Broschiert - Goldmann
287 Seiten
Erscheinungsdatum: Dezember 2000
ISBN: 3442541387
The Long Midnight of Barney Thomson Sprache: Englisch
Taschenbuch - 224 Seiten - Long Midnight Publishing
Erscheinungsdatum: 12. Dezember 2003
ISBN: 0954138716 |
Furcht und Schrecken im Frisörsalon von Douglas Lindsay
Vorneweg: das wird eine klare Kaufempfehlung! Ich habe das Buch gerade durch und direkt weiterverliehen.
Barney Thomson sieht aus wie ein ruhiger, langweiliger, mittelalter Sesselfurzer.
Der Typ, der Spinnen mit der Hand einfängt und vor der Haustür wieder aussetzt, anstatt sie wie wir anderen einfach zu
zerquetschen. Ok, dies ist ein Zitat, ich zerquetsche selbstredend auch keine Spinnen, sondern
setze sie vor der Haustür wieder aus.
Barney Thomson ist 46 Jahre alt und ist ein wenig begabter Frisör.
In dem Friseursalon arbeitet er mit Wullie, dem Sohn seines alten Chefs und Chris zusammen. Beide würde er gerne umbringen, aber wir wissen alle,
dass er nicht der Typ ist, der dies wirklich tut.
Zu Barneys Leben gehört noch seine Frau Agnes, die für ihr Leben gerne Soaps schaut und
seine Mutter, die ein Faible für Quizshows hat und die er wöchentlich besucht.
Gelegentlich trifft er auch noch seinen Freund Bill zum Domino-Spielen.
Ausserdem nimmt dann noch ein Serienmörder, der den Familien seiner Opfer einzelne Körperteile zuschickt, mehr Einfluss auf Barneys Leben, als diesem lieb ist.
Mit Barney Thomson hat Douglas Lindsay eher so eine Art Antihelden geschaffen.
Er ist kein begnadeter Frisör, er kann noch nicht mal Smalltalk mit seinen Kunden halten und
dass die Kunden meist lieber auf Chris oder Wullie warten, statt sich von ihm bedienen
zu lassen, liegt an eben seinem mangelnden Talent, hebt seine Laune aber natürlich so
wenig wie der häufige Regen, der Glasgow trostlos und ihn nass und missmutig macht.
Dass ein Typ wie Barney kein Serienmörder ist, wissen wir alle, was aber nichts daran
ändert, dass er ziemlich viele Leichen aus seinen Mitmenschen macht oder in fremden
Kühltruhen findet und nicht recht erklären kann. In diesem Buch führt eins zum anderen und
im Endeffekt kann man als Leser ziemlich gut nachvollziehen, dass er gar nicht anders
kann, als irgendwelche Hände zu kochen oder Leichen in Seen zu versenken. Wir hätten kaum
anders gehandelt ...
Dieses Buch ist kein Psychothriller, sondern randvoll rabenschwarzem Humor und einer
Liebe fürs Detail. Der Smalltalk der Friseure ist Klasse, Agnes schaut Soaps vom Feinsten und Cemolinas Quizshows sind
heute nocht satirische Übertreibung, könnten aber morgen schon gesendet werden.
ZB Wessen Höschen ist es? Prominente anhand verfleckter Unterwäsche zu erraten.
klitzekleine Leseproben
Eine Frau in Newton Mearns, eine Frau mit einer vermissten Tochter, hat
heute Morgen eine Sendung erhalten, bei der es sich offensichtlich um zwei
ordentlich in einer Holzkiste verpackte Brüste handelt. Sie brauchte keine zwei
Sekunden, um zu erkennen, dass es sich höchstwahrscheinlich um die Brüste ihrer
Tochter handelt, die ohne Brüste aller Wahrscheinlichkeit nach in mehr als
ernster Gefahr schwebt.
...
Er starrt auf den Boden und fragt sich, was er sagen soll. Er hat das
Gefühl, sich an die goldene Regel halten zu müssen, die da heißt, dass man seiner
Mutter keine Mordabsichten gesteht - wobei er die Norman-Bates-Ausnahme, wo
Mutter und man selbst dieselbe Person sind, keineswegs vergisst. Außerdem hat
Bills entsetzte Reaktion auf seinen ruchlosen Plan seinen mörderischen Elan ein
wenig gedämpft. Es ist zwecklos, mit ihr darüber zu reden. Und wem glaubt er
überhaupt etwas vorzumachen? Er ist Barney Thomson, ein erbärmlicher, kleiner
Frisör aus Patrick. Und kein Killer.
Es zuckt mit den Schultern, murmelt etwas von wegen, da könne man nichts machen,
und klingt wie ein kleiner Junge.
"Warum bringst du sie nicht um?", fragt sie und saugt, so fest sie kann, an ihrer
Zigarette.
Er starrt sie an. Unglauben breitet sich unkontrolliert auf seinen Gesichtszügen
aus. "Was hast du gesagt?"
"Leg sie um. Puste ihnen den Schädel weg, wenn sie dir so viel Ärger machen. Dein
alter Dad hat immer gesagt: "Wenn dir jemand auf die Eier geht, bring das Schwein
um, dann geht es dir nicht mehr auf die Eier."
Barney sieht sie an, sieht eine neue Frau, jemanden, den er noch nie zuvor
gesehen hat. Seine Mutter. Seine eigene Mutter rät ihm, Wullie und Chris
umzubringen. Das kann sie nicht ernst meinen, oder? Waren das die Art Weisheiten,
die sein Vater verbreitet hat? Er erinnert sich an ihn als einen gütigen sanften
Mann; entfernte Erinnerungen von weichgezeichneten, warmen, sonnigen
Sommernachmittagen.
"Ist das dein Ernst?"
Sie zuckt mit den Achseln und zündet sich eine neue Zigarette an. "Ich weiß nicht,
ob das seine genauen Worte waren, es ist schließlich vierzig Jahre her, aber es
war etwas in der Richtung, da bin ich ganz sicher."
...
Für ihn ist es ein großartiger Tag gewesen, der beste, an den er sich erinnern kann, seit er zum ersten Mal eine Schere in die Hand genommen hat. Und Barney wird von nun an jeden Tag, der nicht damit endet, dass er jemanden ersticht, als Erfolg betrachten....
Douglas Lindsay,
wurde 1964 in Schottland geboren. Und mehr ist schwer über ihn herauszufinden ...
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Klappentext:
Barney Thomsons Erfolge als Frisör sind bescheiden. Nicht nur, weil er im Haareschneiden
eine echte Null ist und schon erwachsene Männer zu Weinkrämpfen getrieben hat. Barney
hat auch keine Ahnung von Small talk. Denn erstens haßt er Fußball. Zweitens alle Kunden. Aber am meisten haßt er seine
Kollegen Christ und Wullie, die bei der Arbeit problemlos die Ergebnisse des letzten
Heimspiels der Glasgow Rangers oder die sexuellen Neigungen von Florence Nightingale diskutieren
können. Doch über Nacht wird alles anders. Denn in Glasgow treibt ein Serienmörder
sein Unwesen, dem ausgerechnet Barney auf die Spur kommt. Leider hat er durch eine unglückliche
Verkettung von Umständen mittlerweile selbst eine Leiche am Hals, die er loswerden muß. Und von Tag
zu Tag wird das Leben des kleinen Frisörs abenteuerlicher und seltsamer ...
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