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03/20/2007 "medica mondiale: Steiger-Award darf nicht an Karzai gehen!"

Köln/Bochum, 17. März 2007. Die Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale kritisiert scharf, dass Afghanistans Präsident Hamid Karzai heute in Bochum wegen seiner "Toleranz" den sogenannten "Steiger Award" erhalten soll. medica mondiale-Gründerin Dr. Monika Hauser forderte Karzai außerdem auf, den Preis nicht anzunehmen.

Der von zwei Bochumer Unternehmern ins Leben gerufene Preis wird heute in der Bochumer Jahrhunderthalle zum dritten Mal an namhafte Persönlichkeiten verliehen, die für ihre Erfolge und Aktivitäten in verschiedenen Bereichen gewürdigt werden - wie z.B. Europa (Hans- Dietrich Genscher); Lebenswerk (Joachim Fuchsberger), Film (Iris Berben) oder Musik (Wolfgang Niedecken). Die Veranstaltung ist mit vielen prominenten Laudatoren und Moderator Steffen Seibert hochkarätig besetzt.

In diesem Rahmen nun, so kritisiert medica mondiale, werde ein Mann für "Toleranz" geehrt, der soeben dafür gesorgt hat, dass "in seinem Land kein einziger Kriegsverbrecher angezeigt und bestraft werden kann", so Monika Hauser. Karzai hatte vor wenigen Tagen gegen internationalen Protest unter anderem durch Louise Arbour (UN-Beauftragte für Menschenrechte) ein Gesetz unterschrieben, das allen afghanischen Kriegsverbrechern der letzten 28 Jahre Immunität verleiht. In einem Brief an einen der Initiatoren des Preises, Sascha Heller sowie an die anderen PreisträgerInnen dieses Jahres weist Hauser darauf hin, dass mit einer Verleihung des Preises an Karzai der "Preis für Toleranz" eine makabre Bedeutung erhalte : Als "Preis der Toleranz gegenüber Kriegsverbrechern".

Hauser weiter: „Die Bevölkerung in Afghanistan ist aktuell gelähmt von dieser Ungeheuerlichkeit der Amnestie– verlieren die Menschen jetzt doch die allerletzte Hoffnung auf ein Quäntchen von Gerechtigkeit.

Aus den leidvollen Erfahrungen von Überlebenden des Holocaust und anderer Völkermorde wissen wir, dass die fehlende Anerkennung des erlebten Leides ihnen den Rest an Lebenskraft nimmt. Öffentliche Wahrnehmung ist eine absolute Voraussetzung für jegliche Bearbeitung solcher Menschenrechtsverletzungen.“

Hauser wies darauf hin, dass sie wisse "dass Hamid Karzai in einer schwierigen Lage ist. Seine politischen Entscheidungen mögen einem strategischen Machtkalkül folgen, für die Bevölkerung sind sie niederschmetternd und fatal. Wie soll eine Frau, die zigmal vergewaltigt worden ist und damit in ihrer Gesellschaft alles verloren hat, zudem ihre Liebsten verloren hat, keinen Ort mehr hat in ihrer Welt, wie soll sie einfach verzeihen?".

Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt dringend Karzai in seinen demokratischen Ansätzen starken: "Wir haben die Hoffnung in Karzai noch nicht völlig verloren. Ohne die internationale Gemeinschaft jedoch besteht die akute Gefahr, dass ein demokratisches Afghanistan verloren ist!"

HG.: medica mondiale - Hülchrather Str. 4 - 50670 Köln - www.medicamondiale.org