Knapp 60 % der verheirateten und 64 % der alleinerziehenden Frauen mit minderjährigen Kindern
sind berufstätig. Wie viel Mütter arbeiten, hängt mit Alter und Anzahl der Kinder
zusammen. Mütter mit kleinen Kindern arbeiten deutlich weniger als Mütter mit fast
erwachsenen Kindern. Laut einer von der Zeitschrift Brigitte durchgeführten Studie würden
viele Frauen gerne mehr arbeiten bzw. überhaupt arbeiten. Das Problem ist, wohin mit den
Kindern, denn die Väter sind in der Regel Vollzeit berufstätig.
Fast die Hälfte der nichtberufstätigen Mütter sagt, dass sie keine Betreuung für ihr
Kind hätten. Mehr als ein Drittel verzichten auf den Beruf, aufgrund der hohen Kosten für
die Kinderbetreuung.
Für vierjährige Kinder besteht seit 1990 ein Regelanspruch auf einen Kindergartenplatz.
Man geht davon aus, dass der Bedarf hier mittlerweile gedeckt ist, nicht aber für jüngere
und ältere Kinder. Das Angebot an Tagesbetreuungen für die unter Dreijährigen ist dürftig
und das Betreuungsangebot für Grundschüler ist vor allem in den alten Bundesländern
mangelhaft. In vielen Familien taucht das Betreuungsproblem mit dem Schuleintritt des Kindes auf.
Oft bleibt nur die Möglichkeit die Arbeit zu reduzieren - oder?
Welche Möglichkeiten haben Eltern, die beide gerne voll arbeiten möchten oder gar müssen?
Da die Nachfrage nach Hortplätzen bei weitem höher ist als das Angebot, können sich
Eltern nicht darauf verlassen, dass ihre Kinder voll betreut werden. Sie müssen selbst die
Initiative ergreifen und nach adäquaten Lösungen suchen.
Schauen Sie sich nach anderen Eltern um, die in der gleichen Situation sind wie Sie.
Eine erster Schritt ist, zusammen mit anderen betroffenen Eltern eine Reihumbetreuung zu organisieren.
Eine weitere Maßnahme ist, gemeinsam an der Grundschule, an die die Kinder gehen, einen
Förderverein zu gründen, um die Schulleitung auf das Thema Betreuung anzusprechen.
Wichtig ist, das als rechtsgültig eingetragener Verein zu machen, weil Eltern gegenüber
der Schule erst dann eine Rechtsperson sind. Stellt die Schule einen Betreuungsraum zur Verfügung,
können die Eltern weitere Fragen hinsichtlich des Personals klären. Je nach Region gibt es
unterschiedliche Möglichkeiten. Gegebenenfalls kann eine ABM-Kraft eingestellt werden oder
geringfügig Beschäftigte auf 630 DM-Basis. Eventuell gibt es sogar Programme über das
Sozialamt, zur Eingliederung von Sozialhilfeempfängern. Die Möglichkeiten vor Ort
entscheiden, wie die Betreuung nach der Schule in Eigenregie organisiert werden kann.
Die Lösungen sind meist nicht langfristig, man muss sich von Jahr zu Jahr hangeln.
Anstrebenswert ist natürlich eine dauerhafte kommunale Förderung, beispielsweise eine
ABM-Kraft für zwei Jahre. Die Eltern sollten versuchen eine politische Lobby zu finden. Das
setzt viel Initiative von Seiten der Eltern voraus und einen langen Atem. Denn bis sich so etwas
etabliert dauert Jahre, aber genau auf diese Weise haben Eltern auch den oben genannten
Regelanspruch für vierjährige Kindergartenkinder durchgesetzt.
Was muss man wissen, wenn man Hortplätze einrichten will?
Es gibt eine Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiative, der wiederum verschiedene Einrichtungen der
Bundesländer (hauptsächlich der alten Länder) angehören, die man kontaktieren
und um Hilfe bitten kann. Hier bekommen Sie Informationen und Beratungstermine. Im einem konkreten
Gespräch wird geklärt, welche Voraussetzungen für die Gründung eines Horts erfüllt
sein müssen und welches Land mit welchen Mitteln wie fördert.
Wie ist das mit den Kosten?
In der ersten Zeit müssen die Eltern selber für die Betreuung aufkommen. Jedoch gibt es
Möglichkeiten, die Kosten zu minimieren, zum Beispiel durch Unterstützungen von Seiten des
Arbeits- oder Sozialamtes bezüglich des Personals. Oder man versucht, Sponsoren für das
Projekt zu finden, wie z.B. die örtliche Sparkasse. Auch kann man um betriebliche Unterstützung
bitten. Hierzu müssen Mütter ihren Arbeitgeber ansprechen.
Eine Betreuung kann anfangs auch ohne öffentliche Mittel organisiert werden. Auf Dauer
allerdings sind Fördermittel notwendig. Je engagierter die Eltern sind und je mehr die
Initiative ergreifen, desto höher sind die Chancen etwas zu erreichen.
Welche Alternativen gibt es?
In manchen Ländern gibt es zum Beispiel eine verkürzte Form des Horts, die
Über-mittag-Betreuung, die bis 13/14 Uhr und teilweise länger geht. Hiermit retten
sich Eltern über den auch mal früheren Schulschluss hinaus.
Es existieren Kooperationen mit Sportvereinen, die den Kindern in der Mittagszeit Sportangebote
machen. Wenn das möglich ist und das Kind daran Spaß hat, ist das natürlich ein
tolles Angebot, um sich nach der Schule erst mal auszutoben.
Weiterhin gibt es Essensangebote und Hausaufgabenhilfen, das ist allerdings von Ort zu Ort
verschieden.
Manchmal bietet sich auch an, einen bereits bestehenden Hort auszubauen oder mit Jugendzentren zu
kooperieren.
Abgeraten wird von der Idee, mit anderen Eltern zusammen eine Tagesmutter zu engagieren. Das Modell
eignet sich eher für Kleinkinder als für Schulkinder.
Für Familien, die sich ein das leisten können, können eine Au-pair-Kraft einstellen. Das
Honorar für Tagesmütter wird nur in Härtefällen zuerkannt (z.B.
Alleinerziehenden: Achtung, auch hier gibt es regionale Unterschiede). Jede andere Familie muss bei
einer Tagesmutter mit Betreuungskosten von 600,- DM rechnen.
Da das viel Geld kostet, werden die Eltern aufgerufen andere Betreuungsmodelle ins Leben zu rufen.
Langfristig ist das der vielversprechendste Weg, eine Lösung für die Situation
berufstätiger Eltern zu finden.
Wer Ihnen in der Nähe Informationen und Unterstützung bietet, erfahren Sie hier:
BAGE e.V. Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen
Einsteinstr. 111
81675 München
Tel. 089 / 470 65 03
Fax 089 / 41 90 28 38
Im Internet unter: www.bage.de
Literaturtipps:
- Tagesmütter - Eine Orientierungshilfe
(Susanne Frinke-Dammann/Reiner Scholz, Rororo Verlag 1998, ISBN 3-499-60322-5)
- Job und Familie kinderleicht. Der neue Karriere-Guide für berufstätige Mütter.
(Birgit Rupprecht-Stroell, erscheint laut Falken Verlag 4/2000, ISBN 3-635-60602-2)
- Allein erziehen - so schaffen Sie es optimal
(Beate Diele, Verlag für die Frau 1996, ISBN 3-7304-0418-0)
- Welche Horte brauchen Kinder? Ein Handbuch
(Gabriele Berry, Ludger Pesch, Luchterhand Verlag 1996, ISBN 3-4720-2902-1)
- Babysitter, Hort & Co. Ratgeber zur Kinderbetreuung
(Dagmar Wolf, dtv Verlag 1998, ISBN 3-4233-6094-1)
- Hort hat Zukunft
(Gabriele Schratt, Don Bosco Verlag 1999, ISBN 3-7698-1135-6)
Mit freundlicher Genehmigung von: |
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Volle Kanne, Susanne |
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