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11/13/2003 "Kampagne gegen Kinderwerbung"

Kampagne gegen Kinderwerbung

Kellogg's wirbt derzeit mit der Aktion "Kellogg's Frosties für Schulsport". Schüler sollen gemeinsam "Tony Taler" aus den Packungen sammeln und diese dann gegen Sportmaterialien für ihre Schule eintauschen. In einem Musterverfahren verklagt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Firma Kellogg's nun wegen dieser Werbeaktion. Im Rahmen seiner Kinderkampagne "Schaust Du nur oder kaufst Du schon?" will der vzbv gerichtlich klären, wie weit Unternehmen bei auf Schulen ausgerichteter Werbung gehen dürfen. Es sei nicht hinnehmbar, dass die schlechte Finanzlage der Schulen durch Werbung ausgeglichen werden müsse, begründet vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller die Klage. Derzeit werden auch die Eltern teilweise über Schreiben des Elternbeirats aufgefordert, die Aktion zu unterstützen. Um die gesammelten Taler eintauschen zu können, ist es notwendig, einen Stempel der Schule vorzuweisen. Für ein Badminton-Set von Kellog's ist der Kauf von 50 Packungen Kellogg's Frosties oder
Kellogg's Chocos erforderlich, was einem finanziellen Aufwand von rund 140 entspricht. Zum Vergleich: Bei ebay sind neuwertige Badminton-Sets bereits ab 14,99 erhältlich. Die Kellogg's-Aktion wird von der Deutschen Schulsportstiftung unterstützt, in deren Kuratorium sämtliche Kultusminister der Länder vertreten sind. Bereits im Oktober hatte der vzbv die Kultusminister um eine Stellungnahme gebeten. Das schleswig-holsteinische Kultusministerium teilte daraufhin mit, dass die Aktion gegen das Landesschulgesetz verstoße und sich Schleswig-Holstein deswegen nicht daran beteiligt habe. Die Kultusminister von Brandenburg und Rheinland-Pfalz prüfen die Angelegenheit noch; eine Antwort von den übrigen Kultusministern steht noch aus. Aus Sicht der Verbraucherschützer droht mit der Aktion kommerzielle Produktwerbung mit dem Stempel der Schule Einzug in die Klassenräume zu halten. Dem steht der staatliche Bildungs- und Erziehungsauftrag entgegen, der auch beinhaltet, Schülerinnen und
Schüler wenigstens in der Schule vor einem Übermaß an Werbeeinflüssen zu schützen.
Mit einer Kaufkraft von jährlich rund 20 Milliarden Euro sind die 11 Millionen Mädchen und Jungen in Deutschland eine lukrative Zielgruppe der Werbewirtschaft. Die Werbeflut ist auch ein Grund für das fehlgesteuerte Konsumverhalten von Kindern und Jugendlichen. "Es ist kein Zufall, dass jedes fünfte Kind in Deutschland übergewichtig ist und dass die 6- bis 12 -Jährigen ihr Taschengeld in erster Linie für Süßigkeiten ausgeben, wenn im Umfeld von Kinderprogrammen massiv für Schokoriegel, gezuckerte Milchprodukte, Eis, Softdrinks oder Snacks geworben wird", so der vzbv.
Weitere Infos unter: www.kinderkampagne.de .