Ob ich unter der Rubrik Rubens-Schwangere schreiben darf? Es kommt wohl auf den Zeitpunkt an. Am ersten Tag der Schwangerschaft beispielsweise war ich ausgesprochen schlank, rauchend und sportelnd. Das änderte sich schnell. Beim ersten Wiegen, beschloss ich von einer gewissen Messungenauigkeit auszugehen. Bei der Differenz zwischen ersten und zweiten Wiegen hielt sich mein damaliger Frauenarzt schon an der Schreibtischkante fest vor Schreck und unterstellte mir, dass ich mich diesmal mit Mantel, Schuhen etc. gewogen hätte im Gegensatz zum letzten Mal. Ich widersprach nicht. Dann legte er mir noch nahe, sanft das Rauchen zu beschränken. Nun, er hatte es nicht anders gewollt. Im vierten Monat war ich rauchfrei und bedurfte dringend Umstandmode in Größe 42 (als ich in den Laden ging und auf die Frage nach meiner Kleidergröße 36, 38 sagte, vergaß die ältere vornehme Dame ihre sorgfältig gepflegten Manieren und lachte laut heraus). Mein Arzt sprach sanft mit mir über Möglichkeiten Speisequark schmackhaft zuzubereiten. Ansonsten empfahl er mir, mit einer gewissen Strenge, keinesfalls mehr zu joggen... Nun, sagte ich mir, du kannst nicht alles können! Du kannst nicht 10 Stunden am Tag in deinem Job verbringen, das Rauchen und Joggen aufhören, nach einer neuen, kindgerechten Wohnung suchen, dich mit deinem Gatten auf die zukünftigen Erziehungskonditionen einigen und irgendwelche Gewichtsangaben aus wirklichkeitsfremden Broschüren einhalten. Leider hatte mein Arzt bei einer Gewichtszunahme von 25 Kilo im siebten Monat kein Verständnis mehr für meine Philosophie, und sprach von ein bisschen Disziplin. Er schien davon auszugehen, dass während einer Schwangerschaft kaum mehr zu tun ist, als zu Hause auf dem Sofa etwas Schwangerschaftsgymnastik zu treiben und sich hin und wieder mit ruhigem Gewissen ein saures Gürkchen zu gönnen. Ich suchte mir also einen neuen Arzt. Mit Menschen, die jeden Mittwoch Nachmittag frei haben, diskutiere ich nicht über viel Arbeit. Mit einer rekordverdächtigen Gewichtszunahme von 32 Kilo hatte ich mit unserer dann existenten Kleinfamilie eine rekrordverdächtig leichte und wunderbare Geburt. Ah ja, 30 Kilo nahm ich in den nächsten 5 Monaten wieder ab (seitdem gelte ich als Profi für Disziplin und gesunde Ernährung), zwei Kilo sind mir geblieben, zusammen mit ein paar unsichtbaren Schwangerschaftstreifen und einem wunderbaren Kind. Das war vor zehn Jahren, ich kann mich nicht beschweren. Christine am 10.02.00 |
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