenfischen, Wirbelsäulen von Kaninchen (dumm nur, wenn noch ein Entenkopf daran hängt... - aber auf der sehr anschaulichen Schautafel war es halt eine Wirbelsäule eines Kaninchens...), Eier von hundsgemeinen Tintenfischen, Seepocken und vom Meer rundgeschliffenen Torf, der in unglücklicheren Fällen auch rundgeschliffenes, nicht sammelfähiges Hunde-AA sein könnte.
Strand mit Kindern ist Klasse. Entweder man muss aufpassen, daß sie nicht in den Fluten versinken oder man darf einige Zentner Muscheln für sie tragen, ohne die sie nicht mehr leben können und von denen sie treuherzig versichern, daß es nur ganz besonders schöne Muscheln sind.
Immer noch besser als:
Mama, guck mal!
Zuletzt hatten sie eine ausgesprochen tote Möwe entdeckt. Nachdem Felix zugab, dem Tier nicht mehr helfen zu können, sprach unser Töchterlein, welches einen katholischen Kindergarten besucht, zumindest noch ein Gebet für das Tier und brauchte das eine oder andere Bonbon um über diesen Kummer hinwegzukommen.
Typischer Stranddialog:
Mama, was ist das?
Wah! Nimm das weg! oder ähm, hm, tja, also, Felix? hm, tja - möchtest du noch ein Bonbon???
Schön ist da das Ecomare. Becken mit Schautafeln, die Eltern allwissend präsentieren.
Mein Kind, das ist ein Glattbutt, Steinbutt, etc und pipapo, ganz einfach, weiß doch jeder! Strände ohne Kinder sind einfacher - meistens.
Gestern stand das Babyphone im Zimmer unserer Kinder und ermöglichte unseren mitgereisten Freunden tadellosen Empfang etwaigen Kindergeschreis, während wir uns händchenhaltend der romantischen Wirkung von Sonnenuntergängen, Stränden, Dünen und eines Leuchtturms hingaben.
Hatte ich bisher Capri-Hosen ziemlich unkleidsam gefunden, weiß ich nun ihre Wasserwatfähigkeit zu schätzen. Sweet nothing schwatzend, näherten wir uns einem am Strand herumstehenden Schwarm Federvieh. Fast alle Vögel standen im Wasser und schienen ebenfalls den Sonnenuntergang auf sich wirken zu lassen. Nur ein Tier lag gegen einen Stein gelehnt abseits.
Ratlos näherten wir uns. Unterschwellig in der Hoffnung, er würde laut gackernd das Weite suchen, was er aber nicht tat. Tot war er allerdings auch nicht, wie wir noch viel unterschwelliger hofften, hätte es uns doch die Möglichkeit gegeben zu glauben, daß wir ihm irgendwie geholfen hätten, wenn wir nicht leider, leider zu spät gekommen wären.
Er lebte, rührte sich aber nicht von der Stelle.
Romantische Strandspaziergänge sind selten und der romantischste aller Göttergatten war sehr gewillt, ihn fortzusetzen, während ich unschlüssig neben dem Flattermann stand.
Beim Ecomare gibt es so eine Klappe, wo man kranke Vögel abgeben kann, rückte er endlich heraus, bevor er skeptisch fragte, ob ich das Vieh denn anfassen könnte. Die Frage stellte klar, daß er es nicht anfassen würde und kurz darauf schleppte ich also eine Ente durch die Gegend. Die Schautafeln in Michaelas Kinderbüchern bringen kein Licht in das Dunkel welches um die Identität des Federviehs liegt. Keine Möwe, wie ich zuerst annahm - aber was dann?
Ich frage mich, wie Angestellte des Kölner Tierheims reagieren würden, sollte ihnen ein Seemann eine kranke Ratte zum Aufpäppeln bringen, die er bei einem romantischen Spaziergang in einem der Kölner Parks gefunden hat. Die Idee, mich mit meinem geschwächten Flattermann unsterblich zu blamieren nagte an mir, während ich das Herz des geflügelten Wesens pochen hörte. Ohne nennenswerten Widerstand hatte er sich den Weg über den Strand, durch die Dünen zu unserem Haus tragen lassen. Selbst, als wir es wieder geschafft hatten, uns plötzlich vom Wasser umzingelt zu sehen und durch Gewässer ungewisser Tiefen waten mußten, blieb er ruhig, während Felix witzelte, ich solle mich an der Ente festhalten, sollte ich hinfallen, die könnte schwimmen.
Der Leuchtturm blinkte, die Frösche quakten und ich stapfte mit einer Ente im Arm zum Auto.
Das Ente - hat ja auch was mit Vögeln zu tun-Gegrummel meines Gatten ignorierend, stopfte ich das Tier in einen Karton, den Karton ins Auto und ab ging es. Allein, denn mittlerweile war es gut 23 Uhr und zu lange wollten wir unsere Bekannten nicht zum Kinderhüten nötigen.
Auf dem Weg zum Ecomare kamen mir viele recht absurde Gedanken. Dass ich im Karton bei der Ankunft eine tote Ente im Auto hätte, daß die letzte Ente, die ich im Auto hatte gerupft und tiefgefroren war. Eine Sekunde später schwor ich, niemals wieder knusprige Ente beim Pizza-China-Taxi zu ordern. Dieses gefiederte Etwas war mir ans Herz gewachsen.
Dennoch setzte ich sie mitten in der Nacht in die Aufnahmebox vom Ecomare. Ein Kasten, mit Luftlöchern versehen und Zeitungspapier ausgelegt. Unschlüssig ging ich zum Auto zurück. Himmel, war es dort nachts einsam! Noch einmal zum Kasten zurück und unschlüssig schauen. Arme Ente...
Einfach so alleine lassen? Als kurz der Gedanke an die Hamburger Babyklappe durch meine Vorstellung zuckte, stieg ich entschieden in das Auto, drückte etwas panisch die Knöpfchen herunter, drehte das Radio auf und überfuhr vermutlich einen Frosch.
Zumindest hopste einer in die Scheinwerferbeleuchtung meines Wagens.
a heart will go on, schluchzte die halb verhungerte Celine Dijon aus dem Lautsprecher und ich schluchzte auch, weil ich nie wissen werde, was aus meinem gefiederten Freund wird. Ob er sich erholt hat, und was er überhaupt ist.
Felix heiterte mich im männlichen Brachialstil auf, als er am nächsten Morgen meinte, daß meine Ente mittlerweile sicher längst entsorgt wurde. Haha - versorgt, natürlich...
Ich habe mich soeben gerächt und einige schwer umsetzbare Anregungen zu der Clubdatenbank gemacht, die übrigens zu meinem Geburtstag fertig sein soll. (dieses Jahr...)
Und das ist keine Ente!

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