28.10.1997
Der Oktober - ich finde ihn so deprimierend schön...
Keine Panik, ich versuche mich jetzt nicht als Lyrikerin, sondern möchte nur meine derzeitige Faulheit an meinen Seiten erklären.
Also, Weihnachten...
Ich kam aus der U-Bahn und je höher die Rolltreppe mich und Oliver brachte, desto mehr sah ich von einem herbstlich belaubten
Baum und schwupps, da war es, das Weihnachtsgefühl. Ich bin ein ausgesprochener Herbstmensch und ich liebe es, die dicken
Jacken und Pullis wieder aus ihren Sommerquartieren zu befreien, Michaela neue Gummistiefel zu kaufen und in meinen Rezepten zu
wühlen. Eintöpfe, Plätzchen und Tees werden wieder aktuell. Kuschlige Leseabende und ein gutes Gewissen, wenn man am Computer
herumsurft, statt das gute Wetter zu genießen, sind in Sicht.
All dies will aber gut vorbereitet sein.
So habe ich in den letzten Tagen in einer ziemlichen Gewaltaktion sämtliche Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke
durchgeplant und ihre Beschaffung in erreichbare Nähe gerückt. Dazu gehörte ein abendlicher Metrobesuch mit 2 Kindern...
Die meisten Geschenke kaufe ich über das Jahr verteilt, wenn ich etwas entdecke, was zu meinen Lieben paßt. Die Geschenke,
von denen ich gerade sprach, waren die Weihnachts- und in Michaelas Fall Geburtstagsgeschenke meiner zahlreichen Eltern und
meines Schwiegervaters für meine Kinder.
Dieses Jahr hat Michaela erstmals Wünsche geäussert. Ein Puppenhaus - und von mir in den Mund gelegt, auch so ein tolles Klettergerüst
mit Schaukel für ihr Zimmer, wie ihre Kusinen es haben. Sobald es einmal fest installiert ist, werde ich ständig tausend Tode sterben,
aber Bewegung ist wichtig und Michaela ist sehr vorsichtig. Sie macht zwar die tollsten Stunts, aber die werden langsam vorbereitet
und geübt, bevor sie sie mir vorführt.
Des weiteren habe ich auch schon den St. Martins Schnickschnack für die kleinen Sänger besorgt - und versuche mühsam, Michaela
zu erklären, daß sie für die Schokolade bei anderen Leuten singen muß, denn sie erzählt mir gelegentlich, daß sie sie in den
Gärten suchen wird. Abends, wenn es dunkel ist - dafür nimmt sie dann die Laterne mit.
Logisch, aber falsch...
Wenn Ihr St. Martin also ein verfressenes Kind mit Laterne in Euren Gärten entdeckt, könnte es meine Tochter sein. Gebt ihr nichts,
bevor sie nicht gesungen hat!
Jetzt brauche ich noch diesen Glühfruchtkram aus dem Reformhaus und einen Vorrat an Nüssen. Nicht, daß ich Nüsse so sehr mag,
aber was taugt ein Herbst ohne Haselnüsse...
Himmlisch, daß Oliver sich so gut an die Flasche gewöhnt hat! Jetzt kann Felix in füttern, währen ich mir lange Herbstwanderungen mit
meiner Freundin gönnen kann. Hoffentlich bekomme ich noch raus, was sie sich zu Weihnachten wünscht - ich werde sie gaaaaanz
unauffällig aushorchen.
Oh, noch einen Wunsch hat Michaela in der Metro durchgesetzt. Sie führte sich auf, wie so ein Kind in einem amerikanischen Spielfilm:
Mama, Mama, das da ist die schönste Barbie der Welt! Bitte, meine liebe Mama, kaufst du mir die zu meinem Geburtstag?
Ich schmolz dahin und kaufte eine kitschige weiße Barbie in weißem Kleid und mit Flügeln (*kreisch*)- und ich zerfloß regelrecht,
als ich auf der Heimfahrt mein schlafendes Töchterlein im Rückspiegel entdeckte, den Barbiekarton im Arm...
Jetzt steht der Karton auf der Geschirrvitrine und Michaela erzählt jedem, der ihr einige Sekunden zuhört, daß das da, die
schönste Barbie der Welt, ihr Geburtstagsgeschenk wird.
Ich denke ja schon an ein Gegengeschenk - eine Schlagbohrmaschine oder eine Kettensäge oder so. Niemals wollt ich
sie in die Mädchenrolle pressen - aber das Ding mußte ich einfach kaufen...