Hallo Carola,
Du sprichst mir so aus der Seele!!!! So eine Seite hätte ich während meiner Schwangerschaft gebraucht. Für mich war die Wiegepozedur ein Horrortrip, der mir (ohne Witz) Heulkrämpfe und Schreckensvisionen bereitete. Aber von vorne: Ich hatte schon immer mit Übergewicht zu kämfen. So ca. 2 Crashdiäten pro Jahr ließen mich aber immer noch zum Kreis der "Normalgewichtigen" zählen. So war ich denn auch unsäglich dankbar als in meinem Mutterpass nicht der Risikofaktor Adipositas, also Fettleibigkeit, angekreuzt wurde. Die Ärztin legte mir dennoch ans Herz, mehr als sehr schlanke Schwangere auf mein Gewicht zu achten. Das wollte ich auch tun, habe es meines Erachtens auch getan mit folgendem Resultat: Auf den Kopf genau 30 kg Gewichtszunahme!!! Wie es dazu kam? Ich weiß es selbst nicht sogenau. Manchmal ereilten mich Fressattcken, ich hörte mit dem Rauchen auf und bildete Ödeme aus. Was am meisten dazu beigetragen hat, ist aber wohl das ständige Nachdenken über die Gewichtszunahme, die Angst vor dem nächsten Wiegetermin und die Kommentare der Arzthelferinnen und der Ärztin. Meine größte Angst vor der Entbindung war die, bei Eintreffen in der Klinik wieder von fremden Menschen gewogen zu werden. Zur Entbindung mit 30 kg mehr hatte ich die 100 kg-Grenze erfolgreich durchbrochen!!!! Vor jedem Vorsorgetermin, habe ich nichts gegessen und getrunken und bin selbst im dicksten Wetter nur in dünnen Blüschen zum Arzt gegangen, um so ein paar Gramm zu schinden. Selbstverständlich bin ich nie mit Schuhen auf die Waage gestiegen. Auch heute noch habe ich das "Klacken" der Waage im Ohr, wenn sich die Arzthelferin nur langsam an mein neues Gewicht herantastete. Nach der Entbindung, übrigens auch ein großes Kind mit über 4000g, hatte ich 14 kg weniger (wohl wegen des Wassers). Mehr habe ich bis heute nicht abgenommen, was mir fast das Stillen verleidet, denn deswegen darf ich ja keine Diät machen. Leider gehöre ich nicht zu dem Typ Frau, an dem das Stillen zehrt. Ich mache also wieder den selben Fehler: Schon die Schwangerschaft habe ich von meinem Gewichtsproblem überschatten lassen und vermiese mir hierdurch auch die Stillzeit. Meine Hebamme hat mir ein paar gute Worte auf den Weg gegeben: Lern Dein Gewicht in dieser Zeit zu genießen. In der Schwangerschaft den immer größer werdenden Bauch, den anschwellenden Busen, Dein glattes rundes Gesicht. In der Stillzeit das Wunder, daß Du mit Deiner (und vielleicht auch gerade durch Deine) Leibesfülle in der Lage bist, Dein Kind vollständig zu ernähren. Unsensible Ärzte und Arzthelferinnen tragen wohl am meisten dazu bei, daß viele Frauen ihre Schwangerschaft als Gewichtsproblem betrachten. Bei der großen Ultraschalluntersuchung sagte der Arzt sichtlich ungehalten zu mir: Na bei Ihrer Bauchdecke soll man was erkennen...... Da ist wohl wirklich Umdenken gefragt!!! Zum Teil ist es auch schon geschehen: Es soll Hebammenzentren geben, die die Schwangeren anhalten, sich am Vorsorgetermin zu Hause zu wiegen und dieses Gewicht dann anzugeben. So wird die entwürdige Wiegeprozedur erspart. So, das war jetzt sehr viel und sehr durcheinander zum Thema dicke Schwangere. Da ich noch immer sehr dick und von starken Komplexen geplagt bin, möchte ich Dich bitten meinen Namen nicht zu veröffentlichen. Vielen Dank auf jeden Fall, daß Du dieses Thema aufgegriffen hast. am 28.06.98 |
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